Lauenburg/Schnakenbek. Ein Investorenehepaar will das Lauenburgische mit einem Coworking Space für kreative und digital-affine Menschen attraktiv machen.

Ein Idyll wie aus dem Bilderbuch: In der Mitte des großen Hofes steht ein schattenspendender Walnussbaum. Von der Baumbank aus hat man einen Rundblick auf die restaurierten Stallgebäude und den Eingang zum Gästehaus. Vögel zwitschern, manchmal wiehert ein Pferd.

Urlaub auf dem Bauernhof – das kennt man ja schon. Doch hier ist noch etwas anderes geplant: Im ehemaligen Kuhstall einen Arbeitsraum der Zukunft gestalten. Johann und Katharina von Frankenberg wollen auf ihrem Grundstück in Schnakenbek mit seinen knapp 900 Einwohnern einen sogenannten Coworking Space errichten, mit zwölf temporären Arbeitsplätzen.

Coworking auf dem Lande ist die Zauberformel des Investors

Man könnte meinen, die Inspiration dazu kam von dem Coworking-Container, der derzeit im Lauenburger Stadtzentrum steht. Wie berichtet, testet die Genossenschaft CoWorkLand derzeit für vier Wochen, ob es hier einen Bedarf an gut ausgestatteten Arbeitsplätzen als Alternative zum Homeoffice gibt. Doch das Ehepaar von Frankenberg hat den Bauantrag für ihr Projekt bereits vor eineinhalb Jahren eingereicht. Mittlerweile haben sie die Baugenehmigung in der Tasche.

Als Konkurrenz sehen sie das Lauenburger Projekt übrigens nicht. Im Gegenteil: „Wir sind selbst Mitglieder der Genossenschaft CoWorkLand und begleiten die Idee von Anfang an, weil wir überzeugt sind, dass diese Arbeitsform Zukunft hat“, sagt Johann von Frankenberg.

2500 Lauenburger Beschäftigte arbeiten außerhalb der Stadtgrenzen

Bevor er und seine Frau sich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt haben, temporäre Arbeitsplätze zu schaffen, haben sie den Bedarf nüchtern analysiert. In Erfahrung gebracht haben sie unter anderem: Von den rund 3400 Beschäftigten in Lauenburg verlassen 2500 Personen die Stadt, um zu arbeiten.

635 Personen nehmen dafür sogar Arbeitswege bis nach Hamburg in Kauf. „Die Zahlen stammen noch aus der Zeit, bevor Corona das Homeoffice mehr in den Blickpunkt rückte. Mittlerweile arbeiten viele Pendler zwar in ihren eigenen vier Wänden, da fällt einem aber manchmal die Decke auf den Kopf“, weiß Johann von Frankenberg aus eigener Erfahrung.

Ehemaliger Stall wird Arbeitsraum mit allen digitalen Möglichkeiten

Er ist davon überzeugt, dass Coworking Spaces gerade auf dem Land eine gute Perspektive haben. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Coworking im ländlichen Raum gibt ihm Recht. Demnach wünschen sich immer mehr Deutsche einen Wohnort im Grünen abseits des Stadtlebens. Coworking-Angebote auf dem Land würden eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Wohnortwunsch ermöglichen.

Noch braucht man viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass in dem ehemaligen Kuhstall einmal Menschen zeitweise miteinander arbeiten werden, die beruflich gar nichts miteinander zu tun haben. Denn auch das steckt hinter der Idee von Coworking: Es gibt bereits viele Beispiele, das daraus ganz neue Projekte entstanden sind. Etwa 120 Quadratmeter groß ist der ehemalige Stall, in dem bis Mitte 2022 zwölf Arbeitsplätze entstehen sollen. Noch lagern hier Baumaterialien vom Umbau des alten Hofes, an den das Ehepaar sich 2017 wagte.

Glasfasernetz und schnelles Internet ist Voraussetzung für das Vorzeigeprojekt

Mit dem gleichen Schwung wollen sie nun ihr neues Vorhaben vom Coworking auf dem Lande in Angriff nehmen. Ideen gibt es jede Menge. Und mit dem kürzlich in Schnakenbek verlegten Glasfasernetz auch schnelles Internet. Außerdem wird es Räume für ungestörte Treffen geben sowie Präsentations- und Moderationstechnik.

Und natürlich einen gut ausgestatteten Pausenraum. Einmieten kann man sich stunden- oder tageweise oder auch für einen längeren Zeitraum. Wie teuer es sein wird, das Coworking Space zu nutzen, steht noch nicht fest. Jedoch sind solche temporären Arbeitsplätze immer kostengünstiger als ein fest angemietetes Büro.

Johann und Katharina von Frankenberg rechnen mit einer Investitionssumme von rund 200.000 Euro in ihren neuen Traum. Sie hoffen, dass ihr Projekt durch die Aktivregion Sachsenwald/Elbe gefördert wird. Die Entscheidung darüber steht aber noch aus.