Schwarzenbek. Schwarzenbek. 58 Tage streiten SPD und CDU um den Bürgervorsteher. Matthias Schirmacher (Grüne) macht jetzt den Job.
„Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, sagt der Volksmund. Im Fall des Wahlkrimis in der Schwarzenbeker Stadtvertretung ist der Dritte allerdings ein Überraschungssieger, und der hat die Nacht nach der Wahl zum Bürgervorsteher schlecht geschlafen: Matthias Schirmacher (Grüne) ist seit Montagabend neuer Bürgervorsteher in Schwarzenbek.
Viele Themen müssen angegangen werden
Der 53-jährige Kommunalpolitiker ist sehr erfahren, hat 28 Jahre in der Stadtvertretung als Mitglied der SPD, für die Wählergemeinschaft BfB (Bürger für Bürger) und seit acht Jahren für die Grünen absolviert. Er will jetzt versuchen, die Situation zu befrieden. „Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit. Wir haben viele wichtige Themen wie neue Kitas, Bildungszentrum und die Einstellung eines Behindertenbeauftragten zu bewegen. Wir müssen zur Sacharbeit zurückkehren“, sagte Schirmacher gestern gegenüber unserer Zeitung.
Rüdiger Jekubik fällt bei der Wahl durch
Das ist auch zwingend erforderlich: Denn die konstituierende Sitzung war eine Farce, die nach und nach immer mehr Zuschauer kopfschüttelnd verließen. Die Sitzung begann bereits am 11. Juni. Die SPD hatte als stärkste Fraktion das Vorschlagsrecht für das Amt des Bürgervorstehers. Die Versammlung wurde dann vom Alterspräsidenten Helmut Stolze (FDP) unterbrochen. Grund: Nachdem CDU-Wechslerin Heike Wladow als SPD-Kandidatin für das Amt des Bürgervorstehers schon vorab wegen heftiger Widerstände der anderen Parteien nicht durchsetzbar war, sollte Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik (SPD) erneut ins Rennen geschickt werden. Der war aber beruflich verhindert. Deshalb gab es auch keine Wahl.
Es gibt keine Absprachen
In der Fortsetzung der Sitzung am Montagabend (19 Uhr) versuchte es der SPD-Fraktionsvorsitzende Maik Picker erneut mit seinem Wunschkandidaten – offensichtlich ohne Absprachen mit den anderen Fraktionen (die SPD hat neun Stadtvertreter, für eine Mehrheit sind 15 der 29 Mandate erforderlich).
Wie erwartet, fiel Jekubik im ersten Wahlgang (24 Politiker sind anwesend, neun Ja-Stimmen, 15 Nein-Stimmen) durch. Erste Unterbrechung: Picker spricht mit jedem Fraktionschef. Das Ergebnis im zweiten Wahlgang fällt dennoch identisch negativ aus.
Mehr als 40 Minuten Unterbrechung
Nächste Unterbrechung: Diesmal über 40 Minuten. Dann der überraschende Vorschlag: Matthias Schirmacher soll „den Karren aus dem Dreck ziehen“. „Ich war überrascht, habe aber zugestimmt. Das bringt unsere Fraktion in Schwierigkeiten, weil ich der Vorsitzende bin. Wir müssen uns jetzt neu aufstellen“, so Schirmacher.
Top-Ergebnis für Schirmacher
Mit 21 Ja-Stimmen wird Schirmacher gewählt. Zu diesem Zeitpunkt (20.30 Uhr) gibt es kaum noch Zuschauer. Stellvertreter bleibt Roman Larisch (CDU), der dieses Amt schon einige Jahre innehat und Wunschkandidat der CDU war – bis die SPD durch den Wechsel von Heike Wladow zur stärksten Fraktion wurde.
Rüdiger Jekubik ist jetzt Erster Stadtrat. Damit wird er Stellvertreter von Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig. Die erste Arbeitssitzung der Stadtvertreter ist am 12. Juli um 19 Uhr. Dann kommt die Sommerpause.