Schwarzenbek. Schwarzenbek. Mehr Beratung, weniger Ausstellungsfläche – damit will sich das Schuhfachgeschäft gegenüber Discountern abgrenzen.

Zwei Wochen war das Schuhhaus Krützmann geschlossen. Ein Vorhang im Eingangsbereich verhinderte in dieser Zeit den Blick ins Innere des Traditionshauses an der Lauenburger Straße 13. Seit Wochenbeginn ist der Vorhang weg, doch auf den ersten Blick hat sich gar nicht so viel verändert – wäre da nicht die Wand in der Mitte des Ladengeschäfts. „Wir haben uns verkleinert“, bestätigt Inhaber Uwe Krützmann: „Unsere Kunden wünschen sich mehr Beratung. Gleichzeitig auch noch möglichst viele Schuhe auszustellen, ist aber nicht möglich.“

Mehr Beratung für Kunden

Tatsächlich ist aber die Auswahl noch gewachsen: Hinter der Wand im Geschäftsraum ist ein neues, 90 Quadratmeter großes Lager entstanden, zusätzlich zur Lagerfläche im Keller des Hauses. „So können wir in der Beratung dem Kunden noch schneller als bisher den Schuh anbieten, der in Größe und Weite für ihn am passendsten ist“, erläutert Krützmann das neue Konzept, mit dem sich das Fachgeschäft von Schuh-Discounter abgrenzen will.

Juniorchefin ist die vierte Generation

Die zweite Neuerung: Tochter Sandra Schmidt-Kuhlmann ist als Juniorchefin in das Unternehmen eingestiegen. Für die Kunden des Schuhgeschäfts ist die 47-Jährige keine Unbekannte: „Ich habe immer schon mal an den Samstagen oder an verkaufsoffenen Sonntagen mitgeholfen.“ Künftig will die Mutter zweier Kinder, die derzeit noch als Industriefachwirtin in Barsbüttel tätig ist, sich stärker engagieren: Zwei Tage pro Woche wird Schmidt-Kuhlmann vorerst vor Ort sein: „Einen so treuen Kundenstamm zu haben, der teilweise bis aus Hamburg anreist, ist eine tolle Erfahrung.“ Auch an ihrem eigenen Konsumverhalten merke sie, dass Fachgeschäfte eine Zukunft haben, so die 47-Jährige: „Als junger Mensch hast du keine Probleme mit Schuhen, bestellst bei Zalando und Co., aber je älter ich werde, desto mehr Wert lege auch ich auf Beratung.“

Internethandel wird ausgebaut

Weitere Neuerung: Im Herbst kommt ein neues Warenwirtschaftssystem verbunden mit einem neuen Online-Auftritt. Über den Fachhandelsverband Sabu mit 1200 Mitgliedsgeschäften wird das Schuhhaus seine Produkte auch online anbieten: „Wir sind zwar nicht Zalando, aber so ähnlich“, so Schmidt-Kuhlmann. Gut für Kunden: Über ein „erweitertes Schuhregal“ im Internet kann der Händler vor Ort auf weitere Schuhe in anderen Größen und Weiten zugreifen.

Seniorchef bedient weiter

Eines ändert sich jedoch nicht: Marika und Uwe Krützmann verkaufen weiter Schuhe, setzen sich noch nicht zur Ruhe: „Ich bin jetzt 60 Jahre alt, möchte noch mindestens fünf Jahre, vielleicht sogar länger im Geschäft bleiben“, sagt Uwe Krützmann, der sich an die eigene Geschäftsübernahme vor 35 Jahren von Vater Franz erinnert, der sich daraufhin zurückzog. „Ich hätte mir damals mehr Rat und Hilfe gewünscht, deshalb diese lange Übergangsphase, in der ich mir aber auch Auszeiten gönnen werde.“

Familiengeschäft seit 1882

Schuhmachermeister Franz-Joachim Krützmann gründete den Familienbetrieb 1882. Enkel Uwe, der im Hamburger Fachgeschäft Citreck gelernt hatte, übernahm die Firma 1983. Im Keller erinnern nicht nur drei alte Leisten an den Urgroßvater, sondern dort hängt auch das Foto eines anderen „Uwe“ – Fußballspieler Uwe Seeler war nach seiner aktiven Karriere als Vertreter für die Sportartikelmarke Adidas unterwegs.

Uwe Seeler kam mit Adidas

„Er kam nach Schwarzenbek, um uns für Adidas zu gewinnen“, erinnert sich Uwe Krützmann – allerdings erst, nachdem Vater und Sohn zuvor Sportschuhe der Konkurrenzmarke Puma ins Programm aufgenommen hatten. „Als die Beratung vor allem bei Laufschuhen immer umfangreicher wurde, standen wir vor der Wahl, ein Sportartikelgeschäft zu werden.“ Uwe Krützmann entschied sich damals für den klassischen Schuhhandel – ohne es je bereut zu haben.