Ratzeburg. Im Herzogtum werden geeignete Areale für Firmenansiedlungen knapp: Städte sind zur Kooperation mit den Nachbarn gezwungen.
Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist mit Blick auf Gewerbeflächen im Vergleich mit anderen Hamburger Randkreisen schwach aufgestellt, wie ein Blick in den aktuellen Bericht der Metropolregion Hamburg belegt. Das hat Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung, zeigt sich etwa im nur geringen Zuwachs an Arbeitsplätzen in Gewerbegebieten.
Doch das Bild ist in Teilen schief: Im Lauenburgischen und in Stormarn sind nur verfügbare Gewerbeflächen in öffentlicher Hand/Vermarktung erfasst, ebenso in Hamburg (334 Hektar). Im Kreis Segeberg dagegen stehen 54,8 Hektar öffentlicher Flächen 70,3 Hektar in privater Hand gegenüber, in Neumünster beträgt das Verhältnis 33,3:23,1. In West-Mecklenburg ist nur ein kleiner Teil in Privatbesitz (60,3 von 514 Hekatr), gut 450 Hektar sind in öffentlicher Hand. „In Geesthacht dagegen liegt die Vermarktung des Zehn-Hektar-Areals der ehemaligen Teppichfabrik in privater Hand“, erläutert Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFL.
Gewerbeflächen im Herzogtum sind rar - Kooperation mit Nachbarn
Die Frage nach den sofort verfügbaren Gewerbeflächen legt einen weiteren Schwachpunkt offen: Im Kreisherzogtum waren 2020 nur 8,3 Hektar verfügbar, 9,1 Hektar lediglich Optionsflächen, in Stormarn dagegen 31,7 Hektar sofort verfügbar und nur 2,5 Hektar Optionsflächen.
Einige Kreise der Metropolregion verfügen über keine freien Flächen für Industriebetriebe, so Stormarn und Lauenburg, Hamburg dagegen schon (192 Hektar). Aus Sicht der Autoren ein Nachteil für das Umland: „Ein Industriearbeitsplatz trägt vergleichsweise mehr zum Wohlstand einer Region bei“, im Dienstleistungsbereich sei die Wertschöpfung geringer. Ulf Hahn mag dies so nicht stehen lassen.
Planungshoheit liegt bei den Städten und Gemeinden
„Heute können viele Firmen, die früher nur in Industriegebieten zulässig waren, in einem GE-Gebiet produzieren“, technischer Fortschritt und geänderte Rahmenbedingungen zeigten Wirkung. Für neue Gewerbegebiete eine GI-Ausweisung anzustreben, sei im Kreis zudem relativ aussichtslos: Kaum jemand wolle Industrie oder störendes Gewerbe vor der eigenen Haustür, auch wenn die Verantwortlichen im Lande andere Vorstellungen hätten. Hahn: „Die Planungshoheit liegt nun mal bei den Städten und Gemeinden und nicht beim Wirtschaftsminister.“
Größere Kommunen im Lauenburgischen, die neue Gewerbeareale ausweisen wollen, stoßen mittlerweile an ihre Grenzen, sie verfügen nicht mehr über geeignete Flächen. Kleine Gemeinden wiederum dürfen nach den Vorgaben des Landes keine größeren Gewerbeareale ausweisen. Das Zauberwort lautet „interkommunale Kooperation“. Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen sei „gewollt und richtig, aber zeitaufwendig“, stellt Hahn klar. Ohne Flächentausch zwischen Schwarzenbek und Grabow würde es dort kein neues Gewerbegebiet geben. „Auch Geesthacht und Wentorf müssen mit ihren Nachbarn zusammenarbeiten.“ Nur die Stadt Lauenburg habe noch Flächen.
In Kasseburg soll ein neues Gewerbegebiet entstehen
Hoffnung setzt Hahn auch auf Kasseburg. Direkt an der A 24 könnte ein 40 Hektar großes Gewerbegebiet entstehen, der Kreis ist der Gemeinde weit entgegengekommen. Alle Kasseburger werden zum Bürgerentscheid aufgerufen. Hahn: „Am Beginn steht eine Bürgerversammlung, Corona verzögert das Verfahren weiter.“