Wentorf. Viele Wentorfer Familien sehnen den Augenblick herbei: Am Sonntag, 25. Oktober, werden die Namenstafeln am Ehrenmal offiziell eingeweiht.
Mit ihnen erhalten Gefallene und Vermisste aus Wentorf einen Platz, an dem ihrer gedacht werden kann. „Ich freue mich sehr, dass der Name meines Vaters dort sichtbar wird“, sagt beispielsweise Karin Hube, deren Vater aus dem zweiten Weltkrieg nicht zurückkehrte. „Die Trauer endet nie“, weiß sie aus eigener Erfahrung.
Ihr Mann, Christian Hube, hat Wentorfs Gedenkbuch für das Projekt neu geordnet und ergänzt. Der 72-Jährige war von 1967 bis 1969 Pastor in der Wentorfer Gemeinde. Sein Kollege Helmut Zinner hatte die Namen der Gefallenen und Vermissten 1954 aus dem Reinbeker Gedenkbuch übernommen, als sich die Martin-Luther-Gemeinde von der Reinbeker Gemeinde emanzipierte. Damals rief er die Gemeindeglieder dazu auf, sich bei ihm zu melden, falls sie Angehörige in dem neuen, Wentorfer Gedenkbuch vermissten. Zinner sammelte insgesamt etwa 160 Namen.
Als das Ehepaar Hube 2001 im Ruhestand nach Wentorf zurückkehrte, suchte er in dem Buch nach dem Namen seines Schwiegervaters Hugo Lopau und konnte ihn nicht finden. „Obwohl er, ebenso wie der Name seines Bruders Emil Lopau darin stand“, erinnert sich der 72-Jährige. „Doch durch die Ergänzungen war das Dokument zu unübersichtlich geworden.“ Deshalb begann Hube zunächst, es neu zu ordnen.
Im Frühjahr dieses Jahres nahmen Claus Jörn Rücker, Aribert Führer, Hildegard Ballerstedt und der Gemeindearchivar Dr. William Boehart ein neues Projekt in Angriff, bei dem sie sich wiederum zunächst auf das Gedenkbuch stützten: Sie wollten den alteingesessenen Wentorfern, die im Zweiten Weltkrieg gefallen oder vermisst waren, eine späte, namentliche Würdigung erweisen. Ihr Unternehmen war wiederum mit dem Aufruf verbunden, bisher noch nicht genannte Wentorfer, die aus dem Zweiten Weltkrieg nicht heimgekehrt waren, zu nennen. Dafür überarbeitete Hube das Gedenkbuch komplett: Er ergänzte es um neue Namen, hob die Trennung von Gefallenen und Vermissten auf und ordnete alle alphabetisch. Exemplare des Dokuments stehen jetzt sowohl in der Kirche, als auch im Gemeindearchiv und beim Bürgerverein. Hube nahm auch Angehörige von Wentorfern auf, die im Ort aufgewachsen sind. Dadurch sind im Buch jetzt 214 Opfer des Zweiten Weltkriegs verzeichnet.
Davon werden 109 auf den Bronzetafeln festgehalten. Sie wurden allein durch Bürgerspenden finanziert. „Dabei geht es wirklich darum, der Trauer der Angehörigen einen Platz zu geben“, betont Hube. „Darin ist auch eine Mahnung enthalten. Wer die Ehrung nicht will, um den Anschein eines Heldengedenkens zu verhindern, verkennt die Tatsachen.“ Seine Frau fügt hinzu: „Erinnert man die Namen, sind auch die Menschen noch da.“
Am Sonntag, 25. Oktober, um 12 Uhr werden die Tafeln am Ehrenmal an der Straße Burgberg feierlich eingeweiht. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Posaunenchor der Kirchengemeinde, die Ansprache hält Pastor Christian Hube. Initiator Claus-Jörn Rücker wird sie gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Heidelberg enthüllen.