Schwarzenbek. Schwarzenbek. Häusliche Gewalt nimmt zu, aber die 14 Plätze im Frauenhaus reichen nicht aus. Viele Opfer werden abgewiesen.
Seit 1994 gibt es das Frauenhaus in Schwarzenbek – und seitdem platzt es aus allen Fugen. Es ist mehrfach umgezogen, aber der Platz reichte nie aus. Aktuell gibt es 14 Plätze, im vergangenen Jahr fanden dort 56 Frauen mit 54 Kindern Schutz. Aber: 77 Frauen und 127 Kinder mussten abgewiesen werden. „Wir versuchen, diese Menschen in Not in anderen Frauenhäusern unterzubringen. Oder aber durch die Wegweisung eines gewalttätigen Partners seitens der Polizei für eine Entspannung der Lage zu sorgen“, sagt Ludmilla Sidnikowa, eine von vier Mitarbeiterinnen des Frauenhauses.
4000 Gewaltopfer werden abgewiesen
„Landesweit gibt es aktuell 16 Frauenhäuser mit 322 Plätzen. Wir bräuchten mindestens doppelt so viele Plätze, weil jedes Jahr alleine in Schleswig-Holstein bis zu 4000 Frauen und Kinder in Not keinen Platz in einem Frauenhaus bekommen. Teilweise werden sie sogar in Obdachlosenunterkünften untergebracht. Das ist nicht tragbar“, sagte die Landtagsabgeordnete Aminata Touré (Grüne) gestern bei einem Ortstermin in Schwarzenbek.
Das Land will mit einem Sofortprogramm in Höhe von drei Millionen Euro helfen. Das Geld ist für Sanierungen und Erweiterungen gedacht. Außerdem sollen landesweit 30 zusätzliche Plätze sofort finanziert werden – rein rechnerisch wären das knapp zwei pro Frauenhaus.
Zwei Plätze könnten in Schwarzenbek entstehen
„Wir könnten mit einiger Not noch zwei Plätze in unserem bestehenden Gebäude unterbringen“, sagte Sidnikowa. Welcher Kreis wie viele Plätze bekommt, hängt auch vom Raumangebot in den Frauenhäusern und von den Verhandlungen mit den Kreisen ab.
„Aktuell ist das noch nicht in unseren Beratungen, aber wir werden das in die Kreisgremien tragen und versuchen, zusätzliche Plätze in unserem Frauenhaus zu bekommen“, sagte Annedore Granz, Vorsitzende der Grünen Kreistagsfraktion.
Mehr Geld für die Frauenhäuser
Der „große Wurf“ für die Schaffung von deutlich mehr Plätzen in den Frauenhäusern soll dann in einigen Jahren kommen, wenn eine Neuregelung des Finanzausgleichs zwischen Land und Kommunen ansteht. „Ich werde in der Regierung dafür werben, dass mehr Mittel bereit gestellt werden. Schon jetzt habe ich mit dem zuständigen Ministerium besprochen, dass Schwarzenbek im kommenden Jahr mehr Geld für die Miete des Frauenhauses bekommt. Durch eine falsche Berechnung gibt es dort aktuell eine Unterdeckung von 10.000 Euro im Jahr. Das wird sich ändern“, verspricht die Grünen-Politikerin, die aktuell alle 16 Frauenhäuser bereist, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Aktuell läuft in Schwarzenbek die Diskussion über einen weiteren Umzug. In städtischem Besitz befindet sich eine leer stehende Immobilie, die deutlich größer als das bestehende Frauenhaus ist.