Schwarzenbek. Die Gemeinschaftschule macht sich fit für die Zukunft. Sie vernetzt sich stärker mit Firmen und will digitalen Unterricht voranbringen.
Neue Köpfe, alte Probleme: „Diese Schule braucht Räume“, sagt Bettina Kossek, neue Rektorin der Grund- und Gemeinschaftsschule mit mehr als 800 Schülern. Betroffen ist besonders der Gemeinschaftsschulteil: „Wir mussten in diesem Schuljahr feststellen, dass wir andere Schülerzahlen haben“, so die Schulleiterin. So gibt es in der Klassenstufe 5 und in den neunten Klassen jeweils eine Klasse mehr als geplant und vom Schulgutachten prognostiziert.
Der Grund: Die Gemeinschaftsschule Büchen, an die bisher viele Fünftklässler wegen der integrierten Oberstufe wechselten, kommt an ihre Grenzen und nimmt nur noch wenige auswärtige Schüler auf. Dabei handelt es sich um keinen Ausreißer, so Kossek: „Wir wissen schon jetzt, dass wir auch im nächsten Schuljahr wieder vier fünfte Klassen haben werden – anders als prognostiziert.“
Die Schule wächst weiter –anders als prognostiziert
Um die Schule fit für die Zukunft zu machen, haben Kossek und ihre Koordinatoren-Kollegen ein pädagogisches Konzept mit zehn Punkten aufgestellt. Hier sind die Übergänge von der Kita in die Grundschule, später in die Sekundarstufe I, in Beruf oder an weiterführende Schulen ebenso Themen wie das Lernen mit digitalen Hilfsmitteln. Dazu kommt das Ziel, jeden Schüler (Inklusion) unter Berücksichtigung seiner Fähigkeiten zum bestmöglichen Abschluss zu führen.
„Die klassische Unterrichtsstunde ist passé“, sagt der stellvertretende Schulleiter Jörg Collenburg. Kooperative Lernformen wie Tischgruppen sollen zum Standard werden. Dadurch ändert sich auch die Rolle des Lehrers, der nicht mehr vor der Klasse steht und doziert. „Wir wollen Schülern nicht sagen, was sie nicht können, sondern sie auf ihre Stärken hinweisen“, betont Jörg-Peter Friedrichsen (Koordinator Klassen 5. bis 6.) die Wichtigkeit der Persönlichkeitsentwicklung. Das bedeutet auch die Teilnahme an schulischen Gremien und Projekten (Partizipation): Von der 2. bis zur 10. Klasse gibt es einen Klassenrat, als übergeordnetes Gremium zudem die Schülervertretung.
„Unsere Schüler sind einige von wenigen, die zu Seminaren nach Ratzeburg fahren. Dort sind sonst nur Gymnasien vertreten“, lobt Anke Ramke (Koordinatorin 9. und 10. Klassen) das Engagement.
Schule vernetzt sich mit Firmen
Bei LdE-Projekten (Lernen durch Engagement) werden die Schüler zudem aktiv an der Planung beteiligt: Dabei handelt es sich um Projekte aus dem ökologischen, sozialen, kulturellen oder politischen Bereich, die zugleich dem Gemeinwohl dienen. Zum Konzept gehört auch die Offene Ganztagsschule sowie die Vernetzung der Schule mit Firmen und Vereinen vor Ort. So wurde das erste „Speed-Dating“ von Schülern und Unternehmen gemeinsam mit der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVS) organisiert.
„Eine Herausforderung für die nahe Zukunft wird die Lösung der Raumprobleme und die Digitalisierung. An beidem sind wir dran“, sagt die neue Schulleiterin. Sie wurde Dienstag mit einem kleinen Festakt im Rathaus von Schulrätin Katrin Thomas und Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig in ihr Amt eingeführt.
Zur Person
Bettina Kossek (60) ist in Hamburg geboren und in Eckernförde aufgewachsen. Schon als Gymnasiastin wollte sie Lehrerin werden, entschied sich dann aber für ein Jura-Studium. Sie sattelte ein Lehramtsstudium in Englisch, Wirtschaft und Politik drauf – und bekam keinen Job. Sie wurde Sekretärin, unterrichtete nach der Wende in Boizenburg an einer Realschule mit Hauptschulteil und kam 2009 nach Schwarzenbek. 2016 wurde sie Konrektorin der Gemeinschaftsschule, im Sommer 2018 kommissarische Leiterin und Nachfolgerin von Andreas Hartung.