Schwarzenbek. Bei Stimmengleichheit musste das Los entscheiden: Neuer Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr ist Jan Piossek.
Was für ein Krimi: Die Wahl des neuen Wehrführers während der Jahresversammlung der Freiwilligen Feuerwehr war spannend wie selten. Um die Nachfolge von Thorsten Bettin hatten sich die beiden Zugführer Jan Piossek und Timo Lehmann beworben. Nachdem im ersten Wahlgang keiner der beiden Bewerber die absoluten Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen konnte und im zweiten Wahlgang ein 42:42 als Ergebnis der Stimmzettelauszählung stand, musste Schwarzenbeks neuer Feuerwehrchef per Losentscheid ermittelt werden.
So sehen es die Satzung und das Brandschutzgesetz des Landes vor. Der scheidende Amtsinhaber zog schließlich Zugführer Jan Piossek als seinen Nachfolger. Der unterlegene Timo Lehmann bekräftigte aber direkt nach dem Losentscheid, weiterhin für eine gute Zusammenarbeit bereitzustehen.
Vereidigung folgt am 6. Februar
Piossek ist der 20. Wehrführer in der Geschichte der am 9. November 1883 gegründeten Wehr. Er gehört seit 1988 der Feuerwehr an, ist 46 Jahre alt und arbeitet als Elektrotechniker. Er hatte im Jahr 2017 die Rescue Days als weltgrößte Ausbildungsveranstaltung in der technischen Hilfe in Schwarzenbek mit organisiert und das Team der Wehr 2019 zum Titel des Deutschen Meisters in der Unfallrettung geführt. „Ich freue mich, die Verantwortung übernehmen zu können. Wir stehen vor einigen Herausforderungen“, so der neue Wehrführer, der bereits am Donnerstag, 6. Februar, in der Stadtverordnetenversammlung (19 Uhr, Festsaal im Rathaus) vereidigt wird.
Zum neuen Zugführer wurde Rene Riese gewählt, neuer Gruppenführer ist Axel Rose. Vor zahlreichen Gästen, darunter der stellvertretende Bürgermeister Rüdiger Jekubik, der neue Ordnungsamtsleiter Peter Kappe und Kreiswehrführer Sven Stonies blickte Bettin auf das 136. Jahr der Feuerwehr Schwarzenbek zurück. „Das allergrößte Problem ist die Raumnot“, kam der scheidende Wehrführer auch auf ein schwieriges Thema zu sprechen. Der Verwaltung ist es trotz eines Beschlusses der Stadtverordneten zum Neubau einer Feuerwache bisher nicht gelungen, ein Baugrundstück anzukaufen.
Bettin bringt Kerntangente ins Spiel
Favorisiert wird bisher eine Fläche auf der sogenannten Müssener Wiese direkt neben der Wache, die im Besitz eines Landwirts ist. Bettin sprach sich hingegen für eine Fläche in städtischem Besitz an der Kerntangente aus. Weder Jekubik (SPD), noch Kappe und auch nicht der Bauausschussvorsitzende Hans-Jürgen Stribrny (CDU) nutzten die Gelegenheit, ein klares Bekenntnis für den Neubau auszusprechen, um das Vorhaben mit Nachdruck verfolgen zu wollen. Aktuell ist geplant, die alte Wache provisorisch bis zum Neubau durch eine beheizbare Zeltkonstruktion zu erweitern.
Herausforderungen für den Wehrführer
2019 waren die ehrenamtlichen Retter der Stadt bei 218 Einsätzen gefordert, retteten dabei 56 Menschen aus Notlagen. Alle Aufgaben habe man lösen können. Um daran erfolgreich anknüpfen zu können, sei es an der Zeit, einige Dinge auf den Weg zu bringen. Außer dem Neubau ist dies die zweite hauptamtliche Stelle für die Feuerwehr, die Überlegung, ob man vom Kreis eines der in Aussicht stehenden Löschfahrzeuge übernehmen möchte und die weitere technische und personelle Entwicklung der Wehr. Im Hauptausschuss hatten die Politiker den Sperrvermerk für einen zweiten Gerätewart belassen, um mit dem neuen Wehrführer noch einmal die Stellenbeschreibung zu besprechen. Bettin hatte stets betont, dass er angesichts der zunehmenden Dokumentationspflichten einen Sachbearbeiter statt eines Gerätewarts wünscht.
Polizeichef Jens Stamer überbrachte den Rettern das wohl größte Lob des Abends: „Die Kollegen sind sehr glücklich, wenn sie euch als professionelle Partner an ihrer Seite wissen.“
Beförderungen und Ehrungen für langjährige Mitglieder
Das Brandschutzehrenzeichen in Silber für 25 Jahre erhielten Jan Herzel, Andreas Baronowsky, Timo Lehmann und Sven Nelke. Der früherer Wehrführer Herbert Drews wurde für 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Seit 40 Jahren sind Achim Roth, Thorsten Bettin, Torsten Schlaß und Dirk Schrade dabei. Ralf Koslowski und Maik Telemann wurden zu Löschmeistern befördert.