Schwarzenbek . Neuer Friedhof Vorreiter bei „pflegeleichten“ Gräbern – aber nicht kostendeckend
Kirchliche Träger verwalten laut einer Erhebung der Verbraucherinitiative Bestattungskultur (Aeternitas) rund 12 400 der bundesweit 32 000 Friedhöfe, darunter 8800 evangelische und 3600 katholische. Genauso wie kommunale Friedhöfe leiden auch kirchliche unter einem immensen Kostendruck, verursacht durch den Trend zur Urnenbestattung und zu kleineren und damit günstigeren Gräbern. Galt vor 15 bis 20 Jahren noch ein gepflegtes Grab als Statussymbol, so sind Familien heute weniger ortsgebunden und gerade die Senioren drängen auf ein „pflegeleichtes“ Grab, um ihre Angehörigen nicht zu belasten.
Die evangelische Kirchengemeinde hat auf diesen Trend schon vor zehn Jahren reagiert und mit „Urnenstelen“ oder „Kolumbarien“ in Preis und Pflege günstige Alternativen zum traditionellen Erdgrab geschaffen. Trotzdem: Angesichts von Preisen von unter 1000 Euro bei sogenannten Discount-Bestattern oder in Bestattungswäldern ist der Betrieb der beiden kirchlichen Friedhöfe an der Uhlenhorst und der Möllner Straße derzeit ein Zuschussgeschäft. Und ein Grund für den Verkauf der Auferstehungskirche an Bestatter Axel Möller, der die aus dem Jahr 1963 stammende Kapelle sanieren und seinen Betrieb dorthin verlegen will (wir berichteten).
Wir haben uns auf dem neuen Friedhof umgesehen, Friedhof-Chef Matthias Beth über das 3,5 Hektar große Gelände zwischen Möllner Straße und Finkhütte begleitet. Direkt an der Möllner Straße, eingewachsen in einen Rhododendronbusch, steht das älteste Grabmal des Friedhofs, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert: Filigran aus Kalksandstein gehauene Eichen- und Weinblätter umranken den Stein der Familie Schmok. „Wann dieser Grabstein aufgestellt wurde, ist nicht mehr bekannt. Es ist aber auf jeden Fall das älteste Grabmal unserer Friedhofs“, sagt Beth.
Vor fünf Jahren war der Gartenbaumeister aus Mölln nach Schwarzenbek gewechselt, ist seither für die Pflege der beiden kirchlichen Friedhöfe zuständig. Matthias Beth setzt seither fort, was unter seinem Vorgänger Matthias Schmieder begonnen wurde: Eine konsequente Modernisierung der Friedhöfe, ohne jedoch deren Charme und Struktur anzugreifen.
Bereits vor zehn Jahren entstand die erste Urnenstele, mittlerweile gibt es sogar zwei dieser auch „Kolumbarium“ („Urnenhalle“) genannten steinernen Wände. Bis zu zwei Urnen finden in einem Fach Platz. Bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren kostet die Beisetzung einer Urne im Kolumbarium zwischen 1742 und 2000 Euro.
Es seien vor allem ältere Menschen, die ihre Angehörigen nicht mit der Pflege eines Grabes belasten wollen, die sich für diese Form der Bestattung entscheiden, erläutert Beth. Dem Trend, möglichst pflegeleichte Gräber anzubieten, ist der Friedhofsleiter auch mit den von den Friedhofsgärtnern betreuten Erdgräbern (Einzelplatz: 3044 Euro) sowie dem Staudengarten (Sarg: 3044 Euro, Urne: 2036 Euro) gefolgt: Die Bepflanzung mit Stauden und deren Pflege wird von den Friedhofsgärtnern übernommen. Neben normalen Reihen- und Doppelgräbern (1172 bis 3186 Euro) folgt der Friedhof auch dem Trend der Waldbestattung: Im Birkenhain und unter den Eichen bietet auch der „Neue Friedhof“ die letzte Ruhe unter Bäumen an (2036 Euro). Das ist auf dem alten Friedhof an der Uhlenhorst nicht möglich: Dafür werden dort Urnen von einer fast 130 Jahre alten, restaurierten Engelsfigur bewacht. Auf der „Grabstätte am Engel“ (1800 Euro) sowie auf Wahlgräbern (1172 bis 3186 Euro) sind nach wie vor Bestattungen möglich.