Schwarzenbek. Schwarzenbeks Gleichstellungsbeauftragte Petra Michalski gibt Tipps per Podcast und Video. Auch die Stadtbücherei wird digital.

Netzwerke mit anderen Gleichstellungsbeauftragten funktionieren nur noch auf Sparflamme. Sprechstunden, Veranstaltungen und persönliche Kontakte gibt es seit einem Jahr kaum noch. Auch Schwarzenbeks Gleichstellungsbeauftragte ist viel im Homeoffice, dabei nehmen die Probleme von Frauen in der Pandemie zu.

Deshalb hat Petra Michalski die Zeit genutzt, um eine Sprecherausbildung zu machen und bei sich zu Hause in der weiteren Umgebung von Schwarzenbek ein Tonstudio einzurichten. „Wenn die Frauen nicht zu mir kommen können und ich keine Veranstaltungen ausrichten kann, kommuniziere ich meine Themen eben als Podcast über das Internet“, sagt Michalski.

Probleme an Frauen nehmen in der Pandemie zu

Die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten, die seit zwölf Jahren in der Europastadt im Amt ist, ist aktuell wichtiger als je zuvor. „Häusliche Gewalt nimmt durch Homeoffice, Kurzarbeit und Homeschooling zu. Konflikte, die latent schon da waren, fokussieren sich jetzt“, sagt Michalski: „Die Corona-Beschränkungen sind ein Brennglas für familiäre Probleme.“

Um darauf zu reagieren, hat Petra Michalski im März eine erste Podcastfolge zum Thema Frauenberatung aufgenommen und ins Netz gestellt (https://bonne-chance-chancengleichheit.podigee.io). 35 Minuten lang spricht sie mit den Mitarbeiterinnen des Vereins Frauen helfen Frauen über Hilfsangebote, wie beispielsweise Beratung bei häuslicher Gewalt oder die Möglichkeit, im Schwarzenbeker Frauenhaus Zuflucht zu finden.

Männer sitzen bei Videokonferenzen ungestört vor dem Computer

Aber auch hinsichtlich der Rolle der Frau in der Gesellschaft hat die Gleichstellungsbeauftragte Rückschritte ausgemacht. „Bei Videokonferenzen sitzen die Männer immer ungestört vor der Kamera und können sich voll auf ihren Job konzentrieren. Bei Frauen sieht man immer wieder Haustiere herumlaufen, Kinder im Hintergrund, oder sie werden sogar während der Sitzung mit Fragen aus der Familie konfrontiert“, hat Michalski beobachtet. Denn ein Großteil ihrer Arbeit hat sich auf digitale Kommunikationskanäle verlagert, da auch in der Stadtverwaltung und in anderen Behörden sowie Beratungseinrichtungen derzeit Homeoffice angeordnet ist.

Um Problemlösungen auf digitalem Weg anzubieten, hat Michalski auch zusammen mit Patricia Fasheh, der Leiterin der Stadtbücherei, ein Video zum Thema „Mental Load“ (psychische Belastung) aufgenommen. „Bei diesem Verfahren geht es darum, Aufgaben auf mehrere Schultern in der Familie zu verteilen, damit nicht alles an der Frau hängenbleibt“, erläutert die Gleichstellungsbeauftragte. Dabei gehe es nicht nur um große Themen, sondern auch Kleinigkeiten, wer beispielsweise den Tisch deckt oder mit dem Hund vor die Tür geht.

Weitere digitale Projekte sind in der Vorbereitung

„Es ist wichtig, die Themen zu benennen und darüber zu reden. Sonst besteht die Gefahr, dass immer mehr Aufgaben in der jetzigen Situation durch Corona auf die Frau verlagert werden und sie damit überfordert wird“, so Petra Michalski. Das Video mit dem Titel „Wenn der Kopf schwirrt“ wurde zum Weltfrauentag ins Netz gestellt und ist auf Youtube zu sehen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die nächsten digitalen Projekte sind bereits fertig oder in Vorbereitung. Auch Patricia Fasheh ist mit ihrem Team von der Stadtbücherei seit einigen Monaten mit Podcasts erfolgreich. Die neueste Folge in der Reihe „Hinterm Tresen“ hat sie kurz vor Ostern mit Petra Michalski als Gast zum Thema „Zwischen Gleichstellung und Osterüberraschungsboxen“ aufgenommen (https://hintermtresen.podigee.io). Petra Michalski selbst schneidet gerade ihren aktuellen Podcast zur Istanbul-Konvention – einem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt aus dem Jahr 2011, aus dem die Türkei jetzt ausgetreten ist. Das nächste Projekt wird ein Podcast über Feministinnen.