Es ist ein herber Verlust für die Ortsmitte: Mit der Fleischerei von Milena Bänsch am Markt 16 hat - nach der Aufgabe des Kaufhauses Reinhold & Pabst und dem Ende der Filiale der Konditorei Andersen - ein weiteres für das Innenstadtangebot wichtiges Geschäft für immer geschlossen. Und schräg gegenüber macht mit der Blumen- und Geschenk-Boutique demnächst ein weiterer Einzelhändler zu.
Ladensterben in Glindes Ortsmitte: Die Kundschaft blieb aus - auch wegen der Passagen-Baustelle.
Seit Anfang des Monats ist das Ladenlokal der Fleischerei verwaist, ebenso der Imbiss nebenan. Nach insgesamt 31 Jahren in Glinde konnte Milena Bänsch den Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten, musste sie Insolvenz anmelden. Gründe gibt es dafür mehrere. "Die alten Kunden sterben uns weg, jüngere Menschen haben ein anderes Kaufverhalten", sagt Milena Bänsch. "Aber die Leute haben auch weniger Geld in der Tasche", weiß die Geschäftsfrau, die seit dem Tod ihres Mannes Günter vor acht Jahren die Fleischerei führte. So sei die Kundschaft zusammengeschmolzen - und das trotz zahlreicher Auszeichnungen für die selbst gemachten Wurstwaren und einer Erwähnung in der Zeitschrift "Feinschmecker" als eine der besten Schlachtereien Deutschlands im Jahr 2001.
So wurde die finanzielle Decke immer dünner. "Und von den Angestellten konnte ich mich nicht so einfach trennen. Die waren ja schon lange bei uns beschäftigt, hätten eine hohe Abfindung bekommen müssen", sagt Bänsch. Nun sitzen alle auf der Straße. "Das Fass zum Überlaufen gebracht" habe aber die Baustelle in der Passage und direkt vor ihrer Ladentür. Eine Woche sei das Geschäft nur über einen schmalen Steg zu erreichen gewesen. "Und dann wurde auch noch das Pflaster zweimal verlegt", so Bänsch. "Das hat die Kunden endgültig verprellt."
Die Fleischerei-Tradition der Familie Bänsch, die über drei Generationen zurückreicht, ist unwiderruflich zu Ende gegangen. Eine Schlachterei wird es in Glinde wohl nicht mehr geben. "Ich hoffe natürlich, dass sich ein Nachfolger findet. Aber das ist schon ein bisschen 'Wünsch dir was'", meint auch Jochen Blatz, Vorsitzender der Gewerbevereinigung Glinde (GvG). Er sieht es aufgrund der aktuellen und drohenden Leerstände in der Ortsmitte - Aldi- und Lidl-Umzug sowie eventuelle Edeka-Verlagerung - als wichtig an, den Kontakt mit der Stadtverwaltung zu intensivieren. "Wir können nur gemeinsam etwas an der misslichen Situation ändern."