Duvensee. Duvensee. Wolfsrisse, EU-Verordnungen und erhöhte Anforderungen beim Tierschutz machen den Landwirten im Kreis Sorgen.

„Wir sind authentisch und ehrlich“, sagte Inken Burmester, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Junger Landwirte im Herzogtum Lauenburg. Vor gut 600 Gästen beim 82. Kreisbauerntag in Duvensee forderte die 30-Jährige, dass Bauern proaktiv aus der Opferrolle heraustreten müssen.

„Nicht, wer am lautesten schreit hat Recht“, sagte sie und nannte die Grünen und kritische Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) beim Namen. Es sei unverantwortlich, wenn Tierschutz schon über dem Schutz der Landwirte stehe, meinte sie. Man müsse aber auch Schwarze Schafe der Branche selbst klar benennen, um mit denen nicht über einen Kamm geschert zu werden, gab sich die Landwirtin, die mit ihren Eltern in Siebenbäumen einen Hof bewirtschaftet, auch selbstkritisch.

In Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) fand sie einen klaren Fürsprecher. „Lassen Sie sich nicht mürbe machen“, so Günther. Ziel müsse es sein, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen. Die Gesellschaft möchte Tierwohl, sei aber nicht ehrlich, wenn es um den Fleischkauf gehe. „Schleswig-Holstein ist ohne Landwirtschaft nicht denkbar“, schließlich präge die Bewirtschaftung die Region schon seit Jahrhunderten, so Günther.

Zuviele Verordnungender EU und aus Berlin

Daran möchte sich auch Inken Burmester noch aktiv beteiligen – doch die junge Generation auf den Höfen bewegen Zukunftsängste. „Wir sollen mit Weltmärkten konkurrieren, aber auf Verordnungen der EU wird in Deutschland immer noch einer draufgesetzt“, ärgerte sie sich über zu viele Vorschriften. Davon müsse man sich lösen.

Hans-Peter Grell, der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, der zum Bauerntag auf den Hof seiner Familie eingeladen hatte, wandte sich ebenfalls direkt an Günther. „Der Wolf hat zu einer tiefen Verunsicherung bei den Weidetierhaltern geführt“, erinnerte er an die Risse zahlreicher Schafe durch einen Wolf rund um Duvensee im Mai. Man müsse schnell Lösungen zum gemeinsamen Vorgehen erarbeiten, mahnte Grell.

Günther gab zu, dass er nicht ganz glücklich mit Millionenzahlungen für Zäune zum Schutz vor Wolfsangriffen sei. „Wir brauchen klügere Lösungen“ , forderte der Ministerpräsident.

Landrat Christoph Mager nutzte die Gelegenheit, sich noch einmal klar für die Landwirtschaftsschule in Mölln zu positionieren. Denn auf Wunsch der Grünen in der Kieler Jamaika-Koalition soll künftig die Ausbildung der Landwirte in konventionell und ökologisch getrennt werden. Ich halte es für sinnvoller, beide Wege zu verbinden, damit voneinander gelernt werden kann“, so Mager.

14 Mitarbeiter und 550 Kühe

Knud Frithjof Grell, der Juniorchef des Milchviehbetriebes in Duvensee, hatte den Ministerpräsidenten gleich zu Beginn über den Hof geführt. 14 Mitarbeiter kümmern sich um 550 Tiere. „Wir haben viele junge Mitarbeiter und unsere Ausbildungsplätze sind zwei Jahre im voraus vergeben. Obwohl wir nachts um 1 Uhr anfangen und in zwei Schichten arbeiten“, sagte Grell junior. Sein Bruder Jasper (17) hat ebenfalls eine Ausbildung zum Landwirt gestartet und will in den Familienbetrieb mit einsteigen. „Die ganzen Diskussionen um Landwirtschaft schrecken mich nicht ab“, sagte er.

Die Landwirte bewerteten den Auftritt von Günther positiv. Er habe Standpunkte aus der Branche für seine Politik mitnehmen können.