Schwarzenbek/Geesthacht. Wenn Azubis Probleme mit ihrer Lehre haben, dann unterstützt und berät Sibylle Hampel von der Regionalen Ausbildungsbetreuung.

Die seit Langem geschlossenen weiterbildenden Schulen und Berufsschulen sind nicht nur ein Problem für Lehrer, Schüler und Eltern. Auch die Tätigkeit von Sibylle Hampel leidet unter dem anhaltenden Lockdown.

Der Mitarbeiterin der Regionalen Ausbildungsbetreuung im Kreis Herzogtum Lauenburg, die sich und ihr Angebot normalerweise in den ­Bildungseinrichtungen vorstellt, fehlt nun seit Monaten die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen. Dabei sei der Bedarf an Beratung von Auszubildenden und Abbrechern nach wie vor groß.

Regionale Ausbildungsbetreuung gibt es seit Mitte der 90er Jahre

Seit Mitte der 90er Jahre gibt es die Regionale Ausbildungsbetreuung, ein Projekt für ganz Schleswig-Holstein, das vom Land und dem Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Im Kreis Herzogtum Lauenburg und im Kreis Stormarn setzt die Perspektive Bildung gGmbH mit ihrer Einrichtung Ausbildungsverbund Stormarn-Lauenburg die Ausbildungsbetreuung in Büros in Bad Oldesloe, Mölln und Geesthacht sowie nach Verein­barung um.

Durch geschlossene Schulen ist Werbung für das Angebot schwierig

Die Betreuerinnen sind weder Kammern noch anderen Organisationen angeschlossen und beraten die Jugendlichen unabhängig und unvoreingenommen. Aber damit dieser Auftrag erfüllt werden kann, müssen die Jugendlichen wissen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt.

„Es ist tatsächlich im Moment schwierig, für unser kostenloses ­Beratungsangebot zu werben“, sagt Hampel. Sie könne glücklicherweise auf ein ­großes Netzwerk zurückgreifen und stehe in ständiger Kommunikation mit den Arbeitsagenturen, dem Jobcenter, Schulsozialarbeitern sowie Streetworkern, die über die Arbeit der Betreuerinnen aufklären und betroffene Jugendliche an sie verweisen.

Falls die Lehre nicht passt, werden Alternativen gesucht

Da ist zum Beispiel die junge Frau, die eine Lehre als Köchin ­angefangen hat, aber in der Probezeit die Kündigung erhalten hat. Was nun? Einen neuen Ausbildungsplatz finden in einer Zeit, in der ­jegliche Gastronomie sowie ­Hotels geschlossen haben, ist schwierig. Per Video hat sich Sibylle Hampel mit der Betroffenen zusammen­geschaltet.

Im Gespräch kam die Frage auf, ob Köchin überhaupt der richtige Beruf sei. „Jetzt wollen wir nach Alternativen Ausschau ­halten“, sagt Sibylle Hampel. Oder die junge Auszubildende als Kauffrau für Büromanagement, die wegen ihres schlechten Schul­abschlusses den Anforderungen nicht gewachsen sei und jetzt im ­Lager jobbt. „Das ist keine Option“, sagt Hampel. Eine Lösung ist die Suche nach etwas Neuem. „Wir setzen jetzt auf eine Friseur-Lehre.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Gründe für einen Abbruch der Ausbildung seien vielfältig. Angefangen von der fehlenden Berufsorientierung, persönlichen psychischen Problemen über Konflikte im Team bis zu schlechten Bedingungen im Betrieb. „Wenn die Ausbildung nicht zum Menschen passt, ist ein Abbruch vorprogrammiert“, sagt Sibylle Hampel.

Berufe in der Pflege, im Handwerk und medizinischen Bereich laufen gut

Problem: Viele Unternehmen bieten seit der Corona-Pandemie keine Praktika an, weil viele Mitarbeiter im Homeoffice seien oder auch die Situation in den Betrieben schwierig geworden sei. „Die Jugendlichen können sich nicht so ausprobieren“, bedauert Hampel.

Berufe in der Pflege, im medizinischen Bereich und im Handwerk würden meist gut laufen. Zurzeit betreut Sibylle Hampel viele Auszubildende aus dem Bereich Handel und auch Zahnmedizin. „Je besser die schulische Bildung, je anspruchsvoller die Ausbildung, desto weniger Abbrüche gibt es“, hat sie beobachtet.

Sibylle Hampel ist telefonisch unter 04531/801 10 und 0152/01 50 56 41 erreichbar sowie per E-Mail an sibylle.hampel@ausbildungsbetreuung.de.

Ausbildungsmarkt im Herzogtum Lauenburg überraschend stabil

„Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist nicht so schlecht, wie angesichts der Pandemie vermutet werden könnte“, sagt Stefan Schröder, Sprecher der Arbeitsagentur Bad Oldesloe, die auch für den Kreis Herzogtum Lauenburg zuständig ist. Die Zahlen zu Lehrstellen und Bewerbern im Raum der Geschäftsstelle Geesthacht lägen annähernd auf Vorjahresniveau. Bislang sind 372 freie Ausbildungsstellen gemeldet, 13 weniger als 2020 (2019: 421) Dem stehen 376 Bewerber gegenüber, 9 mehr als 2020 (2019 362). Es sei noch ein früher Zeitpunkt im Ausbildungsjahr, so Schröder, „diese Zahlen sind nur ein erstes Blitzlicht!“

Aktuell finden sich in allen Bereichen noch Ausbildungsangebote. „Das Minus von 13 Ausbildungsstellen zum Vorjahreswert zeigt allein schon, dass es kaum deutliche Rückgänge gibt.“ Einzig der Großhandel liegt mit einem Minus von aktuell 11 gemeldeten Ausbildungsstellen deutlich unter dem Vorjahr.

Grit Behrens, Geschäftsführerin Operativ der Arbeitsagentur Bad Oldesloe hofft, „dass mit den zu erwartenden Lockerungen der Lockdown-Beschränkungen eine neue Dynamik in den Ausbildungsmarkt kommt und Unternehmen noch mal Stellen melden.“ Nach den coronabedingten Beschränkungen und darüber hinaus werden sie ausgebildete Fachkräfte benötigen.

Das Team der Berufsberatung vor dem Erwerbsleben unterstützt Jugendliche bei der Berufs- und Studienwahl. Gespräche sind telefonisch unter 04531/167 222 oder digital möglich.