Schwarzenbek. Überraschung beim Stadtradeln in Schwarzenbek: Liedertafel und Kirche übertrumpfen die Radsportler vom TSV. Eine Feierstunde.
In einer Saison spulen die Mitglieder der Radsportabteilung locker mehrere 1000 Kilometer ab. Denn die Wanderradler des TSV Schwarzenbek nutzen das Rad nicht nur für Besorgungen innerhalb der Stadt, sondern auch für ausgedehnte Urlaubsreisen. Im vergangenen Jahr hatten die 22 Radler mit einer Gesamtstrecke von 10.030 Kilometern folglich auch locker die Erstauflage des Stadtradelns in der Europastadt dominiert.
Doch in diesem Jahr reichte es für die Radsportler nicht zum Spitzenplatz. „Als ich die Namen der angemeldeten Teams sah, dachte ich zunächst auch: Da ist klar, wer gewinnen wird“, machte es Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig spannend. Gemeinsam mit Schwarzenbeks Klimaschutzbeauftragter Kirsten Boltz hatte sie auf dem Platz unter der Brücke im Stadtpark die Urkunden an die erfolgreichen Teams verliehen. Erstmals gewann diesmal die Schwarzenbeker Liedertafel als „Biking Singers & Friends“ die Gesamtwertung mit 7532 zurückgelegten Kilometern vor den Radsportlern (6573) und der evangelischen Kirchengemeinde (6061).
Vom Rotdornweg zur Gummibär-Fabrik nach Boizenburg
Als „Kirche in Bewegung“ stellte die Kirchengemeinde mit 35 Radfahrern die größte Gruppe gefolgt von der Liedertafel (18) und den Radsportlern (17). Nächste Überraschung bei den innerhalb der Gruppe im Durchschnitt pro Teilnehmer zurückgelegten Kilometern: Mit 420 Kilometern waren hier Gabi und Wolfgang Boß, Renate Haffke und Werner Heinrich Behrmann am eifrigsten. Die Nachbarn aus dem Rotdornweg waren als „Rotdornbande“ an den Start gegangen. Mit 418 Kilometern dichtauf folgte auch hier die Liedertafel vor der nächsten Nachbarschaftsgruppe „BlankeSpeichen.reloaded“ (415).
Bei der „Rotdornbande“ war die Freue über den Erfolg groß: „Wir sind jeden Tag geradelt“, so Wolfgang Boß. „Die längste Tour führte das Quartett von Schwarzenbek nach Boizenburg zum Werksverkauf der Gummy Bear Factory: „Wenn man so weit gefahren ist, darf man auch ein paar mehr naschen“, schmunzelte Boß.
Groß war auch die Freude bei der Liedertafel, die 2019 in der Gesamtwertung mit 2113 gefahrenen Kilometer noch den dritten Platz belegt hatte. Diesmal gab es in allen drei Kategorien eine Urkunde. Bereits aus ihrer alten Wirkungsstätte in Bielefeld kannte Pastorin Sigrun Kühn das Stadtradeln. Im vergangenen Jahr habe sie die Anmeldefrist noch verpasst, in diesem Jahr aber zahlreiche Gemeindemitglieder zur Teilnahme motivieren können, unter anderem im Familiengottesdienst, der unter dem Motto „Gott gab uns Atem“ stand.
So viele Kilometer legt eine Pastorin am Tag zurück
„Ich fahre sehr gerne Fahrrad und fand es toll, auch mal aufzuschreiben, welche Strecken in so täglich zurücklege“, so die Seelsorgerin, die an der Pflasterstraße wohnt. Überrascht war Kühn dann aber doch, dass bei ihren Touren zu Kitas, Kirchen sowie zum Einkaufen bis zu 15 Kilometer am Tag zusammenkommen. Aufs Auto verzichteten auch Wiebke und Stefan Deutsch: Statt mit dem Auto brachten sie ihre Kinder Bennet (6) und Svea (9) im Aktionszeitraum per Fahrrad zu Kita und Schule und wollen dies auch weiterhin möglichst so beibehalten.
Kohlendioxid einsparen durch Verzicht aufs Auto
Genau das ist das Ziel der bundesweiten Aktion: Durch den Verzicht auf Autofahrten Kohlenstoffdioxid einzusparen. Im vergangenen Jahr waren es innerhalb des dreiwöchigen Aktionszeitraums 3180 Kilogramm CO2, diesmal sogar 5287 Kilogramm. Am diesjährigen Stadtradeln nahmen 143 Bürger (2019: 109) teil, die insgesamt 35.963 Kilometer (2019: 22.405) abspulten. Aktuell belegt die Europastadt damit innerhalb Schleswig-Holsteins den 42. Platz (2019: 31).
Deutschlandweit nehmen 1482 Kommunen an der Aktion teil, 241 sind noch am Radeln, in 13 Kommunen steht die Aktion noch aus.