Schwarzenbek. Die Sanierung des Grabsteins kostet rund 2500 Euro. Mit dem Denkmal soll auch die Erinnerung an den Schwarzenbeker erneuert werden.
Compestraße, Compeschule, Compestein – diese Begriffe sind in der Europastadt allgegenwärtig. Doch wer war Friedrich-Wilhelm Compe (1751-1827), dessen Grabstein neben der St.-Franziskus-Kirche steht und welche Rolle hat er in der Geschichte des Ortes gespielt? „Das Denkmal ist aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden“, sagt Gisela Berger. Diese Erfahrung hat die Ortsvorsitzende des Heimatbund und Geschichtsvereins zumindest bei ihren Vorträgen und Stadtführungen gemacht.
Jetzt wird zumindest Compes Grabstein etwas „aufpoliert“: Seit Dienstag wird das Monument aus Oberkichener Sandstein, benannt nach einem Steinbruch am Bückeberg im Landkreis Schaumburg, durch Diplom-Restauratorin Malaika Krohn aus Timmendorfer Strand fachgerecht gereinigt und ausgebessert. Bei der Sanierung, die heute oder am morgigen Freitag beendet wird, geht es nicht darum, das Denkmal in einen neuwertigen Zustand zu versetzen, so Krohn: „Ich erhalte die Idee des Denkmals, füge nichts neues hinzu.“
Stein wurde zuletzt zum 200. Geburtstag saniert
Am Ende wird man dem Stein, der 1827 gesetzt wurde, sein Alter immer noch ansehen. Abplatzungen durch Wasser und Vandalismus sowie den Algenbewuchs hat Krohn dann jedoch entfernt und auch die Farbgestaltung wieder hergestellt: Bei der letzten Sanierung zum 200. Geburtstag Compes im Jahr 1951 wurde das ursprünglich rote Mäanderband an der Spitze des Denkmals übermalt. Krohn wird auch die stilisierte Urne im Fuß des Denkmals sowie die Schrift auf Vorder- und Rückseite wieder schwarz einfärben.
„Die Restaurierungsethik hat sich weiterentwickelt“, sagt Krohn und nennt als Beispiel die Sixtinische Kapelle in Rom: Als die von Michelangelo gestalteten Deckenfresken saniert und die Patina aus Russ und Staub entfernt wurden, präsentierte sich das Gewölbe 1994 in ungewohnt „poppigen“ Farben. Die Patina, die einen Hinweis auf das Alter und die Geschichte eines Denkmals gibt, gehören für die Timmendorfer Restauratorin jedoch dazu.
Geld für Sanierung binnen drei Monaten gesammelt
2500 Euro kostet die Sanierung. Das Geld hat Berger binnen drei Monaten gesammelt: „Als ich vor vier Jahren Vorsitzende wurde, hatte ich schon gesagt, dass das Grabmal saniert werden muss.“ Als sie dies auch bei einem ihrer Vorträge erwähnte, drückten ihr die Besucher beim Hinausgehen Geld in die Hand: So kamen die ersten 58 Euro zusammen. 500 Euro gaben auch die Raiffeisenbank Lauenburg, neben deren Filiale am alten Markt der Gedenkstein steht und der Kreisverband des Heimatbundes.
„Was die wenigsten wissen: Das Denkmal ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Grabstein“, so Pastor Andreas Schöer. Neben der Kirche am alten Markt befand sich bis 1838 der Friedhof des damaligen Dorfes Schwarzenbek. Der wurde dann aufs freie Feld vor das Dorf verlegt – heute der Alte Friedhof an der Uhlenhorst. „Als der Gehweg abgesackt war, haben wir im Untergrund noch Mauerreste der Krypta gefunden“, so Schöer. Weil der Grabstein auf Kirchengrund steht, musste auch der Kirchengemeinderat seine Zustimmung geben und das Denkmalamt der Nordkirche einschalten, die sich wiederum mit den Landesdenkmalschützern kurzschlossen und die Restaurierung nach dem von Krohn ausgearbeiteten Plan genehmigten.
Ehemalige Hauptschule erhielt damals Compes Namen
Wer war aber nun Friedrich-Wilhelm Compe? 1788 wurde der im südniedersächsischen Hardegsen geborene Jurist Erster Beamter in Ratzeburg. Fortan lag ihm das Lauenburger Land am Herzen. So sollte er 1792 eigentlich „Gerichtsschulze“ (Richter) in Göttingen werden, schlug dieses Amt aber aus, um ab 1. Mai 1793 „Erster Beamter zu Schwarzenbek mit Charakter eines Amtsverwalters“ zu werden. Er war Verwaltungschef und Richter in einer Person. Im gleichen Jahr gründete er in der heutigen Europastadt die erste Schule. Er regelte zudem die „Verkoppelung“: Eine Flurbereinigung im 18. und 19. Jahrhundert um höhere Erträge in der Landwirtschaft zu erzielen. Auch Moore im Norden der Stadt wurden auf sein Geheiß urbar gemacht. 1813 wurde er Mitglied der provisorischen Regierungskommission im Herzogtum Lauenburg. Auch als das Herzogtum Lauenburg nach der napoleonischen Zeit 1816 zu Dänemark kam, blieb er bis zu seinem Tod im Amt. Noch zu Lebzeiten wurde Compe mit dem Guelphen-Orden des Königreichs Hannover und dem Dannebrogorden der dänischen Könige ausgezeichnet.
Auch die Stadt hielt Compe in Ehren: Zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 1951 erhielt das Sandsteinmonument seine letzte Schönheitskur. Der damalige Bürgermeister Hans Koch organisierte Compe-Festspiele mit einem eigens dafür geschriebenen Theaterstück und auch die ehemalige Hauptschule erhielt damals Compes Namen.