Ratzeburg. Dr. Lutz Fähser setzt sich für einen ökologischen Umbau der Kreisforsten ein. Am Freitag gibt es eine Online-Diskussion.
Mit ihrem gemeinsamen Vorstoß für eine Neuorientierung der Forstpolitik haben SPD und Linke im Kreis Herzogtum Lauenburg ein Zeichen gesetzt. Im Kern wollen sie mit ihrem 13-Punkte-Katalog weg vom Wirtschaftswald, hin zum Umbau der Kreisforsten zu einem weniger bewirtschafteten Mischwald, der den anhaltenden Klimawandel besser übersteht als Nadelbaum-Monokulturen.
Am morgigen Freitag, 30. April, bietet der Kreisverband der Partei Die Linke eine weitere öffentliche Online-Diskussion zum Thema an. Wie berichtet hatte es bereits im Februar eine erste Online-Veranstaltung zu dem Thema gegeben, weil den Linken der jährliche Einschlag in den Kreisforsten von 60.000 Festmetern als zu hoch erscheint.
Künftige Entwicklung der Kreisforsten steht in der Diskussion
Als Experte ist Dr. Lutz Fähser eingeladen. Für die einen ist der mittlerweile 76 Jahre alte Forstrat a. D. ein Wegbereiter eines klimastabileren Waldes. Er gilt als Vater des Lübecker Stadtwaldes, den er bis zum Jahr 2010 betreut hat. Der Diplom-Forstwirt, hat bereits vor Jahrzehnten den Wandel zu einem naturnäheren und damit klimastabileren Wald vorangetrieben. Für Kritiker ist er ein Mann, der die Bedeutung des Waldes als Wirtschaftsfaktor ausblendet.
Aktuell wird über die künftige Entwicklung der Kreisforsten, des größten kommunalen Waldes in Deutschland, in drei Richtungen gedacht. Die Grünen plädieren für ein Fäll-Moratorium. Die Holzentnahme soll künftig die absolute Ausnahme sein. Auf der anderen Seite will die CDU den Einschlag weiter fördern. Ihre Überzeugung: Mit der Nutzung von Holz in der Bauwirtschaft oder für Innenausstattung und Möbelbau werde der Umwelt viel klimaschädliches Kohlendioxid dauerhaft entzogen.
Online-Vortrag und Diskussionan diesem Freitag um 18.30 Uhr
Für die künftige Nutzung soll mit widerstandsfähigeren und gut nutzbaren Holzarten gearbeitet werden, fordert die Kreis-CDU. Dazu zählt etwa die aus Nordamerika stammende Douglasie, sie könnte die empfindlichere und weniger ertragreiche Fichte ersetzen.
Linke und SPD fordern dagegen, in Abstimmung mit Naturschutzverbänden wie BUND und Nabu, der natürlichen Entwicklung mehr Raum zu geben. Experimente mit standortfremden Gehölzen lehnen sie ab: Auch die seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland gepflanzte Douglasie könne die natürliche Entwicklung stören.
Anteil unbewirtschafter Flächen soll sich auf 30 Prozent verdoppeln
Vor allem aber soll der Anteil unbewirtschafteter Flächen sich auf 30 Prozent verdoppeln. Die Idee: Greift der Mensch nicht ein, entwickeln sich ganz von allein klimastabilere Laubmischwälder. Christdemokraten halten dagegen: Hitze, wachsende Trockenheit und Schädlingsbefall schritten infolge des Klimawandels so schnell voran, dass ein natürlicher Waldumbau nicht werde mithalten können.
In großen Teilen des Harzes läuft derzeit eine Art Großversuch. Besonders im Nationalpark, wo riesige Fichtenwälder bereits dem Klimawandel zum Opfer gefallen sind, wo Trockenheit, Hitze und Stürme sowie Schädlingsbefall besonders in den Nadelwäldern für verheerende Schäden gesorgt haben, werden große Areale sich selbst überlassen.
Tote Stämme sollen zur Humusbildung beitragen
Das Ziel: Anstatt die toten Stämme aus dem Wald zu holen, sollen sie verrotten und zur Humusbildung beitragen. So sollen sich die Böden verbessern und die Chancen dafür erhöhen, dass sich der Wald selbst hilft. Ohne menschlichen Einfluss, so die Idee, werden sich auf den verschiedenen Standorten jeweils die Bäume durchsetzen, die dauerhaft dem Klimawandel am besten widerstehen können.
Die Linke bezweifelt, dass mit dem Schwinden von Nadelbaum-Monokulturen und dem geforderten Verzicht auf schweres Gerät ein Arbeitsplatzabbau in den Kreisforsten droht, wie von der CDU behauptet. „Werden tatsächlich Arbeitsplätze vernichtet, wenn Harvester von Fremdfirmen nicht mehr eingesetzt werden und das Holz stattdessen mit eigenen Forstwirten eingeschlagen wird, wie Die Linke und SPD in ihrem gemeinsamen Papier fordern?“, fragt Yvonne Treptow, Kreisverbandssprecherin der Linken.
Der Online-Vortrag von Dr. Lutz Fähser und die anschließende Diskussion beginnen Freitag, 30 April, um 18.30 Uhr. Wer teilnehmen möchte, meldet sich per E-Mail an: info@DieLinke-KHL.de.