Schwarzenbek. Die traditionsreiche Gilde will künftig vieles anders machen. Man will sich für Neumitglieder öffnen. Wie soll das gelingen?

Der Schützenball, das Fest im Schützenpark und künftig auch wieder ein regelmäßiger Festumzug mit Musik durch die Stadt bleiben fest im Terminkalender der Stadt verankert. Darauf legen Sven Dreyer und Anja Eschke Wert. Aber sonst will die traditionsreiche Gilde von 1894 künftig vieles anders machen. Die Schießsportler wollen mehr Außenwerbung machen und sich wesentlich mehr für potenzielle Neumitglieder öffnen. Das haben der Vorsitzende und seine Stellvertreterin in einem Gespräch mit unserer Zeitung erläutert.

„Tradition ist wichtig, schließlich ist unsere Gilde seit 2016 auch immaterielles Weltkulturerbe der Unesco. Aber die Tradition rückt künftig auf Platz zwei hinter dem Sportschießen. Dafür und für andere Veränderungen haben wir auch einen einstimmigen Beschluss der außerordentlichen Mitgliederversammlung“, sagt Dreyer.

Dem Schwarzenbeker Schützenverein laufen Mitglieder weg

Gemeinsam mit Anja Eschke als seine Stellvertreterin wurde das Führungsduo im Januar 2019 gewählt. „Wir haben uns in Ruhe vieles angesehen und überlegt, wie wir den Schießsport wieder für die junge Generation und für Neueinsteiger attraktiver machen können“, so die amtierende Schützenkönigin der Gilde, die zugleich Kreiskönigin ist.

Das ist auch dringend nötig, denn den Schützen laufen – wie vielen anderen Vereinen auch – die Mitglieder weg. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Schießsportler in der Europastadt mehr als halbiert. Aktuell sind es noch 81 Aktive, davon ist ein großer Teil in der Altersklasse 70 plus, hinzu kommt eine Jugendabteilung mit knapp einem Dutzend Mitgliedern.

Schwarzenbeks Schützen wollen mehr Trainingszeiten anbieten

Das Vereinsgebäude der Schützengilde soll ein moderneres Erscheinungsbild bekommen. Sven Dreyer und Ines Timmermann vom Vorstand wünschen sich eine Schönheitskur für das Haus.
Das Vereinsgebäude der Schützengilde soll ein moderneres Erscheinungsbild bekommen. Sven Dreyer und Ines Timmermann vom Vorstand wünschen sich eine Schönheitskur für das Haus. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Viele Jugendliche verlassen uns, wenn sie nach der Schule in die Ausbildung gehen. Die älteren Mitglieder hören aus Altersgründen auf“, sagt Ines Timmermann, Sprecherin des Vereins. Einige Vereine haben bereits aufgegeben, wie der Schützenverein Gülzow, der sich mangels Mitgliedern auflöste.

Die Schwarzenbeker Gilde plant einen anderen Weg. „Wir wollen mehr Trainingstermine anbieten, damit auch Berufstätige flexiblere Möglichkeiten finden, bei uns zu schießen. Auch wird es beim monatlichen Sonntagsschießen nicht mehr den Uniformzwang geben. Das hat sogar einige unserer Mitglieder abgeschreckt“, sagt Dreyer.

Im nächsten Jahr wieder Neujahrsschießen für Vereine

Ein wichtiger Baustein in dem Konzept ist auch die Sommerbiathlon-Anlage, die die Schießsportler jetzt anschaffen wollen. „Wir haben uns gleich für eine große Anlage mit vier Ständen entschlossen, damit wir auch Wettkämpfe ausrichten und die Anlage für die Außenwerbung bei Stadtfesten oder anderen Veranstaltungen in der Stadt nutzen können. Wir werden sie auch an Firmen oder andere Vereine verleihen“, so Ines Timmermann.

Ein wichtiger Baustein für die Außenwirkung ist auch das Neujahrsschießen für Vereine und Verbände – ein gesellschaftlicher Höhepunkt in der Stadt an jedem ersten Freitag nach dem Jahreswechsel. „Wir wollen diese Veranstaltung auch im kommenden Jahr anbieten – sofern die Corona-Lage es zulässt. Dann werden wir den Wettbewerb auf drei oder vier Termine aufteilen und zum Abschluss ein Grünkohlessen in Schröders Hotel ausrichten“, sagt Ines Timmermann.

Vereinsheim soll modernisiert werden

Verändern soll sich auch das Erscheinungsbild des Vereinsgebäudes. „Es gibt nicht einmal ein Hinweisschild, an der Schützenallee, das auf unseren Verein hinweist. Auch der Schriftzug an der Fassade wirkt altbacken“, so Dreyer. Umgestalten wollen die Schützen auch das Innerer ihres Vereinsheims, um eine modernere Atmosphäre zu schaffen.