Schwarzenbek/Husum. Die Frühjahrsblüher zeigen sich gefühlt immer früher im Jahr. Was das Wachstum der Liliengewächse begünstigt.

Es gibt sie in weiß und gelb, doch die vorherrschende Farbe bei Krokussen ist lila. Wenn sich ihre Blüten entfalten, ist der Frühling nicht mehr weit. Doch gefühlt kommen die Krokusse immer früher aus dem Boden.

Einer, der sich mit Krokussen auskennt, ist Martin Boecker. Er ist der Leiter der Stadtgärtnerei in Husum: Mit etwa fünf Millionen Krokussen in dem 50.000 Quadratmeter großen Park ist die Nordseestadt neben Bad Teinach-Zavelstein im Schwarzwald mit rund 1,5 Millionen Blüten die Krokushauptstadt Deutschlands. Die lilafarbenen Krokusse der Art Crocus Neapolitanus verwandeln den Park in ein Blütenmeer. Es ist das einzige Vorkommen dieser Größe im nördlichen Europa. Zehntausende Besucher werden deshalb auch am 18. und 19. März zum Krokusblütenfest in Husum erwartet.

Krokusse blühen auch hinter dem Rathaus in Bergedorf. Louisa Eberhard freut es.
Krokusse blühen auch hinter dem Rathaus in Bergedorf. Louisa Eberhard freut es. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Im „Blütenwunder des Nordens“ wird es langsam lila

Nach seiner Einschätzung ist 2023 kein besonders frühes Krokusjahr. „Im vergangenen Jahr hatten wir die ersten Blüten am Valentinstag, 14. Februar“, sagt Boecker. Weil das Frühjahr warm und trocken war, standen die Krokusse auch noch vier Wochen später beim Fest in voller Blüte. „Da hatten wir Glück, dass die Blüte so lange gehalten hat“, sagt Boecker. Auch in diesem Jahr wird es wohl mit der Vollblüte zum Krokusblütenfest klappen, so der Stadtgärtner: „Sie kommen gerade hoch, aktuell haben wir vielleicht 150 Blüten im Schlosspark.“ Boeckers Einschätzung teilt auch Friedhelm Ringe, Experte beim Naturschutzbund (Nabu) und Initiator der Aktion „Geesthacht blüht auf“. Im vergangenen Jahr seien die Krokusse früher erblüht. Was jedoch tatsächlich immer früher blüht, so der Nabu-Experte, sei die Haselnuss. Schlecht für Allergiker, aber gut für Insekten. Deshalb wurden im Rahmen der Geesthachter Pflanzaktion auch nicht nur Frühblüher gesetzt, sondern auch sogenannte Herbstkrokusse, die von September bis Dezember blühen. Um das Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern wurden zudem im Winter blühende Sträucher wie die Zaubernuss gepflanzt.

Schnee schadet Krokussen nicht, Starkregen schon

In Husum führen Boecker und sein Vorgänger Dirk Dibbern seit 1972 Buch über die Krokusblüte. „Sowohl der Zeitpunkt der ersten Blüten als auch die Hochblüte variiert über die Jahre. Wir hatten auch Jahre, wo die ersten Krokusse bereits am 5. Februar blühten“, sagt Boecker. Klar ist: Trockenes und warmes Wetter begünstigt ihr Wachstum, Starkregen und Hagel hingegen zerstört die Blütenblätter. Schnee überstehen die Blumen, die zur Gruppe der Liliengewächse gehören, hingegen gut. Die Zellen der Blüten sind gegen Frost geschützt, sodass der Krokus sogar durch Schneedecken hindurch wachsen kann. Wichtig ist: Der Boden darf nicht mehr gefroren sein. Und da ist es der Pflanze egal, ob sie geschützt unter einer dichten Schneedecke oder in einem milden Winter ohne Frost wächst. Ihr einziges Problem sind Wühlmäuse, die einen Krokusbestand drastisch reduzieren können. Gelegentlich bringen die Schädlinge die Zwiebeln auch an andere Plätze, sodass an völlig unerwarteten Stellen neue Krokusse wachsen.