Schwarzenbek. Schwarzenbek. Vor drei Jahren gegründet, richten die „Swattenbeeker Danzlüüd“ jetzt zum Jahrestreffen des Landestrachtenverbands aus.

„Gucken Sie mal: Da in der Mitte stehe ich“, sagt Gerda Pielot (85) stolz und zeigt auf die Schwarz-Weiß-Kopie, auf der acht Frauen in Trachtenkleidern abgebildet sind. Das Foto stammt aus dem Jahr 2015, dem Gründungsjahr der „Swattenbeker Danzlüüd“. Damals wurde in Schwarzenbek das 60-jährige Bestehen der europäischen Städtepartnerschaften mit Aubenas (Frankreich), Cesenatico (Italien), Sierre (Schweiz) und Zelzate (Belgien) gefeiert und die Vorführung von Volkstänzen aus den Partnerländern war ein Programmpunkt des großen Fests.

15 Frauen und ein „Quotenmann“

„Danach haben wir uns angeschaut und gefragt: Soll es das jetzt gewesen sein“, erinnert sich Gisela Berger, Ortsvorsitzende des Heimatbunds und Geschichtsvereins, an die Geburtsstunde der „Danzlüüd“. Aus den acht Frauen von damals sind mittlerweile 15 Damen und ein „Quotenmann“ geworden, die am Sonntag, 28. Oktober, Gastgeber für die Jahreshauptversammlung des Landestrachtenverbandes Schleswig-Holstein sind.

Tanzfest im Festsaal

„Normalerweise sind die Versammlungen immer im Norden oder an der Westküste“, freut sich Tanzleiterin Beate Haase, dass es den „Danzlüüd“ gelungen ist, die Veranstaltung nach Schwarzenbek zu holen. Am Sonntagvormittag treffen sich zunächst die Delegierten in Schröders Hotel, Compestraße 6, bevor um 14.30 Uhr im großen Saal das „Tanzfest“ beginnt, mit dem die „Danzlüüd“ zugleich ihren dritten Geburtstag feiern.

Mitmachen ist angesagt

„Beim Treffen der Landesarbeitsgemeinschaft Tanz in Krempe waren im September mehr als 170 Tänzer dabei. Wie viele es bei unserem Tanzfest werden, wissen wir nicht, wir rechnen aber mit rund 100 Gästen“, sagt Haase, die einst auch die mittlerweile aufgelöste „Pampauer Danzdeel“ leitete. Der Sonntagnachmittag ist jedoch nicht nur den Trachtenträgern vorbehalten, auch Gäste sind willkommen, die nicht nur zuschauen sollen. Berger: „Wir haben Tänze zum Mitmachen ins Programm genommen.“

Trachten sind selbst genäht

Wenn sich die Danzlüüd zum Training treffen (jeweils dienstags ab 19 Uhr im Amtsrichterhaus, Körnerplatz 10), dominieren Hosen und bequeme Pullis. Die wertvollen Trachten, zumeist selbstgenäht, werden zumeist nur bei offiziellen Anlässen getragen. Zur Tracht gehören Häubchen und Jacke oder Weste aus Samt, dazu schwarze Röcke aus Leinen oder handgewebter Wolle mit einer goldfarbenen Bordüre und weiße Blusen.

Landbevölkerung war arm

Die Tracht orientiert sich dabei an der Kleidung, wie sie teilweise noch bis in die 1920er-Jahre auf den Gütern rund um Schwerin von den Dienstmädchen getragen wurde. Aufwendige Stickereien und goldene Knöpfe, wie etwa bei den Vierländer oder Dithmarscher Trachten, fehlen. Berger: „Wir hatten hier keine reichen, selbstständigen Bauern. Schwarzenbek war Domänenland und entsprechend arm war die Landbevölkerung.“

Gut für Körper und Geist

Bei den Kreis-, Reihen- und Quadrilletänzen setzen die „Danzlüüd“ auf Vielfalt: Neben dem „Geestländer“, der „Holsteiner Dreitour“, dem „Tampet“ oder dem „Seyras“ aus dem Wendland steht auch die „Rhone“ aus Frankreich auf dem Programm – und manchmal auch Country-Popmusik wie „Cotton Eye Joe“ von den Rednex. „Die Figuren machen einfach Spaß, fordern Körper und Kopf“, sagt Gerda Pielot, die zuletzt vor 70 Jahren als Teenager Volkstänze getanzt hatte.