Lütau. Das Pilotprojekt war erfolgreich. Nun sollen 2023 alle Scheunenfeten per Bus angefahren werden. Warum das Angebot so gut ankommt.

Sieben Landjugendvereine gibt es im Kreis, die im Sommer zu sechs Scheunenfeten einladen. Zwischen 1000 und 5000 Gäste kommen zu diesen Feiern – zumeist mit dem eigenen Auto oder in Fahrgemeinschaften. Das soll sich im kommenden Jahr ändern: Nach einem Pilotprojekt im vergangenen Sommer sollen 2023 alle sechs Scheunenfeten mit einem Partybus angefahren werden.

Am 8. November ist die Bilanz dieses Pilotprojekts Thema im Kreisausschuss für Regionalentwicklung, der in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Elmenhorst (Lankener Weg 26). Zu den Haushaltsberatungen für den Etat des Jahres 2023 will die Junge Union dann über die CDU-Fraktion einen Betrag von 30.000 Euro für den Partybus einstellen lassen. Den Beschluss, den Bus mit 5000 Euro zu fördern, hatte der Kreistag bereits 2020 gefasst, doch wegen der Corona-Pandemie fielen die Scheunenfeten aus. Zum Neuanfang in diesem Jahr fuhr dann auch der Partybus, dessen Zuschuss dank Haushaltsresten auf wegen der gestiegenen Energiepreise auf knapp 8000 Euro erhöht wurde. Weil sich auch die Fahrgäste an der Finanzierung beteiligten, reduzierte sich der Kreiszuschuss auf rund 6800 Euro.

Im Partybus beginnt die Partystimmung schon auf der Anreise zur Scheunenfete

„Die Party im Bus war mindestens genauso gut wie die Scheunenfete“, fasst Marie Lührs (28) von der Landjugend Breitenfelde die Aussagen der Busgäste zusammen. Am 20. Mai hatten zwei Busse die erste Scheunenfete des Jahres in Breitenfelde angefahren. Ein Bus startete am Schwarzenbeker Bahnhof im Südkreis, der anderen in Siebenbäumen im Nordkreis. Über zahlreiche Haltestellen vorwiegend auf den Dörfern ging es zur Partylocation. Knapp 70 Personen waren an Bord. „Die Sitzplätze waren alle besetzt“, so Lührs. Nur auf der Rücktour, die um 3 Uhr startete, blieben Plätze leer, weil die Besucher schlicht länger feiern wollten.

Auch nach Kählstorf im Nordkreis am 11. Juni sowie nach Worth bei Geesthacht am 2. Juli fuhren jeweils zwei Busse der Unternehmen Dahmetal und Niemeyer. „Für das Pilotprojekt haben wir uns diese drei Orte ausgesucht, weil sie im Süden, in der Mitte und im Nordkreis liegen“, so der JU-Kreisvorsitzende Florian Slopianka, einer der Initiatoren des Partybusses. Während der Auftakt in Breitenfelde noch verhalten war, hatte sich das neue Angebot danach bei den jungen Menschen im Kreis herumgesprochen. Jetzt waren auch die Stehplätze besetzt. „Ein Vorteil ist auch, dass mit dem Busticket auch der Eintritt beglichen ist. Wer per Bus anreist, kann gleich an den Ordnern vorbei zur Fete marschieren, muss sich nicht noch einmal extra anstellen“, so Slopianka. 140 Partygäste, die per Bus anreisen, klinge bei bis zu 5000 Feiernden nicht viel, so Lührs: Man müsse aber auch sehen, dass ja nur zwei Busse gefahren seien.

Landjugend will Angebot durch Pendelverkehr erweitern

Das soll sich im kommenden Jahr ändern. „Unsere Idee ist nun, zu allen Scheunenfeten einen Busservice anzubieten“, sagt Lührs. Lediglich die Landjugend Steinhorst überlegt noch. Für den Auftakt in Breitenfelde ist hingegen sogar ein Pendelverkehr geplant. Lührs: „Die Busse sollen nicht nur einmal hin und zurück fahren, sondern den ganzen Abend über pendeln.“ Auch für die Fete in Worth ist eine Neuerung im Gespräch: „Aus den Befragungen der Besucher wissen wir, dass die gerne auch eine Anbindung an die Städte haben möchten“, so der JU-Vorsitzende, der für die CDU auch im Kreistag sitzt. Die Busse sollen deshalb auch Wentorf und Geesthacht anfahren, um Partygänger nach Worth zu bringen.

Partybus ist auch eine Förderung für den ländlichen Raum

Doch Slopianka denkt noch weiter. Für ihn ist das Projekt auch eine Förderung des ländlichen Raums: „Bisher gibt es bei uns nur den Nachtbus von und nach Hamburg.“ Doch Veranstaltungen für junge Menschen gibt es nicht nur in der Großstadt. „Wir wollen den jungen Leute etwas in unserer Region bieten, und die Landjugendvereine nutzen wiederum die auf den Feten erzielten Einnahmen für Projekte vor Ort“, so der JU-Vorsitzende. Vom Einsatz der Mittel gesehen sei dies ein sehr gutes Ergebnis für ein Pilotprojekt gewesen, hofft Slopianka auf die Zustimmung der übrigen Parteien bei den Haushaltsberatungen und verweist auf die Kreise Plön und Rendsburg-Eckernförde, wo es nach dem Lauenburger Vorbild ähnliche Bestrebungen gebe.

Alternativen zum Partybus gibt es wenige: Allein Breitenfelde wird auch nachts durch die Linie 8810 regelmäßig angefahren. Das gilt jedoch nicht für die fünf übrigen Scheunenfeten-Orte, ganz zu schweigen von den zahlreichen weiteren Dörfern im Lauenburgischen, aus denen die Gäste kommen. Für die gab es bisher nur die Möglichkeit, selber oder in Fahrgemeinschaften zur Feier zu fahren – oder das „Eltern-Taxi“ zu nutzen. Das Problem entsteht eher auf der Rückfahrt: Alkohol sei dabei weniger ein Problem, weil zumeist ein Fahrer zuvor auserkoren wird. Ein Problem sei aber sehr wohl die Übermüdung nach einer langen Partynacht. „Was aber, wenn jemand nach einer Mitfahrgelegenheit sucht und nicht weiß, ob der Fahrer wirklich noch nüchtern ist?“, so Slopianka.

Sieben Landjugendvereine planen für 2023 sechs Scheunenfeten

Die sieben Landjugendvereine im Kreis (Breitenfelde, Berkenthin, Besenhorst, Lauenburg-Süd, Nusse, Sandesneben und Schwarzenbek) veranstalten jedes Jahr insgesamt sechs Scheunenfeten. Die Saison 2023 startet in Breitenfelde am 20. Mai. Kählstorf folgt am 3. Juni. Die traditionell größte Scheunenfete steigt am 17. Juni in Steinhorst. Worth ist am 1. Juli dran, es folgt Krukow am 5. August. Den Abschluss bildet das Schaalsee Open Air am 12. August, das nicht in einer Scheune, sondern auf einer Wiese zwischen Sterley und Seedorf gefeiert wird.