Schwarzenbek. Politik und Verwaltung in Schwarzenbek wollen Angebote für Kinder und Jugendliche deutlich verbessern.
„Kinder und Jugendliche sind die Verlierer der Pandemie. Sie hängen auf der Straße, beschäftigen sich mit der Playstation. Das rächt sich irgendwann. Hier sollten wir aktiv werden, egal was es kostet. Eine verlorene Generation ist teurer“, mahnte Schwarzenbeks Bürgervorsteher und Sozialausschussvorsitzender Rüdiger Jekubik (SPD) während der jüngsten Sitzung des Gremiums. Zwar wird es ab Montag Wechselbetrieb mit reduzierten Klassenstärken in den Grundschulen sowie eine erweiterte Betreuung in den Kitas geben, wie Kathrin Kipke vom Fachbereich Schulen und Soziales bestätigte, aber viele Angebote bleiben weiterhin geschlossen.
„Im Sportbereich passiert gar nichts“, so Kipke. Und auch im Jugendtreff herrscht nur Notbetrieb. „Es gibt Online-Angebote. Außerdem ist die aufsuchende Jugendarbeit unterwegs, nimmt Kontakt mit Jugendlichen auf der Straße auf. Es gibt auch persönliche Gespräche mit Einzelpersonen im Jugendtreff. Wir wollen eventuell demnächst in Kleingruppen Angebote machen“, berichtete Bürgermeister Norbert Lütjens im Sozialausschuss. Er kennt sich aus, war er doch vor seinem Amtsantritt im Dezember 2020 mehr als zehn Jahre lang Stadtjugendpfleger sowie Leiter des Jugendtreffs in Schwarzenbek.
Tests für Lehrer und Erzieher in den Apotheken
„Wir sollten jetzt schnell aktiv werden, egal, was es kostet. Dazu zählt auch die Verbesserung der Angebote in Schulen, Kitas und Jugendtreff. Damit alles möglichst schnell öffnen kann, sollten wir seitens der Stadt auch kostenlose Corona-Schnelltests anbieten“, regte Calvin Fromm (SPD) an.
Für Lehrer und Erzieher soll es diese Tests in Kürze in den Schwarzenbeker Apotheken geben, so Kathrin Kipke. Außerdemhabe die Stadt medizinische Masken für die Betreuer erhalten. „Wer 2019 eingeschult wurde, hat gerade einmal ein halbes Jahr regulären Unterricht erhalten. Lesen und Schreiben ist wichtig für den weiteren Bildungsweg, mahnte Calvin Fromm.
Aber auch die Angebote in der Jugendarbeit fehlen. „Es gibt wieder vermehrt Jugendliche, die auf der Straße abhängen und Bier trinken, ohne Abstandsregelungen einzuhalten oder eine Maske zu tragen. Sie könnten im Jugendtreff unter Aufsicht von qualifizierten Sozialpädagogen viel besser betreut werden“, so Rüdiger Jekubik.
Weil Treffpunkte fehlen: Politik und Verwaltung befürchten Randale
Gerade in der Vergangenheit hatte es massive Probleme gegeben, weil sich Jugendliche ohne geeignete Treffpunkte an öffentlichen Plätzen in größeren Gruppen versammelt und angestiftet von einzelnen Personen randaliert hatten (wir berichteten). Das ist gut zwei Jahre her, die Stadt hatte mit sogenannten aufsuchenden Angeboten in der Straßensozialarbeit reagiert, die Polizei hatte ihre Präsenz durch Fußstreifen verstärkt.
Politik und Verwaltung befürchten jetzt durch den Lockdown eine ähnliche Entwicklung. „Wir müssen sehen, wie die Situation ist, wenn sich der Vorhang nach der Pandemie hebt und wir wieder aktiver in die Jugendarbeit einsteigen können“, sagte der Bürgermeister.
Konzept sieht Plätze für Jugendliche vor
Politischer Wille scheint es aber zu sein, endlich die Ausweitung von Treffpunkten in der Stadt anzugehen. Vor gut zwei Jahren hatte die Stadtjugendpflege – damals noch unter der Leitung des jetzigen Bürgermeisters – ein Konzept vorgelegt, wie an sechs bis acht Standorten in der Europastadt Plätze geschaffen werden könnten, die Jugendlichen nutzen können.
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist das sogenannte Holzhaus im Stadtteil Nordost an der Cesenaticostraße. Dieses Quartier ist einer der Brennpunkte in der Stadt, in dem es an einem Treffpunkt fehlt. Hinter dem Gebäude, das mal als Außenstelle des Jugendtreffs gebaut wurde, jetzt aber anders genutzt wird, gibt es eine Freifläche, die als Bolz- und Basketballplatz ertüchtigt werden könnte. Damit soll sich nächste Woche der Bauausschuss befassen.