Schwarzenbek. Die Backsteinblocks am Sachsenwaldring sind alt und die Dächer marode. Die Vonovia will die Häuser sanieren und 68 Wohnungen ober drauf setzen.
Auf einen Schlag könnte ein ganzes Quartier aufgewertet werden: Die Vonovia, zu der seit dem vergangenen Jahr auch die Buwog-Gruppe gehört, plant die
Häuser im Inneren des Sachsenwaldrings nicht nur zu sanieren, sondern diese mit bis zu zwei neuen Geschossen aufzuwerten. Am heutigen Donnerstagabend beraten die Mitglieder des Planungsausschusses der Stadt erstmals öffentlich über das Projekt, das bis zu 68 neue Wohnungen zum Bestand bietet.
Zwei neue Stockwerke in Leichtbauweise
Die Vonovia will die acht alten Mehrfamilienhäuser instand setzen und energetisch sanieren. Für die Planung ist das Lübecker Büro Knesebeck zuständig. Deren Entwurf sieht vor, die maroden Dachstühle der Häuser abzutragen und durch ein bis zwei Stockwerke in Leichtbauweise zu ersetzen. Ein Verfahren, das seit einigen Jahren bereits in eng bebauten Großstädten
erfolgreich umgesetzt wird. Der Vorteil: Ohne eine neue Infrastruktur mit Straßen, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen anzulegen müssen, kann relativ günstig neuer Wohnraum geschaffen werden.
Häuser wurden 1943 gebaut
Die Häuser am Sachsenwaldring wurden im Jahr 1943 für die Mitarbeiter der Schraubenfabrik Bauer & Schaurte gebaut. Die Nazis hatten das Unternehmen aus dem hoch industrialisierten Rheinland ins dörfliche Schwarzenbek umgesiedelt, um die Industrie im Kriegsfall gegen Luftangriffe weniger anfällig zu machen. Entlang der Kollower Straße entstanden 210 Wohnungen in den sogenannten Hobus- und Verbussiedlungen – auch am neu angelegten Sachsenwaldring.
Laut Vonovia sind die Dachstühle der 76 Jahre alten Walmdächer durch Schädlingsbefall massiv geschädigt und müssen ohnehin ersetzt werden. Der Wohnungskonzern schlägt zwei Varianten vor: In Variante A würden zu den vorhandenen 81 Wohnungen 68 neue hinzukommen. Die Häuser erhalten ein weiteres Vollgeschoss sowie ein Staffelgeschoss (siehe Grafik). In Variante B wird das Walmdach lediglich durch ein Staffelgeschoss ersetzt – mit dann nur 34 neuen Wohneinheiten. Diese Variante wird derzeit vom Konzern präferiert, um das Quartier nicht „zu überladen“. Zudem wird geprüft, die Dächer mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Bei der Neugestaltung des Innenhofs will Vonovia die Mieter miteinbeziehen.
B-Plan für Umbau erforderlich
Mit zwei aufgestockten Etagen wären die Gebäude 13 Meter hoch, aktuell liegt die Firsthöhe bei 11 Metern. Weil es für das Areal keinen rechtskräftigen Bebauungsplan gibt und die neuen Gebäude deutlich anders aussehen, als die in der nahen Umgebung, muss ein neuer Bebauungsplan erstellt werden. Die Kosten dafür trägt die Vonovia. Offen ist, wie sich die Sanierung auf die Höhe der Mieten im Quartier auswirkt. Darüber sowie über den Klärwerksausbau und den Haushalt für 2020 beraten die Politiker ab 18.30 Uhr in Raum 415/16 des Rathauses, Ritter-Wulf-Platz 1.
Wohnungskonzern Buwog
Die Buwog wurde 1950/51 vom österreichischen Staat als Wohnungsgesellschaft für Bundesbedienstete gegründet. Im Jahr 2000 wurde die Buwog privatisiert: Mit dem Verkauf beauftragte das Finanzministerium ausgerechnet die US-amerikanische Pleitebank Lehmann-Brothers. Dem Unternehmen schadete es nicht: 2016 zählte der Konzern zu den fünf größten börsennotierten Unternehmen des Alpenlandes. 2014 hatte die Buwog 18.000 Wohnungen in Norddeutschland übernommen und zählte seither auch in Deutschland zu den Großen – bis 2018 ein noch größerer kam: Für 5,2 Milliarden Euro übernahm die Vonovia die Buwog.