Möhnsen. Die Bläserklasse der Möhnsener Musikanten macht erstaunliche Fortschritte. Seit Februar wird gemeinsam geübt. Ein Besuch vor Ort.

Die ersten Töne klingen noch etwas unsauber. Eine Klarinette „quiescht“ ganz fürchterlich. Als sich die Spielerin bei ihren Mitmusikern entschuldigt, winkt Ausbilder Erwin Kraft ab: „Da sitzt nur das Blättchen schief.“

Die Klarinette ist ein Holzblasinstrument, bei dem der Ton durch ein im Mundstück vibrierendes Blättchen erzeugt wird. Als Erwin Kraft das gerichtet hat, klingt auch Antonio Vivaldis „Der Frühling“ viel besser – ohne Quietschton. „Das ist Wahnsinn“, freut sich Heinrich Hamester, Vorsitzender der Möhsener Musikanten: „Im November haben wir bei Null angefangen und jetzt spielen wir bereits gemeinsam.“

Neun Klarinetten, fünf Saxophone, zwei Trompeten, zwei Tenorhörner und zwei Posaunen gehören zur Bläserklasse, die seit Februar gemeinsam im Möhnsener Dorfgemeinschaftshaus übt. Zuvor hatten die Neulinge mit ihren Ausbildern Erwin Kraft, Marianne Wobschall und Heinrich Hamester quasi „sortenrein“ in Klarinetten-, Saxophon- und Blechbläsergruppen geübt.

Alle Schüler der Bläserklasse sind Erwachsene

Das Besondere: Bei den Schülern der Bläserklasse handelt es sich um Erwachsene. Unter dem Motto „Es ist nie zu spät ...“ hatten sich die Musikanten mit ihrem Konzept im Vorjahr beim Wettbewerb „Gut. Für die Gemeinschaft“ der Kreissparkasse beworben und 3000 Euro erhalten. Damit konnten neue Leihinstrumente angeschafft werden.

Zudem war die Teilnahme am Wettbewerb eine gute Werbung für das Projekt: Als die Musikanten im Oktober das Projekt Bläserklasse mit einem Tag der offenen Tür starteten, kamen viele Interessenten nach Möhnsen, von denen letztlich 20 dabei blieben.

„Es hat mich schon lange gereizt“, sagt Helga Glabbart. Ihr Sohn hatte früher selbst Klarinette gespielt, das Instrument lag dann viele Jahre unbenutzt herum. „Als ich dann in der Zeitung von der Bläserklasse und deren Motto gelesen habe, habe ich mich angemeldet“, sagt die 74 Jahre alte Lauenburgerin. Mit der Blockflöte, die sie früher gespielt habe, sei das Spielen nicht zur vergleichen: „Da pustet man nur rein. Bei der Klarinette muss man ordentlich Druck aufbauen.“

Wißmann hätte auch Gitarre oder Klavier spielen gelernt

Ihr Vorteil: Sie kann bereits Noten lesen, denn sie singt ebenso wie Werner Burmeister in der Kantorei der Schwarzenbeker St.-Franziskus-Kirche. Burmeister ist seinen Mitschülern derzeit noch weit voraus, denn der 70-Jährige hat als junger Mann schon Klarinette gespielt: „Und jetzt ist doch eine gute Zeit, wieder damit anzufangen“, sagt er.

Komplette Neuanfänger am Saxophon sind hingegen Saskia Timm (40) aus Koberg, Dana Wißmann (44) aus Trittau und Stefanie Braun (60) aus Kuddewörde. Die drei Frauen fasziniert vor allem der Klang ihres Instruments: „Als ich die ersten Töne gespielt habe, war alles klar“, sagt Wißmann, die zunächst nur irgendein Instrument lernen wollte: „Ich hätte auch Gitarre oder Klavier genommen.“

Saskia Timm besaß schon ein Saxophon, als sie von der Bläserklasse erfuhr: „Ich hatte mir das Instrument gewünscht, weil mich sein Klang so fasziniert und war auf der Suche nach Unterrichtsangeboten.“ Und Stefanie Braun hatte zunächst nur ihren Mann zur Bläserklasse begleitet, fand dann aber das Instrument so toll, dass nun beide bei den Musikanten mitspielen.

Mit der neuen Bläserklasse hat sich die Zahl der Möhnsener Musikanten fast verdoppelt: Insgesamt gibt es jetzt 55 aktive Musiker, darunter zehn Jugendliche im Jugendblasorchester. Gespielt werden nicht nur klassische Melodien wie Polka, Marsch und Walzer, sondern auch jede Menge beliebte Evergreens aus Rock und Pop im swingenden Bigband-Sound.

Frühlingskonzert auf Gut Basthorst abgesagt

Einen Wermutstropfen gibt es aber. Die Musikschüler hatten auf das Frühlingskonzert am 29. März in Basthorst hingearbeitet. „Leider müssen wir unser Konzert absagen. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit für das Sommerkonzert am 27. Juni auf Gut Basthorst“, sagt Heinrich Hamester. Die Karten können auch bei Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden.