Mölln/Ratzeburg. Für Konstantin von Notz geriet der Abend zur Nervenprobe. Über die Landesliste ist der Grüne nicht abgesichert.

Riesenstimmung bei der kurzfristig anberaumten Wahl-Gartenparty der Grünen mit knapp 50 Teilnehmern am Petersilienberg in Wentorf, als um 18 Uhr die Prognose über den Bildschirm flimmert: Die avisierten 15 Prozent sind das historisch beste Ergebnis der Ökopartei. Tosender Beifall kommt bei der Prognose für die Berlin-Wahl auf. 23,5 Prozent für die Grünen als stärkste Kraft, die wohl mit Spitzenkandidatin Bettina Jarasch die Bürgermeisterin in der Bundeshauptstadt stellen werden.

Lange zittern musste allerdings Konstantin von Notz (50), der nach zwei Wahlperioden den Spitzenplatz auf der Landesliste an Luise Amtsberg und Robert Habeck abgeben musste und diesmal nur auf Platz vier liegt. Sein Wiedereinzug in den Bundestag war damit viele Stunden, und auch über unseren Redaktionsschluss für die Printausgabe unserer Zeitung hinaus, ungewiss.

„Eine rot-rot-grünes Bündnis wäre viel zu schwach“

„Egal, wie es kommt. Ich strebe das Mandat an. Wenn es nicht klappt, mache ich etwas Cooles. Imkern zum Beispiel“, sagte der Familienvater, der mit seiner Frau und den beiden Kindern zur Wahlparty kam. Seit 2009 sitzt der Möllner Rechtsanwalt und Experte für Netzpolitik, Religionsfragen und Innere Sicherheit im Berliner Parlament, auch wenn er den Wahlkreis 10 (Herzogtum Lauenburg/Stormarn Süd) noch nie direkt gewonnen hat. Seit 2013 ist von Notz stellvertretender Vorsitzender der Grünen Bundestagsfraktion.

Seine Präferenzen für die künftige Regierung sind klar. „Es muss ein Bündnis sein, das stabil ist und nicht polarisiert. Eine Ampel wäre ebenso denkbar wie Jamaika“, sagte der Grünen Politiker, nachdem er bei der möglichen Sitzverteilung „Never ever“ zu einem rot-rot-grünen Bündnis ausrief. „Diese Koalition wäre viel zu schwach auf der Brust, um etwas zu erreichen – egal, was man sonst von so einem Bündnis halten mag“, so der Möllner salomonisch.

FDP-Kandidat Martin Turowski schafft es nicht in den Bundestag

Gemeinsam mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern fieberte er im Garten von Alexa Binnewies und deren Partner, Kreissprecher Torsten Dreyer, bei Quiche Lorraine, Nudelsalat, Weißwein und Bier dem Einlaufen weiterer Ergebnisse entgegen.

Schlecht sieht es indes für den Ratzeburger Kinobetreiber, Unternehmensberater und Führungskräfte-Coach Martin Turowski aus, der erstmals für den Bundestag kandidierte und den wenig Erfolg versprechenden Listenplatz acht in der Landes-FDP belegt. Er wird den Einzug in den nächsten Bundestag nicht schaffen. „Ich bleibe hartnäckig. Auch wenn es diesmal nicht klappt, werde ich 2025 wieder antreten, dann hoffentlich auf einem Listenplatz weiter vorn“, sagte der 48-Jährige gestern Abend.

Christoph Hinrichs (Linke) findet das Abschneiden „nicht so schlimm“

Er feierte mit 20 Unterstützern seines Wahlkampf-Teams im Ratzeburger Burgtheater. Auch wenn er diesmal nicht mitregieren wird, sind seine Präferenzen klar, wen die Liberalen als „Königsmacher“ unterstützen sollten. „Jamaika wäre besser als eine Ampel“, sagte Turowski.

Der Geesthachter Christoph Hinrichs, Direktkandidat der Linken, hatte den Wahltag mit dem Umzug seiner ältesten Tochter verbracht. Den TV-Wahlabend verfolgte er auf dem Sofa. Um 20.50 Uhr hatten 4014 Wähler im Wahlkreis 10 für ihn gestimmt – 2,6 Prozent. „Das finde ich nicht so schlimm“, meint er. „Mit dem Abschneiden bin ich eigentlich recht zufrieden. Die Stimmung im Land ist gerade nicht günstig für die Linke.“ Er befürchtet, dass soziale Aspekte in der neuen Koalition nun keine Rolle spielen werden, „weil effektiv immer die FDP mit drin ist“.