Schwarzenbek. Die gebürtige Schwarzenbekerin Ann-Kathrin Karschnick veröffentlicht ihren ersten großen Liebesroman bei Bastei-Lübbe.
Der Sitzplatz in der ersten Klasse des Regionalexpress RE 1 ist ein Ort vieler Abenteuer: Außerirdische, mutige Kämpferinnen mit übermenschlichen Kräften oder Drachenreiter haben den Zug zwar nicht selbst benutzt, aber sie wurden hier erfunden oder zumindest ihre Geschichten weitergesponnen. Seit 2008 schreibt die gebürtige Schwarzenbekerin Ann-Kathrin Karschnick Fantasy-Romane, nutzt dafür ihren Arbeitsweg nach Hamburg, wo sie als Schifffahrtskauffrau arbeitet.
Die Idee entstand, als sie ihre Tochter sah
Die herzzerreißende Liebesgeschichte „Jeden Tag ein neuer Himmel“, die am 29. Juni im renommierten Verlag Bastei-Lübbe erscheint, ist allerdings nicht während der Zugfahrt auf dem Laptop entstanden, sondern auf dem heimischen Sofa: Karschnick ist derzeit mit ihrer zweiten Tochter in Elternzeit. Die Idee zum Roman kam der 35-Jährigen, die mittlerweile mit Mann und Kindern in Dalldorf wohnt, vor zwei Jahren auf der Rückfahrt von der Kita in Lütau. „Im Radio lief ein Song, von dem ich heute nicht mehr weiß, welcher es war. Ich weiß nur, dass ich plötzlich die Idee für einen neuen Buchtitel hatte: Wenn mein Herz auch bricht“, erinnert sich Karschnick.
Und während sie so nachdachte, was ihr Herz zum Brechen bringen würde, blickte sie in den Rückspiegel und sah ihre älteste Tochter im Kindersitz auf der Rückbank. Binnen weniger Wochen entwickelte sie einen Plot mit 28 Kapiteln, in deren Mittelpunkt Charlotte steht: Die Kinderkrankenschwester hatte vor einem Jahr ihre Tochter verloren, will nun aber wieder zurück in ihren alten Beruf in einem Kinderhospiz. Für die vom Schicksal derart gebeutelte Frau brauchte es einen Gegenpart – den Straßenmusiker Sam. „Kaum ließ ich ihn etwas sprechen, war mit klar, dass er als Gegenpol perfekt wäre“, so Karschnick.
14 Großverlage hatten Interesse am Liebesroman
Und so steht Sam auf der Straße und spielt, als Charlotte gerade auf dem Rückweg von ihrem neuen Job in einem Londoner Kinderhospiz vorbeikommt und stehen bleibt: Sams Lied heißt „Daisy“ – so wie ihre vor einem Jahr verstorbene Tochter. Der Musiker bemerkt, welche Emotionen sein Song bei der Frau hervorruft und spricht sie an. Am Anfang ist Charlotte zurückhaltend, doch dann erliegt sie Sams warmherzigen Charme. Doch damit wäre die Geschichte zu schnell zu Ende, also legte Karschnick, die den Roman unter dem Pseudonym Violet Thomas veröffentlicht, dem Paar noch einige Steine in den Weg.
„Anfangs dachte ich, einen solchen Roman könnten nur Autoren vom Schlag einer Jojo Moyes oder eines Nicolas Sparks schreiben, aber nicht ich“, sagt Karschnick. Zuspruch kam von ihrer Agentin, die den Plot im Oktober 2018 mit auf die Frankfurter Buchmesse nahm – mit Erfolg: 14 Großverlage meldeten Interesse an, das Rennen machte schließlich Bastei-Lübbe.
Als Karschnick den ersten Entwurf an die Lektorin schickte, kam prompt eine Rückmeldung: „Sie hat beim ersten Lesen Tränen geweint“, so Karschnick. Mit Hilfe der Lektorin wurden dann die Zeitlinien verändert, an Formulierungen gefeilt und einige Szenen hinzugefügt. „Sie hat dann auch beim zweiten Lesen geweint“, freut sich Karschnick, der es beim Schreiben ähnlich ging.
Phantastikpreis für „Frau im grünen Kleid“
Als „Frau im grünen Kleid“ ist Karschnick in der Phantastikszene bekannt ist. Für ihre Fantasyreihe „Phoenix – Tochter der Asche“ wurde sie 2014 mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet. Als Violet Thomas schreibt sie die beiden Liebesroman-Serien „Hotel California“ und „Mercy Grace Hospital“. „Jeden Tag ein neuer Himmel“ ist ihr siebter Liebesroman.
Insgesamt hat sie bereits 36 Romane und Novellen veröffentlicht, dazu diverse Kurzgeschichten wie im Kinderbuch „Räubertochters Kinder“, das in der Edition Roter Drache erschienen ist (13 Euro). Trotz aller Erfolge, so schreibt Karschnick auch für den Hörbuchdienst audible, will sie weiterhin ihrem Beruf als Schifffahrtskauffrau treu bleiben – zumindest in Teilzeit: „Selbst wenn ich einen Bestseller schreibe, würde ich meinen Beruf nicht aufgeben – es sei denn Hollywood klopft an und will eines meiner Bücher verfilmen“, sagt sie schmunzelnd. „Jeden Tag ein neuer Himmel“ erscheint als Paperback am Montag, 29. Juni, und kostet 12,90 Euro.
Mit Widmung in Signatur in der LeseZeit
Da in Zeiten des Coronavirus Autorenlesungen und Signierstunden nur mit großen Schwierigkeiten zu organisieren sind, hat sich Karschnick mit der Buchhandlung LeseZeit (Am Markt 3) eine Aktion ausgedacht: Wer dort ihr Buch kauft, kann es mit Signatur und auf Wunsch auch mit Widmung ordern.
www.lesezeit-schwarzenbek.de