Duvensee. Die Ernte ist relativ gut, dafür sind die Milchpreise im Keller. Am meisten stört die Landwirte aber das Image ihres Berufsstandes.

590 Milchkühe stehen in den lichtdurchfluteten Ställen von Knud und Hans-Peter Grell in Duvensee. Gerade heute bei hochsommerlichen Temperaturen dürften die Rinder besonders froh über ihre Unterkunft sein. „Früher dachte man, Kühe haben es gerne warm. Das stimmt aber nicht. Mehr als 20 Grad mögen sie nicht. Deshalb sind unsere Ställe gut belüftet, einige haben sogar Ventilatoren, um für Kühlung zu sorgen. Die Dächer spenden zusätzlich Schatten“, sagt Knud Grell.

650 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis

Die Familie Grell führt einen von rund 650 landwirtschaftlichen Betrieben im Kreis Herzogtum Lauenburg, Familienvater und Seniorchef Hans-Peter Grell ist zugleich Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. Neben den 590 Milchkühen bewirtschaften die Grells mit ihren elf Mitarbeitern und drei Azubis auch noch 480 Hektar Land. Gerste, Weizen, Silomais und Ackergras wachsen auf den Feldern. Das meiste landete als Futtermittel im Milchviehbetrieb.

Trotz der der Dürre – drei Jahre in Folge hat es zu wenig geregnet – sind die Landwirte relativ zufrieden mit der Ernte, die gerade auf vollen Touren läuft (siehe Infokasten). „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Im Kreis gibt es viele schwere Böden, die das Wasser gut speichern und es hat immer wieder mal geregnet. Der Mais steht sogar so hoch wie nie zuvor“, sagte der Bauernpräsident gestern bei einem Besuch der SPD-Landtagsabgeordneten Kathrin Bockey auf deren Sommertour durch die Region.

Milchpreis ist zu niedrig

Trotzdem sind gerade die Milchbauern nicht zufrieden mit der wirtschaftlichen Situation. „Wir bekommen 36 bis 37 Cent pro Liter. Ein auskömmlicher Preis müsste mindestens bei 40 Cent liegen. Die Nachfrage stagniert wegen Corona, weil viele Großveranstaltungen, bei denen Caterer Milchprodukte nutzen, ausfallen. Hinzu kommt ein Überangebot, weil weniger Milch wegen der Grenzschließungen exportiert wird“, sagt Hans-Peter Grell. „Wir beuten uns selbst aus, indem wir überdurchschnittlich viel arbeiten und versuchen die Kosten zu senken“, ergänzt sein Sohn Knud.

Tierwohl steht hoch im Kurs

Trotzdem ist es nicht die wirtschaftliche Situation, die den Landwirten Sorge macht. „Mich ärgert das verklärte Bild, das viele Menschen auf die Landwirtschaft der Vergangenheit haben. Vor 30 oder 40 Jahren war nicht alles gut. Die Kühe waren angebunden im dunklen Stall, sie lagen teilweise im eigenen Mist. Schweineställe stanken zum Himmel. Heute steht das Tierwohl hoch im Kurs und deutsche Landwirte erfüllen hohe Standards. Trotzdem ist das Image der Landwirte schlecht“, sagt Amtsvorsteher Ulrich Hardtke. „Wir vermissen Wertschätzung für die Arbeit, die wir hier machen. Den Tieren geht es bei uns besser, als irgendwo sonst in der Welt“, ergänzt Knud Grell, der während seines landwirtschaftlichen Studiums auch in Milchbetrieben in Südafrika und Neuseeland hospitiert hat.

Um für die Landwirtschaft in der Region zu werben, bieten die Grells regelmäßig Führungen auf ihrem Hof in Duvensee an, laden Schulklassen und Kindergartengruppen ein. „Die Landwirte werden oft für Dinge verantwortlich gemacht, für die sie nichts können. Angeblich führen die Pflanzenschutzmittel zu Insektensterben. Aber seit den 1990er Jahren werden immer weniger Pestizide eingesetzt“, so Grell.

Ernte ist besser als erwartet

Die Landwirte im Lauenburgischen sind mit der bisherigen Ernte überwiegend zufrieden. Diese Zwischenbilanz ziehen André Jöns von der Geschäftsführung des Kreisbauernverbandes und Kreisbauernpräsident Hans-Peter Grell. Die Wintergerste ist bereits eingefahren, hier wurde eine leichte Ertragssteigerung im Vergleich zum Vorjahr ermittelt. „Die Qualitäten waren gut“, so Jöns. Die Rapsernte ist fast abgeschlossen. Die Erträge sind stark schwankend. Sie liegen je nach Bodengüte zwischen 3000 und 4500 Kilogramm pro Hektar. „Der Durchschnitt ist zufriedenstellend“, so Jöns. Probleme bei den Flächen mit geringem Ertrag war der Erdfloh, der sich durch den Rückgang der Pflanzenschutzmittel und Beizmittel stark vermehrt hat.

Proteingehalt des Weizens ist niedrig

Die Weizenernte hat gerade erst angefangen. „Die Erträge der ersten Flächen sind bisher ganz gut. Es zeichnet sich eine leichte Ertragssteigerung zum Vorjahr ab, eine endgültige Beurteilung ist jedoch erst möglich, wenn mehr Fläche gedroschen wurde“, so Jöns. Ein Qualitätsproblem ist hier der niedrige Proteingehalt. Dies könne diverse Gründe, wie Witterung oder zu geringe Düngung haben. Der Roggen und die Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) stehen optisch gut. Es wurden jedoch noch kaum Flächen geerntet, weshalb man keine Ertragsprognose geben kann. Hohe Erträge erwarten die Landwirte beim Mais. „So hoch standen die Pflanzen noch nie“, sagt Hans-Peter Grell.