Schwarzenbek. Am Tag nach der Wahl stellt Schwarzenbeks neuer Bürgermeister Norbert Lütjens erste Ziele vor. Er will wieder mehr Vertrauen schaffen.
Er hat nach seinem Wahlsieg mit seiner Familie am Sonntag zu Hause noch bis kurz vor 23 Uhr Pizza gegessen, um Mitternacht war er im Bett und hat „geschlafen wie ein Stein“. Das erste Mal seit Langem. Denn zwei Monate lang war der parteilose Norbert Lütjens im Wahlkampfmodus, hat mehr als 3000 Hausbesuche gemacht, stand auf dem Wochenmarkt und warb bei Vereinen und Institutionen für seine Kandidatur.
„Das war sehr anstrengend, aber die Gespräche waren auch sehr inspirierend. Und mit meinem Wahlsieg habe ich die Rückendeckung, die ich für Veränderungen brauche“, sagte der 50-jährige gestern Vormittag beim Gespräch mit unserer Zeitung in seinem bisherigen Büro im obersten Stockwerk des Schwarzenbeker Rathauses im Fachbereich Soziales. Zwischendurch klopft es immer wieder an der Tür: Zahlreiche Mitarbeiter gratulierten dem beliebten Stadtjugendpfleger zu seiner Wahl.
Kandidaten in Schwarzenbek attestieren sich einen fairen Wahlkampf
Wie berichtet hatte Lütjens am Sonntagabend einen unerwartet hohen Wahlsieg über seinen Konkurrenten Matthias Schirmacher von den Grünen errungen. Lütjens bekam 74,8 Prozent der Stimmen, Schirmacher 25,2 Prozent. Beide attestierten sich gegenseitig einen fairen Wahlkampf. Das überraschend gute Abschneiden von Lütjens sorgte für Applausstürme. „Das gute Ergebnis hat mich überrascht. In dieser Deutlichkeit habe ich das nicht erwartet“, sagte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig, die vor sechs Jahren in den Stichwahl deutlich knapper mit 51,1 Prozent gegen ihren Mitbewerber Christian Carstensen (48,9 Prozent) gewann.
Sie verfolgte die Auszählung mit ihrem Geesthachter Amtskollegen Olaf Schulze, der sich nächstes Jahr zur Wiederwahl in der Elbestadt stellt. Frisch gewählt ist dagegen Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer, der aus seiner Zeit als Amtsleiter in Schwarzenbek noch eng verbunden mit Lütjens ist und zu den ersten Gratulanten zählte.
Aus Ahrensburg war Thomas Bellizzi gekommen, der bis vor zwei Jahren Ordnungsamtsleiter in Schwarzenbek war und jetzt Referent von Sozialminister Heiner Garg ist. Er hat vor kurzem gemeinsam mit Lütjens das Verwaltungsstudium für den höheren Dienst absolviert.
Für Lütjens gibt es viel zu tun. „Es wird ein fließender Übergang. Wir bekommen zum 19. Oktober eine neue Mitarbeiterin, die die Hausleitung des Jugendtreffs übernimmt. Meine Stelle als Stadtjugendpfleger wird ausgeschrieben und auch für meinen Posten als stellvertretender Amtsleiter finden wir hoffentlich schnell einen Nachfolger“, so Lütjens.
Bürgermeisterin will ihren Nachfolger einarbeiten
Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig hat dem 50-Jährigen bereits am Wahlabend signalisiert, dass sie ihn bis zu seinem Amtsantritt am 1. Dezember, einarbeiten wolle. Inwieweit er dabei auch in Entscheidungen, die in die Zukunft gerichtet sind, eingebunden wird, muss sich zeigen. Aktuell steht eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft der Centa-Wulf-Förderschule an. Sie muss aus der Grundschule Nordost ausziehen, um Platz für die Vielzahl neuer Schüler zu schaffen.
Die Zustimmung zu einem Mietvertrag mit einem Investor, der ein Gebäude am Hans-Koch-Ring bauen will, um das Förderzentrum unterzubringen, haben die Politiker allerdings vertagt. Sie fühlten sich von der Bürgermeisterin nicht hinreichend über den Sachstand und bauliche Verzögerungen informiert (wir berichteten). Kann die Verwaltungschefin dieses Problem nicht bis Dezember lösen, „erbt“ Lütjens dieses Problem.
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„Ohnehin wird uns die Raumnot der Schulen in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen. Das ist eine Pflichtaufgabe und die müssen wir auch lösen. Ich hoffe, dass zum Ende meiner ersten Amtszeit die alte Realschule nach der Sanierung wieder bezogen werden kann und als Standort für Bücherei, Centa-Wulf-Schule, VHS und Vereine genutzt wird. Außerdem möchte ich die Innenstadtentwicklung voranbringen und den Dialog mit den Bürgern führen“, sagt Lütjens.
Matthias Schirmacher denkt über seine politische Zukunft nach
Während auf den neuen Verwaltungschef eine Menge Arbeit zukommt, will sich Matthias Schirmacher erst einmal eine Auszeit gönnen. „Mit so einem Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Offenbar habe ich viel falsch gemacht. Darüber muss ich jetzt erst einmal nachdenken“, sagte er noch am Wahlabend gegenüber unserer Zeitung. Nachdenken werde er auch über seine politische Zukunft. Der 56-Jährige ist seit 30 Jahren in der Kommunalpolitik tätig und seit zwei Jahren Bürgervorsteher in Schwarzenbek. Ob er das bleibt, will er gründlich überlegen.