Schwarzenbek. Verwirrung um den Flächennutzungsplan. Am heutigen Dienstag beschließt der Hauptausschuss. Die Kritik am Vorhaben bleibt bestehen.

„Dann bin ich hier ja im falschen Ausschuss“, befand Klaus Kamm, als er erfuhr, dass der Planungsausschuss den Flächennutzungsplan 24 nur zur Kenntnis nimmt. Abgestimmt wird über den Plan erst heute Abend im Rahmen der Sitzung des Hauptausschusses (18.30 Uhr, Festsaal im Rathaus, Ritter-Wulf-Platz 1). Aber auch wenn der Kritiker des Kunstrasenplatzes, der an Stelle des unteren Rasenplatzes auf dem Sportplatzgelände an der Schützenallee geplant ist, heute Abend wieder zur Sitzung kommt, wäre er immer noch „im falschen Ausschuss“: Denn der Flächennutzungsplan regelt, anders als sein Name es vermuten lässt, nicht die künftige Nutzung der Fläche. Er ist vielmehr ein Instrument der Stadtplanung, mit dem festgelegt wird, an welchen Stellen des Ortes welche Möglichkeiten etwa für Wohnen, Gewerbe oder den Sportbetrieb möglich sind.

Kunstrasenplatz Schwarzenbek sollte bereits 2020 realisiert werden

Erst der nachfolgende Bebauungsplan regelt, was auf der Fläche entstehen soll – in diesem Fall ein Kunstrasenplatz. Obwohl die Stadtverordnetenversammlung am 14. Februar 2019 nach kontroverser Diskussion über Klima- und Umweltschutz sowie Mikroplastik mit 16 Ja-, zwei Nein-Stimmen und acht Enthaltungen sich für einen Kunstrasen ausgesprochen hat, reißt die Kritik nicht ab. Der Platz sollte eigentlich bereits in diesem Jahr realisiert werden, ein Formfehler hat die Planung jedoch ausgebremst: Die Stadt hatte die Auslegefrist im vergangenen Jahr sogar um zwei Wochen verlängert, jedoch endete diese an einem Sonntag – es hätte aber ein Wochentag sein müssen. Das hatte die Kommunalaufsicht des Landes moniert und die erneute Auslegung im Rathaus gefordert, die nun ausgerechnet in die Corona-Zeit fiel.

Kamms Frage, warum die Stadt die Frist angesichts der Rathausschließung in Corona-Zeiten nicht verlängert habe, konterte Bauamtsleiter Ralf Hinzmann mit dem Hinweis, dass sich am Inhalt des Plans ja gegenüber der ersten Auslegung nichts gerändert habe und der Plan sehr wohl nach Anmeldung einsehbar gewesen sei. Allerdings hatte das Planungsbüro zwei Einwendungen von Bürgern aus Versehen nicht berücksichtigt, die jetzt in den Unterlagen enthalten sind.

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Maulwürfe zählen nicht zu den besonders schützenswerten Arten

Da es sich aber vorwiegend um kritische Anmerkungen zum Kunstrasenplatz handelt, spielten sie für den Flächennutzungsplan keine Rolle, sollen zum Teil aber in der Ausführungsplanung erneut bewertet werden, so Gutachterin Lena Lichtin vom Planungsbüro BSK aus Mölln.

Auch Kamms Einwand, durch die Baumaßnahme würden vier Maulwurfskolonien, die sich unter dem Rasen eingenistet haben, Schaden nehmen, wies Lichtin zurück: Betrachtet würden hier nur die in der FFH-Richtlinie aufgelisteten besonders schützenswerten Arten, dazu zählt der Maulwurf nicht. Der steht zwar seit 1988 unter Naturschutz, darf weder gefangen noch getötet werden. Vergrämungsmaßnahmen sind jedoch erlaubt und auf einem Sportplatz wegen der Verletzungsgefahr sogar notwendig. Maulwurfgitter, wie sie Gartenbesitzer unter ihrem Rasen verlegen, um die Hügel zu vermeiden, sind auf einem Sportplatz jedoch wenig sinnvoll: Dort wird mit vertikalen Sperren aus Kunststoff gearbeitet, die bis zu 100 Zentimeter tief verlegt werden. Zum Glück für die Sportler reagiert der Maulwurf empfindlich auf Geräusche: Wird ein Platz regelmäßig für Spiel und Training genutzt, meiden ihn die Tiere zumeist.

Platz erhält Verfüllung aus Sand und Korkgranulat

Neben dem Beschluss des Hauptausschusses heute Abend ist auch noch die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung am 25. Juni erforderlich, bevor der Flächennutzungsplan in Kraft tritt. Auf seiner Grundlage entsteht dann der Bebauungsplan. Zwar hat der Bauausschuss sich bereits auf eine Kork/Sand-Verfüllung anstelle von Kunststoffgranulat für den Kunstrasen festgelegt, der Auftrag kann jedoch erst erteilt werden, wenn auch der B-Plan beschlossen ist.

An Mikroplastik – eine Studie hatte 2019 die Verfüllung mit Kunststoffgranulat als eine der Hauptursachen für Mikroplastik in der Umwelt angeprangert – scheiden sich auch die Kritiker: Während BUND-Kreisvorstand Hans-Heinrich Stamer seine Kritik am Kunstrasenplatz zurückzog und die Entscheidung für das Korkgranulat als Füllmaterial lobte, bleibt Eugen Prinz, Ex-Lehrer und BUND-Umweltpreisträger 2009, bei seiner ablehnenden Haltung: Für ihn sind die künstlichen Grashalme das Problem, da sie bei jedem Schritt und jeder Grätsche eines Spielers Teile ihrer Substanz verlören.