Wotersen. Picknick zwischen Tango und Beethoven: Das Schleswig-Holstein Musikfestival (SHMF) in Wotersen war so schön wie nie zuvor.
Das Musikfest auf dem Lande des Schleswig-Holstein Musikfestivals war so schön wie nie zuvor: Hunderte Besucher genossen am Wochenende sieben Konzerte in der Reithalle und machten es sich zwischendurch bei bestem Sommerwetter auf dem Rasen vor dem Schloss Wotersen für ein Picknick gemütlich.
Den Auftakt gestaltete am Sonnabend der Bandoneonspieler Omar Massa, der im ardeTrio gemeinsam mit Danusha Waskiewicz (Viola) und Markus Däunert (Violine) musizierte. In dieser ungewöhnlichen Besetzung spielte das Trio Werke des berühmten Astor Piazolla. Der 1992 verstorbene Musiker schuf den Tango Nuevo und entwickelte so den traditionellen Tango Argentino weiter, kein Tango zum Tanzen, sondern zum Zuhören.
SHMF: Musikfest auf dem Lande lockt Hunderte nach Wotersen
Davon ließen sich die knapp 1000 Gäste in der Reithalle begeistern und waren gespannt auf die Kompositionen Omar Massas, der bereits mit seinen Werken in großen Konzertsälen unter anderem in New York, Bogota und Dublin auftrat und als Nachfolger Piazollas gilt. Im Jahre 2015 – 25 Jahre nach Piazollas Tod – lud ihn dessen Familie sogar ein, Piazollas Bandoneon zu spielen. Diese Ehre wurde zuvor keinem anderen zuteil.
Nach der Suite mit dem Tango Lullaby, Negro Liso und Tango Legacy und dieser „abgefahrenen Harmonik“, wie Markus Däunert die Komposition beschrieb, war das Stück danach ganz anders. Der in Berlin lebende 41-jährige Argentinier Omar Massa schrieb es mitten im Lockdown der Pandemie für seine gerade in Argentinien geborene Nichte, die ihm durch die Musik nahe sein sollte – ein sanfter Tango, so schön und verträumt wie ein Wiegenlied.
Beim Musikfest folgten am Wochenende sechs weitere Konzerte, unter anderem erklangen Werke von Ludwig van Beethoven und Béla Bartok. Zwischen den Darbietungen in der ausverkauften Reithalle genossen die Gäste das sommerliche Wochenende und machten es sich beim Picknick gemütlich. Die Rasenfläche vor dem im 18. Jahrhundert erbauten Schloss verwandelte sich in eine Liegewiese, denn Hunderte Besucher breiteten ihre Decken aus, stellten Campingstühle und Tische auf, packten ihre Kühltaschen und Körbe mit Salaten, Brot, Obst, Käse und anderen Leckereien aus und genossen das Mahl unter freiem Himmel.
Universal Druckluft Orchester dankt für „berechtigten Beifall“
„Wir freuen uns schon seit Wochen auf diesen Tag und sind gespannt auf die Konzerte“, sagte Monika Hilgert, die mit ihrem Mann Olaf aus Hamburg nach Wotersen gekommen war. Auch Gaby Reichel und Christine Braune aus Geesthacht hatten drei Konzerte am Sonnabend gebucht. „Das erste mit Omar Massa war einfach wunderbar“, schwärmte Gaby Reichel.
Viele Besucher nutzten den Tag für Spaziergänge über den Gutshof, bestaunten die Kutschen in der Remise und interessierten sich für die alten Traktoren. Vor dem Schloss unterhielt Peter Till aus Dresden mit seinem fahrenden Universal Druckluft Orchester die Menge. Auch er bekam Applaus und bedankte sich für den „berechtigten Beifall“.