Schwarzenbek. Schwarzenbek. Vor 50 Jahren gründete sie den „Club junger Hausfrauen“. Dafür wurde Gudrun Gerigk jetzt vom DHB Netzwerk Haushalt geehrt.
„Die waren mir zu alt“, sagt Gudrun Gerigk unverblümt, mittlerweile selber 79 Jahre alt, über den DHB Netzwerk Haushalt. Allerdings ist diese Aussage 52 Jahre her – damals nannte sich der Berufsverband der Haushaltsführenden noch schlicht „Deutscher Hausfrauenbund“ und hatte gerade einen Ortsverband in Schwarzenbek gegründet. Gerigk, die am 1. Januar 1967 beitrat, war mit 27 Jahren das jüngste Mitglied.
Aber nicht lange: Bei einem Besuch des DHB in Kassel lernte sie einen „Ableger“ kennen – den „Club junger Hausfrauen“, den sie am 5. Februar vor 50 Jahren auch in Schwarzenbek gründete. 91 Mitglieder zählte der Club zu seinen Hoch-Zeiten, bis auch die jungen Hausfrauen älter wurden und 1981 im Hausfrauenbund aufgingen.
Hausfrau sein war „stinklangweilig“
„Es war Ute Reichel, die mich damals geformt hat“, sagt Gerigk im Rückblick. Reichel, Tochter des Schwarzenbeker Arztes Dr. Gustav Frank, war damals DHB-Vorsitzende und vielfältig im Stadtleben engagiert. Gerigk, 1940 im niedersächsischen Bardowick geboren, war mit ihrem Mann Peter Gerigk, Direktor der Sparkasse vor Ort, nach Schwarzenbek gekommen. „Damals war es völlig normal, dass eine junge Mutter zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert“, erinnert sich Peter Gerigk. Das tat auch Ehefrau Gudrun, bekennt aber: „Mir war stinklangweilig. Ich fand es nämlich ganz toll, zu arbeiten.“ Nach dem Abschluss der Handelsschule ging Gerigk zunächst in den Verkauf, machte 1972 dann ihren Meistertitel in Hauswirtschaft und machte sich später mit einer Agentur für Zellstoffe selbstständig.
Anders als es der Name „Hausfrauenbund“ vermuten lässt, waren laut Gerigk damals die meisten Mitglieder berufstätig. Neben dem Club junger Hausfrauen rief Gerigk eine Bastelgruppe ins Leben. Die Leitung übernahm Ursula Schnack, Ehefrau des damaligen Schwarzenbeker Bürgermeisters. Danach folgte die bis heute bestehende Koch-AG. Gerigk organisierte auch den Adventsbasar im Franziskushaus und das Kinderfest. Für ihr Engagement wurde sie vom Netzwerk Haushalt jetzt zum Ehrenmitglied ernannt.
Sie gründete des „Bündnis für Familie“
Doch Gerigk war, was viele nicht wissen, auch außerhalb des Hausfrauenbundes aktiv. Sie war Sprecherin des Bündnis für Familie und organisierte über viele Jahre den Familientag. Als Pendant zum „Herrenessen“ der städtischen Honoratioren rief sie, damals Vorsitzende der CDU-Frauen-Union, das Damenneujahrsessen ins Leben.
Ihr Ziel, erinnert sich die 79-Jährige, sei dabei auch gewesen, Frauen nach dem Verlust des Partners über dieses Angebot wieder am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilhaben zu lassen. Als es 2011 Kritik gab, weil Gerigk ohne Rücksprache mit der Mutterpartei die Auszeichnung zur „Schwarzenbekerin des Jahres“ ausgelobt hatte, trat sie von ihren Ämtern zurück: „Wenn es keine Freude mehr macht, sollte man es lassen.“
Erfinderin der Behelfsauffahrt
Das gilt auch für ihre parteipolitische Karriere: 1974 war Gerigk im Kommunalwahlkamp für die CDU angetreten und sowohl in die Stadtverordnetenversammlung als auch den Kreistag gewählt worden. Das Rüstzeug dafür hatte sie sich bei Gesprächen mit dem damaligen Bürgervorsteher Hermann Püst geholt, in dessen Haushaltswarengeschäft sie aushalf
„Kreis und Stadt wurden mir zuviel“, sagt Gerigk, die 1978 nur noch für den Kreistag kandidierte, in dem sie bis 1986 einen Sitz hatte. Auch dort sorgte sie mit pragmatischen Lösungen für Furore: So verdankt der Südkreis ihr die „Behelfsauffahrt“ auf die Autobahn 24 in Gudow. „Es gab einen Streit im Kreistag. Die einen wollten eine Auffahrt in Gudow die anderen nicht“, erinnert sich Gerigk, die dann die Idee mit der „Behelfsauffahrt“ hatte. Der Kompromiss hatte bis 2013 Bestand: Für 1,2 Millionen Euro wurde dann die Anschlussstelle ausgebaut.