Mölln. Der CDU-Kreisvorsitzende Rasmus Vöge will die Nachfolge von Norbert Brackmann antreten und für den Bundestag kandidieren.

Die Kreisgeschäftsstelle der CDU in Mölln darf „keine Wahlkampfzentrale“ werden. Das war eine der Forderungen von CDU-Mitgliedern, nachdem der Kreisvorsitzende Rasmus Vöge erklärt hatte, sich als Nachfolger von Norbert Brackmann für das vakante Bundestagsmandat zu bewerben (wir berichteten).

Faires und transparentes Verfahren

Kritiker wie der Geesthachter Kreistagsabgeordnete Bastian Numrich aber auch Ratzeburgs Bürgervorsteher Ottfried Feußner, beide Mitglieder im CDU-Kreisvorstand, hatten den Zeitpunkt der Bewerbung Vöges kritisiert und ein transparentes Verfahren unter Beteiligung aller Parteigremien gefordert. Vöge hatte nur wenige Stunden nach Brackmanns Bekanntgabe, 2021 nicht erneut für den Bundestag kandidieren zu wollen, seine eigene Bewerbung öffentlich gemacht.

Tschacher übernimmt Koordinierung

Der Forderung nach einem transparenten und für alle Bewerber fairen Verfahren trägt der Kreisvorstand, der sich am Mittwochabend per Videokonferenz getroffen hatte, Rechnung: Die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Tschacher übernimmt als stellvertretende Kreisvorsitzende die Koordinierung der Kandidatenkür auf lauenburgischer Seite und wird sich dafür auch mit den Kreisverbänden Stormarn sowie Lübeck absprechen. Zum Wahlkreis 10 gehört der größte Teil des Herzogtum Lauenburgs sowie der Süden Stormarns. Der Bundestagswahlkreis 11 umfasst Lübeck und den Norden des Herzogtums. Dort gelang 2017 der CDU-Kandidatin Claudia Schmidtke der direkte Sprung in den Bundestag.

CDU-Stormarn richtet Mitgliederversammlung aus

Im Wahlkreis 10 dürfen im August fast 1500 CDU-Mitglieder (800 aus Lauenburg, 670 aus Stormarn) den CDU-Kandidaten nominieren. Anders als etwa bei der SPD, die ihre Kandidaten auf Delegiertenparteitagen auswählt, sind bei der CDU alle Mitglieder aufgerufen. „Die Vorstellungsrunden vor der Wahl können möglicherweise auch online stattfinden, die Wahl selbst ist jedoch laut Wahlgesetz eine Präsenzveranstaltung“, erläutert Patrick Ziebke, Kreisgeschäftsführer in Stormarn. Nachdem Brackmann 2016 in Breitenfelde nominiert wurde, ist diesmal die Stormarner CDU Ausrichter.

Heute Abend wird zunächst der geschäftsführende Vorstand der Stormarner CDU die Situation beraten, dann der Gesamtvorstand. „Wir wollen ein Verfahren festlegen, an dessen Ende die Nominierung steht und bei dem alle, die sich bewerben wollen oder sich schon beworben haben, sich allen Mitgliedern vorstellen können“, so Ziebke.

Vöge verweist auf Transparenz-Leitlinien

In einer E-Mail, die gestern an alle CDU-Mitglieder im Lauenburgischen versendet wurde, erklärt auch Kreis-Vize Sven Struve das weitere Vorgehen: Der Kreisvorstand wird Vorstellungsrunden organisieren, um allen Kandidaten die Chance zur Vorstellung zu geben. Dieses Verfahren beruht auf dem „Corporate Governance Codex“, einem Leitfaden für ein faires und transparentes Verfahren, den der Kreisvorstand im Dezember auf Vorschlag Vöges beschlossen hatte.

„Dieser Leitfaden untersagt aber nicht, dass Bewerber ihre Kandidatur verkünden dürfen“, kontert Vöge die Vorwürfe seiner Kritiker. Mit Numrich und Feußner habe er längere Telefonate geführt und dabei auch klargestellt, dass die Vorstandssitzung am Mittwoch bereits terminiert war und nicht auf Druck von Außen anberaumt wurde, so Vöge.

Weitere Bewerber halten sich zurück

Weitere Bewerber um das Mandat halten sich derzeit noch zurück: Dr. Thomas Peters, Kreistagsabgeordneter aus Wentorf, der Vöge bei der Wahl zum Kreisvorsitz 2019 mit 146:162 Stimmen knapp unterlegen war und von einigen CDU-Mitgliedern als möglicher Kandidat gehandelt wird, äußerte sich auf Anfrage zurückhaltend: „Zunächst mal müssen die Gremien entscheiden, wie die Nominierung ablaufen soll.“ Er gehe davon aus, dass es einen Aufruf der beiden Kreisverbände geben wird, bis zu welchem Datum sich Bewerber melden können. Das Amt eines Bundestagsabgeordneten sei eine Herausforderung, müsse auch mit der Familie abgesprochen sein, so Peters. Auch in Stormarn gebe es laut Ziebke Interessenten, jedoch hielten diese sich ebenfalls noch zurück.