Schwarzenbek. Fünf Wassereinbrüche in zehn Tagen in Schwarzenbek: Immobilienriese will im Hochhaus tätig werden.
Der Himmel ist grau, aber es fällt kein Regen. Zwei Tage nach dem Großeinsatz von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, DRK und Polizei an der Aubenasstraße in Schwarzenbek kehrt wieder Normalität ein an den beiden Hochhäusern mit den Hausnummern 5 und 15. Die desolaten Fassaden der mehrere Jahrzehnte alten Gebäude werden seit Monaten saniert. Wegen eines defekten Regenrohrs waren in der Nummer 15 fünf Mal innerhalb von zehn Tagen die Keller vollgelaufen und der Boden um das Haus so stark aufgeweicht, dass die Evakuierung vorbereitet wurde.
Eigentlich sollten am Montag bereits Gerüste abmontiert werden, da die Standfestigkeit fraglich war. Gegen 14 Uhr war ein Mitarbeiter der Dortmunder Gerüstbaufirma Bönninger vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen. Von Vermieter Vonovia waren keine Mitarbeiter zu sehen.
Bürgermeister sieht die Stadt gut aufgestellt für mögliche Evakuierung
Die Bewohner des Hauses gaben sich wortkarg zu der Situation. „Ich wohne im achten Stock. Von Wassereinbrüchen bin ich nicht betroffen, ich habe keinen Keller“, sagte eine Mieterin. „Für andere Bewohner ist das allerdings schlimm.“
Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens sieht die Stadt gut aufgestellt für Fälle wie die drohende Evakuierung des Vonovia-Hochhauses. Dies sei vor allem den Ehrenamtlichen von Freiwilliger Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz zu verdanken. Dazu zähle auch die gute Abstimmung untereinander und das Funktionieren der Alarmkette. „Auch die Stadt wurde frühzeitig eingebunden, wir konnten notwendigen Vorbereitungen für den Fall einer Evakuierung treffen“, berichtet der parteilose Verwaltungschef.
Bewohner wären in alter Realschule untergekommen
Mit zwei Rathausmitarbeitern vor Ort kümmerten sich Lütjens und DRK-Helfer darum, wo die rund 200 Menschen aus dem neungeschossigen Hochhaus hätten untergebracht werden können, hätte das Gebäude wegen mangelnder Standfestigkeit geräumt werden müssen. „Wir hätten die alte Realschule aktiviert, da befinden sich noch 80 Betten der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft“, so Lütjens. Das Wasser im Gebäude war bereits angestellt.
Mit dem DRK war vereinbart, dass für den Fall der Evakuierung weitere 120 Betten, Decken und weiteres Material für die Unterbringung noch in der Nacht herangeschafft würden. „Zugleich hat das Rote Kreuz die Versorgung der Retter vor Ort sichergestellt, das THW hat da schon das sehr hohe Gerüst an dem Gebäude gesichert.“ Ein großes Lob richtet Schwarzenbeks Bürgermeister auch an eine Bausachverständige, die das THW aus Lübeck hinzugerufen hatte. Sie kam zu der Erkenntnis, dass das Gebäude nicht geräumt werden müsse, anders als im Falle des Gerüstes war dessen Standfestigkeit nicht durch Unterspülung gefährdet. „Die Bauingenieurin hat die Verantwortung übernommen, so mussten nicht wir noch in der Nacht versuchen, die Bausituation zu klären.“
Standsicherheit des Gerüsts wird geprüft
Dies alles geschah von Sonnabend auf Sonntag, ohne dass Rettungskräfte, Polizei oder Verantwortliche der Stadt Verbindung zum Besitzer des neungeschossigen Hochhauses hätten herstellen können. „Es ist überhaupt schwierig,Vonovia zu erreichen, wir haben das den Vormittag über versucht“, so Lütjens Montagmittag. Inzwischen habe man per E-Mail und telefonisch mitgeteilt, dass der Immobilienriese tätig werden müsse.
Bei Vonovia kann man sich Probleme der Kontaktaufnahme nicht erklären: In allen Treppenhäusern hingen Nummern des Kundenservice, der sei 24 Stunden erreichbar, so Pressesprecherin Panagiota-Johanna Alexiou. Inzwischen habe der Regionalleiter mehreren Stellen, „seine Kontaktdaten durchgegeben“, auch dem Ordnungsamt.
Der Gerüstbauer sei vor Ort, um die Standsicherheit zu prüfen: „Sollte es Zweifel an der Sicherheit geben, werden wir umgehend nachrüsten oder das Gerüst abbauen“, sagt Alexiou. Und die Keller werde Vonovia mit „flachsaugenden Pumpen“ versehen. Die Bodenabläufe und Grundleitung würden zudem geprüft und „wenn nötig, wieder gangbar gemacht“.