Schwarzenbek. Die Planung für die Kleine Bühne Schwarzenbek läuft seit Frühjahr. Die Stadt sagt nun alle Aufführungen wegen Corona-Beschränkungen ab.
Fast jede Vorstellung war in den vergangenen Jahren ausverkauft. Von den 250 Sitzplätzen gingen alleine 200 im Abonnement weg: Die Aufführungen des Altonaer Theaters/Hamburger Kammerspiele im Festsaal des Schwarzenbeker Rathauses (Kleine Bühne) sind eine kulturelle Erfolgsgeschichte. Doch dieses Jahr ist alles anders. Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig hat die vier geplanten Aufführungen für die Spielzeit 2020/2021 jetzt mit Blick auf die Corona-Beschränkungen abgesagt. „Wir werden in der Spielzeit 2012/2022 wieder durchstarten. Wir hoffen, dass unsere Abonnenten uns weiterhin treu bleiben“, sagt Christine Uhde, die im Rathaus für die Kultur zuständig ist.
Noch vor wenigen Wochen waren die Verantwortlichen zuversichtlich, dass es eine Theatersaison geben könnte – trotz der Abstandsregelungen. Die Politiker hatten während der letzten Sitzung vor der Sommerpause die Weichen dafür gestellt. Am 1. Juni stimmten sie dem Programm zu und lehnten eine Preiserhöhung ab. Geplant waren die Komödien „Glücklich in 90 Minuten“, „Zweikampfhasen“ und „Gut gegen Nordwind“ mit Alexandra Kamp, dazu die Tragikomödie „Ich bin nicht Rappaport“. Hinzu sollte noch ein Gastspiel der „Leipziger Pfeffermühle“ kommen.
Kein finanzieller Schaden für die Stadt
Schon bei der Entscheidung war klar, dass nur 50 Zuschauer kommen dürften, was einer Auslastung von lediglich 20 Prozent entspricht. Mittlerweile wären 100 Zuschauer zugelassen, ob das angesichts der geltenden Abstandsregeln von 1,5 Metern in dem Festsaal ausgeschöpft werden könnte, ist unklar.
Die Probleme waren offensichtlich zu groß. Denn jetzt fiel die Entscheidung im Rathaus trotz des stehenden Programms, die Spielzeit abzusagen. Finanzieller Schaden dürfte der Stadt dadurch nicht entstehen. Denn die Verträge mit dem Tourneetheater des Altonaer Theaters/Hamburger Kammerspiele waren nach Auskunft von Fachbereichsleiterin Kathrin Kipke zu den Beratungen im Ausschuss so gestaltet worden, dass es einen Vorbehalt hinsichtlich der Corona-Beschränkungen gab.
Schwierig wäre es ohnehin geworden, da definitiv langjährige Abonnenten verprellt werden müssten. Denn im Vorjahr gingen 200 Karten im Abo weg, ein Großteil dieser „Stammkunden“ wäre durch die Corona-Beschränkungen nicht zum Zug gekommen.
Preise sind in den vergangenen Jahren angehoben worden
Vorführungen mit so stark eingeschränkter Zuschauerzahl rechnen sich nicht. Aufführungen sind auch bei voller Auslastung defizitär und die Stadt trägt jedes Jahr einen Zuschuss in Höhe von mehreren Tausend Euro pro Spielzeit. Um den Zuschuss zu senken, sind die Preise in den vergangenen Jahren mehrfach angehoben worden.
Sinnvoll ist die Entscheidung nicht nur mit Blick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen, die unweigerlich zu geringeren Einnahmen führen würden. Auch das Publikum der Theaterreihe gehört zum überwiegenden Teil der Generation 60 plus an und ist somit in der Risikogruppe, der durch die Corona-Pandemie besonders gefährdeten Personen.
Für Kulturfreunde ist das ein weiterer schwerer Schlag. Denn nicht nur die Theatersaison der „Kleinen Bühne“ fällt somit flach. Auch das Weihnachtsmärchen der Laiendarsteller der VHS-Gruppe „Theater Schwarzenbek“ ist abgesagt. Die Sommerkomödie fiel ebenfalls aus.
Dunkle Wolken hängen auch über dem Kulturprogramm im Amtsrichterhaus. Wie berichtet, hat die Louisenhof gGmbH, die die Kulturarbeit in dem historischen Gebäude organisiert, den Vertrag zum Jahresende gekündigt. Auch die Saison der Aral-Open-Konzerte fiel wegen Corona flach.
Kleine Bühne und Kooperation mit Tourneetheater
Die kleine Bühne gibt es seit 33 Jahren. Als erste Aufführung wurde am 1. September 1979 „Die Glasmenagerie“ von Tennessee Williams im Gymnasium an der Berliner Straße vor 150 Zuschauern aufgeführt. Seitdem ist die Kleine Bühne ein fester Bestandteil der Kulturarbeit in der Stadt. Die Zusammenarbeit mit dem Tourneetheater des Altonaer Theaters begann 2003.