Schwarzenbek. Schwarzenbek. Um Flucht- und Lebenswege, Verkehrsadern und Kunstaktionen geht es im Programm „Wege in der Linse“.
Man kann wegfahren, neue Wege gehen oder sich auf den Weg machen. Der „Weg“ hat vielerlei Bedeutungen, daher ist es kein Wunder, dass das Forum für Umwelt und Kultur in der 13. Auflage seines Veranstaltungsprogramms die Wege „in die Linse“ nimmt. Ob die Entwicklung der Straßenverbindungen oder der Weg des Kreises in die moderne Zeit, ob der historische Verlauf des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ zum „Grünen Band“ oder der Lebensweg einzelner Persönlichkeiten: In 20 Veranstaltungen vom 12. September bis zum 29. November werden diese „Wege“ thematisiert.
Start mit „Knick in der Linse“ im Jahr 2006
Mit dem „Knick in der Linse“ – gemeint waren die schleswig-holsteinischen Wallhecken – war das Forum 2006 gestartet. „Wir haben immer versucht, uns vom Kultursommer am Kanal der Stiftung Herzogtum Lauenburg abzusetzen, in dem wir Fragen kritisch angegangen und zum Nachdenken angeregt haben“, sagt Dr. William Boehart, Ex-Stadtarchivar und Vorsitzender des Lauenburgischen Kunstvereins (LKV).
„Kriegspianist“ aus Syrien liest aus seinem Buch
Eine echte Premiere ist deshalb die Teilnahme der Stiftung: „Das hat es so noch nicht gegeben“, sagt Boehart. Am Freitag, 29. November, liest der syrische Pianist und Sänger Aeham Ahmad im Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, in Mölln (19.30 Uhr; Eintritt: 15, ermäßigt 10 Euro) aus seinem Buch „Und die Vögel werden singen“. Ahmad wurde bekannt, als er im syrischen Bürgerkrieg inmitten der Trümmer der zerstörten Stadt Yarmouk sein Piano aufstellte und für die hungernden Menschen spielte. Ahmads Auftritt im Stadthauptmannshof und den Schulen, wo er über seine Flucht nach Deutschland berichten wird, laufen als Nachklang des Gedenkens an die Brandanschläge auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser am 23. November 1992.
Schülerwettbewerb zum Thema „Wege“
Zum Zusammenschluss von Einrichtungen, die das „Linsen-Programm“ tragen, gehören auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), das Elbschifffahrtsmuseum in Lauenburg sowie die Heimatbund und Geschichtsvereine aus Lauenburg und Schwarzenbek. Neu dabei sind in diesem Jahr unter anderem die Galerie AC Noffke in Ratzeburg und die Gemeinschaftsschule Mölln, die Schüler im gesamten Kreisgebiet zum Malwettbewerb zum Thema „Wege“ einlädt. Infoflyer sind an alle Schulen gegangen. Die Kunstwerke sollen bis zum Beginn der Herbstferien am 4. Oktober direkt an die Möllner Schule geschickt werden.
Lebenserinnerungen eines Pastorensohns
Das Programm beginnt am Donnerstag, 12. September, mit einem Vortrag zum Bauhaus-Jubiläum in der Domäne Fredeburg (19.30 Uhr). Die traditionelle Pilzwanderung des BUND nimmt am Sonntag, 22. September, Pilze als Wegbereiter im biologischen Kreislauf in den Fokus (Forstgehört Ritzeraus, 10 bis 16 Uhr). Um Lebenswege geht es gleich an mehreren Terminen: Künstler Joseph Beuys (26. September, Galerie AC Noffke), Askanierherzog Franz II. (8. Oktober, Elbschifffahrtsmuseum) und Hermann Genzken (10. Oktober, Amtsrichterhaus) stehen im Fokus. Für den Vortrag über den Pastorensohn aus Schwarzenbek kehrt Kreisarchivarin Dr. Anke Mührenberg in die Europastadt zurück: Genzken hatte als 74-Jähriger im Jahr 1930 seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben, die Boehart durch Zufall im Lübecker Stadtarchiv entdeckt und den Tipp an die damalige Stadtarchivarin Mührenberg weitergegeben hatte. „Eine dichte Beschreibung des Lebens auf dem Lande im 19. Jahrhundert“, so Boehart.
Bürgerrechtler spricht zur Eröffnung
Der Eröffnungsvortrag findet in Schwarzenbek statt – allerdings erst am Donnerstag, 3. Oktober: Um 19 Uhr spricht Tim Eisenlohr über seinen Weg als Bürgerrechtler und DDR-Oppositioneller. Eisenlohr wurde als 14-Jähriger bei einer Razzia der Stasi im November 1987 im Keller der
Ost-Berliner Zionskirche verhaftet. Er ist Vorsitzender der Hilfsorganisation Resco International, die Menschen in Krisengebieten unterstützt.
Von Pilgerwegen zu Kunst und Diskussion
Weitere Themen beschäftigen sich mit den Verkehrswegen: dem Lanzer Kirchsteig (13. Oktober), Pilgerwegen im Kreisgebiet (23. Oktober), die Entwicklung des Straßennetzes (24. Oktober), dem Elbe-Lübeck-Kanal (12. November). Um Kunst geht es bei einem Projekt mit dem Künstlerhaus in Lauenburg (6. Oktober) sowie bei einem Workshop für experimentelles Malen (6. bis 11. Oktober). Eine Diskussionsrunde zu Fluchtwegen gibt es am 17. Oktober gemeinsam mit der Flüchtlingshilfe Geesthacht und am 22. Oktober singt Jörg-Rüdiger Geschke in Schwarzenbek Lieder aus 250 Jahren zu Flucht und Vertreibung.
Das ausführliche Programm liegt in unseren Geschäftsräumen an der Bergedorfer Straße 39 in Geesthacht sowie vielen Rathäusern und Kultureinrichtungen aus. Die Kultur- und Umweltwochen werden von der Kreissparkasse und dem Kreis Herzogtum Lauenburg unterstützt.