Schwarzenbek. Schwarzenbek. Straßennamen sagen viel über die Geschichte einer Stadt. Plattdeutschbeauftragte aus dem Kreis haben daraus ein Buch gemacht.

„Uhlenhorst“ (Eulennest), „Tegelkuhl (Ziegelkuhle)“ und „Peerkoppel“ (eingezäunte Pferdeweide) - diese Straßennamen in Schwarzenbek sind plattdeutsch. „Wir haben alle Straßennamen im Kreisgebiet erfasst. Bei den plattdeutschen Bezeichnungen haben wir die hochdeutsche Übersetzung, bei Personen- oder Ortsbezeichnungen auch eine Erklärung beigesteuert. Das war eine gewaltige Herausforderung“, sagt Sabine Meyer, Plattdeutschbeauftragte in Schwarzenbek.

Bei dieser Fleißarbeit der 24 Plattdeutschbeauftragten des Kreises herausgekommen ist das jetzt für 7,50 Euro erhältliche Buch „Die Straßennamen im Kreis Herzogtum Lauenburg“. „Das Ziel einer solchen Bestandsaufnahme ist es, den Städten und Gemeinden zu zeigen, welche Namen es gibt. Sie sollen eine Anregung sein für künftige Straßenwidmungen“, sagte die Plattdeutsch-Beauftragte des Kreises, Helga Walsemann.

Ideen für Straßen in Neubaugebieten

Den Plattdeutschbeauftragten gehe es nicht darum, vorhandene Namen zu ändern. „Doch wir möchten anregen, Straßen in den Neubaugebieten einen plattdeutschen Namen zu geben, wenn es sich anbietet. Vielleicht gibt es hier oder da schon eine Flurbezeichnung, einen geschichtlichen Hintergrund oder eine Anekdote, die dafür zugrunde gelegt werden kann“, sagte Walsemann.

Grundlage war die Abfallfibel

Als Grundlage für die Erfassung aller Straßennamen haben viele Plattdeutschbeauftragte auf die Abfallfibel der AWSH (Abfallwirtschaft Südholstein) zurückgegriffen, erzählte Sabine Meyer. „So ist sichergestellt, dass keine Straße vergessen wird. Allerdings beschränken wir uns auf eine Erklärung der Bedeutung der plattdeutschen Straßennamen. Eine Erklärung über die Herleitung der Begriffe hätte den Rahmen gesprengt. Dafür wäre eine sehr tiefgreifende Recherche auch in den städtischen Archiven erforderlich gewesen. So etwas wäre sicherlich wünschenswert, würde aber die Kapazitäten von ehrenamtlich tätigen Plattdeutschbeauftragten sprengen“, sagte die Schwarzenbekerin, die sich seit vier Jahren

Kinder sind schwer für Platt zu begeistern

Die 63-Jährige ist gebürtige Schwarzenbekerin, schon in ihrem Elternhaus wurde Plattdeutsch gesprochen, deshalb fühlt sie sich der Pflege der niederdeutschen Sprache verpflichtet. „Leider ist das in Schwarzenbek ein Problem. Trotz vieler Kurse in Kindergärten und Schulen, können wir die Kinder nicht dafür begeistern. auch die Erwachsenen sind zurückhaltend. Bei uns kommen zwölf bis 15 Leute zu den monatlichen plattdeutschen Gesprächskreisen, in Wentorf oder Geesthacht sind es 30 und mehr“, resümierte die Schwarzenbekerin am Rande des Gesprächskreises in Schröders Hotel, bei dem sie das Buch mit den Straßennamen vorstellte.

Anstoß kam aus dem Kreis Stormarn

Entstanden ist die Idee vor einigen Jahren, als Helga Walsemann eine Anfrage aus dem Nachbarkreis Stormarn erhielt. Da wollte jemand wissen, wie man die Ortsnamen auf Platt richtig ausspricht. „Wir haben da so viel, nicht nur Orts-, auch Straßennamen“, überlegte sie. Das sollte mal „aufgedröselt“ werden. Archivar Christian Lopau hatte Bedenken. „Er zweifelte an, dass wir das leisten könnten. Für uns war das Antrieb, ihm das Gegenteil zu beweisen“, erinnert sich Sabine Meyer.

„Das vorliegende Werk ist ein echter Schatz, den der Kreis wohl einzuschätzen weiß. Straßennamen waren und sind auch Spiegel landschaftlicher, sozialer, politischer oder auch kultureller Besonderheiten und somit unserer Identität“, sagte Kreispräsident Meinhard Füllner: „Wir haben das Buch mit 3500 Euro finanziell unterstützt, sodass dieses 146-seitige Werk für vergleichsweise günstige 7,50 Euro Schutzgebühr angeboten wird.“ Das Buch ist im Kreisarchiv, in den Ämtern und Stadtverwaltungen oder bei den Plattdeutschbeauftragten zu beziehen.