Schwarzenbek. Die Planung für die alte Realschule in Schwarzenbek nimmt Fahrt auf. Ein externer Berater soll bei Konzept und Finanzierung helfen.
„Was lange währt, wird endlich gut“ – sagt der Volksmund. Nach siebenjähriger Beratung und einer Unterbrechung wegen der Flüchtlingskrise (siehe rechts) nimmt der Umbau der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße in ein Bildungs- und Kommunikationszentrum endlich Fahrt auf. Die Politiker haben jetzt im Hauptausschuss den Grundsatzbeschluss gefasst, das bestehende Gebäude zu sanieren, umzubauen und einer neuen Nutzung zuzuführen.
Allerdings wollen die Politiker von der Verwaltung über sämtliche Planungsschritte informiert werden. Außerdem sollen externe Berater bei der Planung des Raum- und Nutzungskonzepts sowie bei der Finanzierung eingebunden werden, damit alle Fördermöglichkeiten genutzt werden können. Schließlich kostet die Sanierung und der Umbau nach Schätzung des im Vorjahr vom Sonderausschuss „Umnutzung alte Realschule“ beauftragten Architekten Karl-Arnim Samsz aus Aumühle etwa sechs Millionen Euro. Ein Neubau würde mit elf Millionen Euro zu Buche schlagen, dazu kämen 700.000 Euro Abrisskosten.
Umbau löst nicht die Raumprobleme der Stadt
„Externe Beratung ist wichtig. Wir drehen uns bei der Diskussion immer wieder im Kreis und kommen nicht vorwärts“, mahnte Rüdiger Jekubik (SPD), der im Hauptausschuss Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig vertrat. „Wir haben in der Vergangenheit viel zu oft den Fehler gemacht, etwas ohne externe Berater zu versuchen.“
Allerdings wird der Umbau auch nach diesem positiven Grundsatzbeschluss keine kurzfristige Lösung für die vielschichtigen Raumprobleme der Stadt. Nach Einschätzung des Architekten dauern Planung und Umbau knapp vier Jahre. Wenn jetzt erst ein Konzept für die Nutzung entwickelt und externe Berater ausgewählt und hinzugezogen werden sollen, dann dürften es wohl eher fünf bis sechs Jahre bis zur Einweihung sein.
Teil des Gebäudes wird für DaZ-Klassen genutzt
Die zuständige Sachgebietsleiterin im Rathaus, Kathrin Kipke, schlug als Nutzer Stadtbücherei, Volkshochschule, Verwaltung und eine nicht näher definierte Mehrfachnutzung – beispielsweise durch Vereine oder Schulen vor. Dem folgten die Politiker mehrheitlich, die Wählergemeinschaft FWS wollte aber auch ausdrücklich eine mögliche Nutzung für schulische Zwecke prüfen lassen.
Schon jetzt wird ein Teil der Gebäude für die Gemeinschaftsschule und für so genannte DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) genutzt. Die Raumprobleme der Gemeinschaftsschule sind aber trotzdem prekär. Laut Kathrin Kipke gibt es dafür aber möglicherweise auch andere Lösungen, die sie im öffentlichen Teil der Sitzung nicht näher ausführen wollte.
Umzug der Stadtbücherei hätte positiven Effekt
Durch die Nutzung der Realschule erhoffen sich die Politiker Einsparungen. Denn bislang ist die Volkshochschule in angemieteten Räumen bei der Kreissparkasse an der Berliner Straße untergebracht. Teile der Verwaltung – unter anderem IT und Kämmerei – sind wegen der Raumnot im Rathaus in das ehemalige Telekom-Gebäude an der Allensteiner Straße ausgelagert. Durch einen Umzug in das Bildungszentrum dürften jährliche Mietkosten im höheren fünfstelligen Bereich entfallen.
Aber auch der Umzug der Stadtbücherei hätte einen doppelten positiven Effekt. „Wir könnten die Räume der Bücherei dann für Büros nutzen“, betonte Amtsleiterin Kipke. Das würde die Lage im Rathaus entspannen. „Außerdem ist die Bücherei für eine Stadt unserer Größe viel zu klein.“ Aktuell hat die Bücherei 300 Quadratmeter. Sie müsste bei 16.500 Einwohnern laut Landesbüchereizentrale 1000 Quadratmeter haben.
Chronik der Realschule
Die damals neu gebaute Realschule an der Berliner Straße ging 1965 mit elf Klassenräumen, sieben Fachräumen sowie Verwaltungs- und Nebenräumen an den Start. Davor gab es nur einen so genannten Aufbauzug an der Grundschule, dort konnten Kinder ab 1954 die Mittlere Reife erreichen. Vorher mussten sie dafür in Nachbarorte fahren. Nach und nach wurde die Realschule erweitert, 2010 wurde sie geschlossen. Die Kinder zogen ins benachbarte Gymnasium um. Die Bildungseinrichtung wurde in die Grund- und Gemeinschaftsschule umgewandelt, die alten Räume standen leer – der Erhalt und die Heizkosten liegen bei jährlich 70.000 Euro. Politiker berieten über Abriss, Verkauf, Wohnbebauung und verschiedene andere Konzepte. 2013 kam dann die Idee, daraus ein Bildungszentrum zu machen, ins Spiel. Es folgte eine Machbarkeitsstudie für 30.000 Euro im Jahr 2015. Die Politiker stimmten zu, dann kam die Flüchtlingskrise. Die Stadt investierte 1,5 Millionen Euro in dem Umbau zur Sammelunterkunft für bis zu 150 Menschen. Genutzt wurde sie nie. 2017 ging die Diskussion weiter. Auch ein Sonderausschuss brachte keine Entscheidung