Schwarzenbek. Schwarzenbek. Ulrich Hase, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, lobt die Stadt für die Aufstellung des Aktionsplans Inklusion.

In Schleswig-Holstein leben 565.000 Menschen mit Behinderung, 343.000 von ihnen gelten sogar als schwerbehindert. Ihnen trotz Handicap die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist die Aufgabe von Ulrich Hase, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen. Hase selber ist seit frühester Kindheit nahezu taub.

Landesbeauftragter zu Gast

Die Kommunikation mit den Politikern im Sozial- und Kulturausschuss stellte für den Juristen und promovierten Hörgeschädigten-Pädagogen der Fachhochschule Kiel dennoch kein Problem dar: Er kann von den Lippen absehen, nutzt ein Hörgerät und hat einen Assistenten dabei, der ihn von Fall zu Fall mit Gebärdensprache unterstützt. Diesen völlig normalen Umgang mit behinderten Menschen strebt auch Schwarzenbek an: Im Mai hat die Stadtverordnetenversammlung einstimmig einen Aktionsplan Inklusion beschlossen.

Lob für den Aktionsplan

„Ich finde dieses Vorhaben großartig“, lobte Hase. Vor zehn Jahren hatten die Vereinten Nationen die Behindertenrechtskonvention beschlossen, mittlerweile haben sowohl das Land als auch der Kreis Herzogtum Lauenburg einen derartigen Aktionsplan beschlossen. „Auf kommunaler Ebene gibt es bisher rund zehn fertige Aktionspläne“, so Hase, der bemüht war, den Politikern Mut zu machen: Aus seiner Erfahrung seien nicht die Finanzen das größte Problem, sondern sich überhaupt auf den Weg zu machen.

Bürger an einen Tisch holen

Dafür empfahl er eine Schritt-für-Schritt-Strategie: Zunächst gelte es, in einem moderierten Prozess Bürger mit und ohne Behinderungen an einen Tisch zu holen, um den Aktionsplan zu formulieren. Wichtige Themenbereiche sind Verkehr, Schule, Kultur und Freizeit sowie Barrierefreiheit. Die Politiker definieren anschließend Prioritäten. Dafür seien eineinhalb bis zwei Jahre realistisch, so Hase.

Zuschüsse aus dem Landes-Fonds

Im Frühjahr 2021 läuft der Fonds für Barrierefreiheit der Landesregierung aus, der mit zehn Millionen Euro gefüllt ist. „Das könnte knapp werden“, gibt auch Hase zu. Er empfiehlt, in einer kleinen Arbeitsgruppe gemeinsam mit dem städtischen Behindertenbeauftragten Klaus Gawlik Projekte zu definieren und dafür Fördermittel zu beantragen – parallel zur Aktionsplan-Erstellung. Auch für den Moderationsprozess hat Hase einen Tipp: Würde die Stadt sich auf ein innovatives Tandem aus einem behinderten und einem nicht-behinderten Moderator verständigen, sieht Hase durchaus Chancen, diese auch über den Fonds finanzieren zu können.