Schwarzenbek. Schwarzenbek. Leere Pfandflaschen und -dosen sollen nicht mehr im Mülleimer landen, sondern im „Pfandring“.
Rund ums Gymnasium an der Buschkoppel, auf dem Ritter-Wulf-Platz und dem alten Markt, am Bahnhof, im Stadtpark sowie im Lupuspark sind sie unterwegs: Menschen, oft mit Plastiktüten in der Hand, die in Abfallbehältern nach Pfandflaschen suchen. „Wir finden es demütigend, dass Menschen im Müll suchen müssen“, sagt Jeanine Picker, zudem sei das Wühlen in Abfallbehältern auch mit einem Verletzungsrisiko verbunden.
Jugendliche setzen sich für Pfandringe ein
Die 15 Jahre alte Gymnasiastin gehört zum „Jugend-Aktiv-Team Schwarzenbek“, das sich regelmäßig im Jugendzentrum Korona trifft. Die fünf Schüler, drei Gymnasiasten und zwei Gemeinschaftsschüler, haben einen konkreten Vorschlag, wie man den Sammlern der Pfandflaschen die Suche erleichtern kann. „Wir wünschen uns Pfandringe an den Müllbehältern“, sagt Jasper Holst (15).
Designer erfand Ring vor sieben Jahren
Den Pfandring hat der Kölner Designer Paul Ketz bereits 2012 erfunden: Am Müllbehälter wird ein Metallgestell mit Löchern befestigt, in das leere Flaschen und Dosen gestellt werden können. Ein Test in seiner Heimatstadt verlief jedoch negativ: Die Kölner Stadtreinigung hängte die zehn als Test aufgehängten Pfandringe wieder ab. Ketz bemängelte daraufhin, dass zehn Ringe für eine Großstadt kaum repräsentativ seien. Parallel dazu wirbt die Initiative „Pfand gehört daneben“ dafür, Flaschen einfach neben den Behälter zu stellen. Beide Initiativen bieten Vor- und Nachteile: Mit Pfandring ist die Leerung des Müllbehälter offenbar aufwendiger, beim Danebenstellen kommt es häufig zu Glasbruch.
Politiker sind begeistert von Idee
Jedoch: In vielen Städten scheinen die Pfandringe zu funktionieren – bald vielleicht auch in der Europastadt. Die Mitglieder des Bauausschusses zeigten sich begeistert von der Idee der fünf Jugendlichen, die sich langfristig auch mehr als die sechs von ihnen benannten Standorte mit Sammelbehältern wünschen. Obwohl die Präsentation der Jugendlichen kein offizieller Antrag war, sicherte der Ausschuss unter Vorsitz von Hans-Jürgen Stribrny (CDU) den Schülern einstimmig die Umsetzung mit Mitteln aus dem laufenden Haushalt zu.
Jugend-Aktiv-Team trifft sich im Korona
Das Jugend-Aktiv-Team trifft sich seit dem vergangenen Dezember an jedem zweiten und vierten Montag eines Monats im Jugendzentrum an der Hans-Böckler-Straße 2 a. Die Jugendlichen wollen Ansprechpartner für ihre Altersgenossen sein und sich für die Belange von Kinder und Jugendlichen in Schwarzenbek stark machen, das keinen gewählten Kinder- und Jugendbeirat mehr hat. Dieses Gremium wiederzubeleben, können sich die Jugendlichen durchaus vorstellen.
Lebensunterhalt sichern mit Pfandflaschen
Für Einwegflaschen und -dosen gibt es am Rückgabeautomat 25 Cent Pfand, für Mehrwegflaschen, egal ob aus Glas oder Plastik, gibt es 15 Cent, Bierflaschen bringen 8 Cent. Um sich zehn Euro pro Tag dazuzuverdienen, muss ein Sammler mindestens 40 Flaschen finden. Für einige der knapp 17.000 Bürger der Europastadt ist das Flaschensammeln eine Chance, ihre kargen Geldmittel aufzubessern: Laut dem letzten Demografiebericht der Stadt Schwarzenbek reichte bei 180 Bürgern die Alters- oder Erwerbsminderungsrente nicht aus, um ihren Lebensunterhalt zu sichern: Sie erhielten stattdessen Leistungen aus der Grundsicherung, die ungefähr auf Hartz-IV-Niveau (bei Alleinstehenden aktuell 424 Euro) liegt. Zusätzlich erhielten weitere 51 Bürger Hilfe zum Lebensunterhalt durch das städtische Sozialamt. Arbeitslos gemeldet sind 556 Schwarzenbeker, davon leben 376 von Hartz-IV-Leistungen.