Schwarzenbek. Wo ist der richtige Platz für den Gedenkstein eines Opfers des Nationalsozialismus? In Schwarzenbek wird darüber intensiv diskutiert.

Er war Mitbegründer der SPD in Schwarzenbek und ein entschiedener Gegner des NS-Regimes. Deshalb wurde Ernst Schefe 1933 erstmals verhört. 1944 kam er wegen abfälliger Äußerungen über Adolf Hitler in das Konzentrationslager Neuengamme, in dem er wenig später ermordet wurde. Angeblich soll er beim Frühsport ums Leben gekommen sein.

Bereits seit 1946 gab es eine Gedenktafel für Ernst Schefe auf dem Alten Friedhof. Im Jahr 2000 wurde als Mahnmal der Gedenkstein vor dem Amtsrichterhaus aufgestellt. Der zwei Tonnen schwere Stein soll versetzt werden, weil er nicht in das denkmalgeschützte Ensemble passt. Zudem wünscht sich die SPD auch angesichts des Wiedererstarkens rechtsextremer Tendenzen, den Stein in die Ortsmitte zu versetzen.

Dem Nazi-Gegner wurde bereits 1946 ein Gedenkstein gewidmet

„Trotz vieler aktueller Probleme und Aufgaben im politischen Tagesgeschäft müssen wir uns auch immer wieder der dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit stellen“, betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Maik Picker jüngst in der Stadtvertretung. „Wir Nachlebenden haben die Verpflichtung, Lehren aus der Geschichte zu ziehen, damit sich diese so nicht wiederholen kann. Dazu gehört es auch, den Opfern angemessen zu gedenken und die Erinnerung ihrer Schicksale wachzuhalten“, so der Sozialdemokrat weiter. Ernst Schefe sei gestorben, weil er sich getraut habe, das Regime der Nationalsozialisten zu kritisieren und dafür öffentlich einzustehen.

Die Frage ist nur: Wo ist ein würdiger Platz? Nach Ansicht der Sozialdemokraten ist die „Klagemauer“, also die Mauer neben der Stadtbücherei am Eingang des unter anderem wegen des Wochenmarktes stark frequentierten Ritter-Wulf-Platzes der geeignete Ort. „Dort würde wir den Stein in den Fokus der Öffentlichkeit bringen“, so Picker.

Angesichts wiedererstarkter rechtsextremer Tendenzen Platz in der Mitte der Stadt

Die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises hat uns ganz klar gesagt, dass der Stein nicht dort bleiben kann, wo er ist. Ich glaube aber nicht, dass die Klagemauer der richtige Ort ist, weil dort die Feuertreppe für das Rathaus gebaut werden soll“, gab Roswitha Bellmann von der Wählergemeinschaft BfB zu Bedenken. „Wir haben bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Sozial- und Kulturausschuss beschlossen, den Stein auf die Grünfläche am Ende des Fußgängertunnels am Jungfernstieg/Compestraße zu verlegen“, sagte Roman Larisch (CDU).

„Wir diskutieren über dieses Thema schon lange und brauchen endlich eine Entscheidung. Deshalb haben wir diesen Antrag jetzt auch an die Stadtvertretung gestellt“, konterte Calvin Fromm (SPD). „Es wäre gut, wenn der Sozial- und Kulturausschuss noch einmal mit unserem Stadtarchivar Dr. Lukas Schaefer erörtern würde, welcher Standort der geeignet für den Gedenkstein ist“, betonte Bürgermeister Norbert Lütjens. So wollen die Politiker auch verfahren.

Entscheidung noch im September?

Die Verlegung des Steins wird am 21. September im Fachausschuss – vermutlich final – beraten. Das letzte Wort haben dann aber die Stadtvertreter, die dann vom Ausschuss einen entsprechenden Beschlussvorschlag bekommen. Was die Verlegung des 2000 Kilo schweren Gedenkstein kostet und ob der Bauhof das mit „Bordmitteln“ hinbekommt, ist unklar.

Zur Person: Der Zimmerer Ernst Schefe wurde 1875 geboren und trat 1883 der SPD bei. Von 1910 bis 1922 war er Ortsvereinsvorsitzender, ab 1915 war er bis 1933 Gemeindevertreter und zwischen 1919 und 1933 im Kreistag.