Schwarzenbek/Geesthacht. In Schleswig-Holstein dürfen Lichtspielhäuser am 18. Mai wieder öffnen, doch das ist unrealistisch. Betreiber kennen Auflagen nicht.

Am Montag, 18. Mai, dürfen Kinos in Schleswig-Holstein unter bestimmten Auflagen wieder öffnen. Als einer der ersten Landeschefs hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) damit die Lichtspielhäuser in die Pläne zu den Corona-Lockerungen einbezogen. Doch die Freude über diese Nachricht hält sich unter den Kinobetreibern in Grenzen – zumindest bisher. Der Grund: Noch gibt es keine klaren Infos über die Bedingungen.

Im Schaukasten, in dem sonst Plakate von aktuellen Kinofilmen hängen, gibt es nun gemalte Bilder von Kindern aus Schwarzenbek zu sehen. Und auf der großen Tafel über dem Eingangsbereich des Kino Grimm steht in schwarzen Lettern geschrieben: „Kinogutscheine über Homepage bestellbar.“ Auch hier hat die Coronakrise das Geschäft vollständig zum Erliegen gebracht. „Wir fangen nun wieder an nach und nach alles für die Gäste fertig zu machen“, sagt Betreiber Frank Grimm, der gerade auf den Tischen im Eingangsbereich Desinfektionsmittelspender aufstellt. Auch Schutzvisiere habe er bestellt, doch er warte noch auf die Lieferung. Genauso wie auf weitere Richtlinien seitens des Landes. „Im Prinzip weiß ich noch gar nichts. Deswegen ist ein Start am Montag auch unvorstellbar. Wir planen die Wiedereröffnung für den 28. Mai“, so Grimm, der das Unternehmen 1999 in dritter Generation von seinem Vater Franz übernahm.

Zwei der drei Kinosäle werden wieder geöffnet

Kinobetreiber Frank Grimm aus Schwarzenbek bereitet sich auf einen Neustart vor. Er hat mehrere Desinfektionsmittelspender gekauft und plant weitere Hygienemaßnahmen.
Kinobetreiber Frank Grimm aus Schwarzenbek bereitet sich auf einen Neustart vor. Er hat mehrere Desinfektionsmittelspender gekauft und plant weitere Hygienemaßnahmen. © BGZ | Unbekannt


Ein richtiges Hygienekonzept hat Grimm bisher noch nicht erstellt. Wohl aber so einige Ideen in seinem Kopf: Die Kinovorstellungen sollen zeitversetzt beginnen, damit kein Wartestau im Eingangsbereich aufkommt. Zudem könnte es ein „Einbahnstraßensystem“ geben. Das heißt, die Gäste gelangen durch die Notausgänge der Kinosäle hinaus nach draußen.

Zunächst will der Kinobetreiber nur zwei seiner drei Kinosäle wieder öffnen. „Der kleine Saal hat nur 27 Plätze, da lohnt es sich aufgrund der Abstandsregelung nicht, einen Film abzuspielen“, sagt er und lässt seinen Blick über die roten Kinosessel schweifen. Dann hält er kurz inne, schluckt und sagt: „Eine Sache muss ich noch loswerden. Was wirklich toll ist, ist die Unterstützung hier vor Ort.“ Menschen aus Schwarzenbek und Umgebung hätten schon fleißig Gutscheine gekauft, damit das Kino Grimm die Coronakrise überleben könne. „Der Zusammenhalt ist großartig, das rührt mich wirklich.“

Kleines Theater Schillerstraße empfängt ab 21. Mai Besucher

Kim Schröder (l.) und Meike Peemöller wollen ab dem 21. Mai wieder Besucher in die Kinosäle lassen.
Kim Schröder (l.) und Meike Peemöller wollen ab dem 21. Mai wieder Besucher in die Kinosäle lassen. © Isabella Sauer | Isabella Sauer


Auch im Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) in Geesthacht laufen die Vorbereitungen für einen Neustart auf Hochtouren. Geschäftsführerin Meike Peemöller sagt: „Wir sind gerade dabei mit dem Wissen was wir haben, ein Hygienekonzept zu erstellen.“ Das werde dann angepasst, sobald genauere Richtlinien vom Land folgten. „Wir rechnen damit, dass ein entsprechender Erlass erst am Sonntagabend vorliegt. Deswegen ist es für uns auch nicht möglich, bereits am Montag wieder zu öffnen“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Assistentin Kim Schröder habe sie sich dazu entschieden, ab dem 21. Mai wieder Besucher zu empfangen.

Vieles sei derzeit einfach noch unklar. So zum Beispiel, ob Gäste auf dem gesamten Kinoareal eine Maske tragen müssen und ob kontrolliert werden muss, dass sich während einer Vorstellung niemand umsetzt.

Kostenexplosion könnte Neustart in Geesthacht verhindern

Wenn letzteres der Fall sei, werde das KTS seine Entscheidung zur Wiedereröffnung noch einmal überdenken müssen. „Dann wären die Personalkosten einfach zu hoch für uns“, so Peemöller. Schließlich bringe die geltende Abstandsregelung neben der praktischen Umsetzbarkeit noch ein weiteres Problem mit sich: Umsatzeinbußen. „Wir gehen davon aus, dass wir nur zwei unserer drei Säle öffnen werden. Und in denen sitzen dann auch vermutlich nur maximal 50 Leute“, erklärt sie. Zudem musste bereits Geld für Desinfektionsmittelspender, Hinweisschilder, Bodenaufkleber und Plexiglaswände am Empfang ausgegeben werden. Und für das Personal wurden Mundschutz und Handschuhe gekauft.

Trotz der Krise ist Meike Peemöller doch froh darüber, dass Kinobesuche schrittweise wieder möglich werden. Während der Schließung hat sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Kreativität bewiesen und den Verkauf von Gutscheinen und Soli-Tickets angekurbelt, aber auch das Projekt „Kino-to-go“ ins Leben gerufen: Kunden konnten dort passend zum TV-Programm Pakete mit Nachos und Popcorn kaufen.

Welche Filme laufen sollen, ist noch unklar

Auch zum Neustart hat sich die Geschäftsführung etwas ausgedacht: Vor jeder Vorstellung soll es einen kleinen Film zu sehen geben, der die aktuellen Verhaltensregeln im Kino zum Thema hat. Peemöller: „Im Video erklären wir zum Beispiel, ob es möglich ist, während der Vorstellung auf die Toilette zu gehen und unter welchen Voraussetzungen.“

Und welche Filme sollen in den Kinos laufen? Zu diesem Punkt sind sich die Betreiber aus Schwarzenbek und Geesthacht einig: „Keine Ahnung. Die meisten Premieren fallen aus.“ Man sei in Gesprächen mit den Verleihern – ansonsten gilt auch hier: Kreativität beweisen.