Ratzeburg. Möglicherweise ist es der Corona-Blues: Die Zahl der Alkohol- und Drogenfahrten nimmt zu. Mehrere Fälle am Wochenende.

„Die Zahl der Fahrten unter Alkohol und Drogen hat sich erhöht“, sagt Sandra Kilian, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. „Woran das genau liegt, wissen wir nicht.“ Allein am vergangenen Wochenende erwischten die Beamten eine stark alkoholisierte Ratzeburgerin mit 3,42 Promille und drei Männer in Lauenburg, die unter Drogeneinfluss unterwegs waren, einer von ihnen war zudem noch alkoholisiert.

Offenbar gibt es einen Zusammenhang zur Corona-Pandemie, begleitet von langen Lockdowns, Home-Office und anderen Beschränkungen, die zu einer Zunahme des Konsums von Alkohol und Drogen führt. Darüber wird in Polizeikreisen spekuliert und das belegt auch eine OECD-Studie. In der heißt es, dass die Deutschen mit einem Konsum von 12,9 Litern reinem Alkohol im Jahr einen Spitzenplatz belegen. Gut ein Drittel der Erwachsenen (34 Prozent) trinkt mindes­tens einmal im Monat viel – das heißt mehr als 80 Prozent einer Flasche Wein oder 1,5 Liter Bier pro Anlass.

Akohol am Steuer: 3,5 Prozent der Erwachsenen sind alkoholabhängig

Dem Bericht nach sind in Deutschland 3,5 Prozent der Erwachsenen alkoholabhängig. Insgesamt hätten die meisten Menschen ihre Alkoholtrinkmenge nicht verändert – aber von denen, die es taten, habe ein größerer Anteil den Konsum erhöht, hieß es in einem Papier zum Thema. Außerdem habe sich die Trinkhäufigkeit erhöht.

Das belegt auch die Unfallstatistik der Polizei im Kreis Herzogtum Lauenburg. Während im vergangenen Jahr die Zahl der Unfälle gegenüber 2019 von 5462 auf 5019 gesunken ist (-8,1 Prozent) blieb die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss gleichbleibend bei 65 Fällen. Auch bei den Kontrollen fällt den Beamten eine Zunahme der alkoholisierten und unter Drogen stehenden Fahrer auf.

62-Jährige in Schlangenlinien auf B 207 unterwegs

Sorgen bereiten Polizisten auch Menschen, die ständig einen hohen Alkoholpegel haben und mit dem Auto unterwegs sind. So eine sogenannte Gewohnheitstrinkerin haben die Beamten am Freitagabend nach Zeugenhinweisen auf der Bundesstraße 207 in Ratzeburg gestoppt.

Die 62-Jährige war von Mölln aus kommend in Schlangenlinien auf der B 207 unterwegs, geriet mehrfach auf den Grünstreifen und touchierte dabei auch mehrere Leitpfosten. Die Beamten fahndeten nach der Frau und konnten sie schließlich auf einem Supermarktparkplatz an der Möllner Straße in Ratzeburg stoppen. „Sie hatte keine starken Ausfallerscheinungen und wirkte auch nicht hilflos“, berichtet Sandra Kilian. Ein Indiz dafür, dass die Frau öfter Alkohol konsumiert. Ein Atemalkoholtest ergab 3,42 Promille.

Blutprobe soll genauen Alkoholwert bestimmen

Anschließend ordneten die Beamten auch eine Blutprobe an. „Das ist notwendig, um den genauen Alkoholspiegel zu bestimmen. So hohe Alkoholwerte im Atem können beispielsweise auch erzielt werden, wenn ein Mensch kurz vor dem Test ein Mon Chérie gegessen hat“, so Sandra Kilian. Das dürfte bei dem aktuellen Test allerdings nicht der Fall gewesen sein. Wenn es bei einem Alkoholtest starke Ausfallerscheinungen gibt, können die Beamten zur Gefahrenabwehr eine Einweisung ins Krankenhaus oder eine Nacht in der Ausnüchterungszelle anordnen. Bei der Ratzeburgerin drohte nach Ansicht von Polizei und Arzt keine Gefahr für einen Kollaps. Deshalb konnte ein Angehöriger sie abholen. Den Führerschein ist sie aber los.

In Lauenburg haben Polizisten ebenfalls am Freitag, 15. Oktober, zwei Autofahrer (33 und 38) erwischt, die unter Drogeneinfluss standen. Am 16. Oktober fiel Beamten in Lauenburg ein Lkw-Fahrer (45) auf, der sehr schnell unterwegs war. Er war offensichtlich alkoholisiert und im Drogenrausch.