Schwarzenbek. Die Postbank will ihr Finanzcenter in Schwarzenbek schließen. Nun wird ein Standort für die Postdienstleistung gesucht.

„Die Post ist in meinen Augen ein Teil der Daseinsvorsorge. Die kann man doch nicht einfach privatisieren“: Die SPD-Ortsvorsitzende Sigrid Binder ist empört über die Pläne der Postbank, ihr Finanzcenter zu schließen. Die Post an der Schmiedestraße ist nämlich keine „Post“, sondern eine Postbank. Zum 30. Juni 2021, so hat die Postbank der Stadt in einem Brief vom 20. Juli mitgeteilt, werde sie ihr Finanzcenter schließen. Die Post werde zeitgleich eine Partnerfiliale „in der Nähe“ einrichten.

„Wie alle Banken beobachtet auch die Postbank, dass sich der Markt sowie das Verhalten unserer Kunden in Zeiten der Digitalisierung verändert. Hierauf stellen wir uns unter anderem dadurch ein, dass wir für unsere Kunden unterschiedliche neue Filialformate mit differenzierten Produkt- und Serviceangeboten entwickeln. Zudem überprüfen wir kontinuierlich unser Filialnetz hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und Optimierungsmöglichkeiten“, sagt Ralf Palm, Pressesprecher der Postbank.

In diesem Zusammenhang habe die Postbank beschlossen, die Filiale in Schwarzenbek an der Berliner Straße 7 zu schließen. „Das Angebot an Post- und Paketdienstleistungen bleibt in Schwarzenbek aber auch in Zukunft bestehen. Es wird durch unseren Kooperationspartner Deutsche Post sichergestellt sein“, verspricht Palm.

Die Post dünnt bundesweit ihr Netz aus

Obwohl die Zahl der Paketzustellungen durch den Onlinehandel ständig steigt, dünnt die Post ihr Filialnetz aus. Seit 1999 ist die Post, zu der auch der Logistiker DHL gehört, ein Aktienunternehmen: Stück für Stück hat die Bundesregierung ihre Anteile an der ehemaligen Bundespost über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verkauft. Die meisten Aktien befinden sich im Streubesitz. Die KfW hält noch 20,6 Prozent der Anteile, die US-amerikanische „Heuschrecke“ (Fondsgesellschaft) BlackRock ist mit 5,7 Prozent der zweitgrößte Anteilseigner.

„Echte“ Postfilialen gibt es in Deutschland nur noch zwei: die eine am Hauptsitz der Post in Bonn, die andere im Berliner Reichstag.

Fast alle Postfilialen gehören zur Postbank

Alle übrigen sind Untermieter der Postbank. Doch auch die werden weniger: Gut die Hälfte der 27.000 Poststellen sind mittlerweile als Partneragenturen oder Paketshops in Supermärkten, Geschäften oder Kiosken zu finden. Das geht aus einer Anfrage der Links-Partei aus dem Jahr 2019 hervor.

Sigrid Binder befürchtet durch die angekündigte Schließung eine Schwächung der Innenstadt: „Wenn ich die Schlangen der Menschen mit Paketen sehe, ist die Post eindeutig ein Magnet, von dem die Geschäfte profitieren. Das sind ja nicht nur Schwarzenbeker, viele Kunden kommen auch von außerhalb.“

Ob eine private Partnerfiliale die Funktion eines Frequenzbringers übernehmen könne, sei zweifelhaft, so die SPD-Politikerin. Offen ist auch, ob die Post einen Partner in attraktiver Lage finden wird: Seit 2015 hat der Konzern in Neuverträgen die Provisionen deutlich gekürzt, sind viele Partner abgesprungen. Auf eine Grundversorgung haben die Schwarzenbeker jedoch gesetzlich Anspruch: Je 2000 Einwohner in einer Kommune ist eine Poststation vorgeschrieben. Das kann aber auch eine Partnerfiliale sein.

SPD-Vorsitzende kritisiert Zwang zum Onlinebanking

Sigrid Binder fragt sich aber auch, wo die Kunden der Postbank künftig ihre Geldgeschäfte abwickeln sollen: „Nicht jeder kann oder will Online-Banking machen.“ Ein weiteres Problem ist das Geldabheben am Automat: Zwar gehört die Postbank zur Deutschen Bank und zur Cash-Group, doch auch Deutsche Bank, Commerzbank oder Hypovereinsbank haben keine Filialen in Schwarzenbek. Die nächsten kostenfrei nutzbaren Geldautomaten für Postbank-Kunden gäbe es künftig erst in Geesthacht.

Die SPD-Vorsitzende und Stadtverordnete hat nun die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer eingeschaltet. Die hat jetzt an die Post appelliert, eine eigenständige Filiale in Schwarzenbek zu unterhalten. „Der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung steigt von 23 Prozent auf 27 Prozent bis 2030. Deshalb sind kurze Wege wichtig. Außerdem erfüllt eine Postfiliale nicht nur einen staatlichen Versorgungsauftrag, sondern stellt gleichzeitig einen zentralen Anlaufpunkt dar“, so Scheer.

Die Schwarzenbeker haben in der Vergangenheit immer wieder Kritik geübt, weil die Post-Filiale oft geschlossen war. Die Post selbst, versuchte bereits 2009 das Gebäude an der Schmiedestraße zu verkaufen – allerdings ohne Erfolg.