Schwarzenbek. Schwarzenbek. Am 6. Mai sind 161.296 Menschen im Kreis zur Wahl aufgerufen. Kreispräsident Meinhard Füllner wirbt für Beteiligung.
„Ich bin im Grunde ein ganz bunter Hund“, sagt Meinhard Füllner über sich. Seit 15 Jahren steht der 76-Jährige als Kreispräsident an der Spitze des Kreistages, bemüht sich als CDU-Politiker um den Ausgleich zwischen den Fraktionen und eine eigene Identität für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Am kommenden Sonntag kandidiert er zum insgesamt achten Mal für dieses Gremium – als Spitzenkandidat.
Herr Füllner, was sind die Aufgaben des Kreises?
Manfred Füllner: Es ist ein großes Problem, dass die Kenntnisse der meisten Bürger darüber sehr verschwommen sind. Der Kreis hat mehrere Funktionen: Einmal erfüllt er gesetzliche Aufgaben etwa im Bereich Sozial-, Jugend- oder Eingliederungshilfe. Zeitgleich ist er auch eine untere Landesbehörde, etwa im Naturschutz. Wir als Kreistagsabgeordnete können auf diese Bereich keinen Einfluss nehmen, denn alles das sind Aufgaben nach Weisung durch Land oder Bund. Erst der dritte Bereich betrifft die Selbstverwaltung, wo wir freie Finanzmittel nutzen können, um für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen, etwa durch Förderung von Sportvereinen oder Infrastruktur. Das ist das Wesen des Kreises: Er hat eine koordinierende, verteilende Aufgabe.
Wie kann man dies ins Blickfeld der Bürger rücken?
Ich habe schon in meiner Anfangszeit als Kreispräsident versucht, Sprechzeiten einzurichten und gemerkt: Wenn Menschen ein Anliegen haben, sind die meist sehr konkret und an den Ort gebunden. Im Ältestenrat haben wir auch angesprochen, den Kreistag an anderen Orten tagen zu lassen. Auch das haben wir bereits versucht, müssen diesen Weg weitergehen, denn der Kreis muss insgesamt wieder präsenter werden. Gerade der Südkreis ist der Wachstumsbereich, und dem müssen wir auch Rechnung tragen.
Kann die Digitalisierung dabei helfen?
Das ist eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre: Wir müssen die Digitalisierung aktiv mitgestalten. Sie wird zu mehr Komfort in den Beziehungen zwischen Verwaltung und Bürgern führen, die von zu Hause aus ihre Autos zulassen oder ihre Bauanträge stellen können. Das ist aber auch ein schwieriger Prozess, der zu mehr Anonymität führt, obwohl wir eigentlich um Identitätsstiftung bemüht sind.
Wenn Sie auf die vergangene Wahlperiode zurückblicken: Wo waren die Kreispolitiker erfolgreich?
Die kommunale Familie war eigentlich keine, sondern eine zerstrittene Familie, die sich gegenseitig misstraut hat. Heute versuchen wir, am runden Tisch gemeinsam mit den Gemeinden Probleme zu lösen. Das betrifft nicht nur die Kreisumlage, sondern auch Kita-Planung. Vor fünf Jahren waren wir aber an einen Punkt gekommen, wo wir als Kreis nicht mehr optimal handlungsfähig waren. Durch unsere hohe Verschuldung konnten wir freiwillige Ausgaben nicht mehr leisten und unsere Ausgleichsfunktion nicht mehr erfüllen. Deshalb haben wir den Konsolidierungsvertrag mit dem Land abgeschlossen. Heute sind wir wieder handlungsfähig. Dazu kommt die Wahl unseres neuen Landrats, mit dem wir die Herausforderungen der Zukunft spitzenmäßig bewältigen können, weil er unglaublich offen und flexibel ist – sowohl im Verhältnis mit den Mitarbeitern der Kreisverwaltung als auch nach außen.
Was erwarten Sie: Wie wird der künftige Kreistag aussehen?
Wir hatten eine gute Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien. Was ich befürchte: Wenn alle Gruppierungen, die diesmal kandidieren, in den neuen Kreistag einziehen, ergibt sich eine äußerst diffuse Lage. Ich kann nur alle demokratischen Fraktionen auffordern, sich gleich nach der Wahl gut zu überlegen, wie wir die Selbstverwaltung künftig gestalten wollen. Populismus ist kein Wesen der Kommunalpolitik, denn uns geht es um sachliche Lösungen. Ich rufe die Bürger auf, wählen zu gehen, egal welche politische Partei, um unser demokratisches System zu unterstützen und zu stabilisieren.
Bunter Hund mit drei Berufen und Faible für Politik
1941 in Ostpreußen geboren, absolvierte Meinhard Füllner nach dem Hauptschulabschluss gleich zwei Ausbildungen – bei den Drägerwerken in Lübeck lernte er Feinmechaniker, nutzt seine Kenntnisse noch heute, um Skulpturen zu schweißen. In der elterlichen Bäckerei in Pogeez lernte er dann das Bäckerhandwerk, nachdem er zuvor in Hamburg am Abendgymnasium das Abitur nachgeholt und tagsüber als Stauer im Hafen gearbeitet hatte. Doch aus dem elterlichen Betrieb stieg er bald wieder aus, studierte in Lübeck Lehramt (Geografie, Psychologie und Kunst), arbeitete als Lehrer und Lehrbeauftragter an der pädagogischen Hochschule.
1963 war Füllner der Jungen Union beigetreten, war auch deren Kreisvorsitzender, 1970 wurde er in die Gemeindevertretung von Pogeez gewählt, wurde zwei Jahre später Bürgermeister. Füllner war CDU-Kreisvorsitzender, Kreistagsabgeordneter und von 1987 bis 2000 Landtagsabgeordneter und parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Vor der Landtagswahl 2000 hatte Füllner seinen sicheren Listenplatz an den heutigen Landtagspräsidenten Klaus Schlie abgetreten, weil er sicher war, seinen Wahlkreis wieder direkt gewinnen zu können.
„Doch dann kam Helmut Kohls Spendenaffäre und unsere die Umfragewerte sanken von Woche zu Woche“, erinnert sich Füllner. Am 27. Februar 2000 errang die SPD 41 Direktmandate im Landtag, die CDU nur vier – und Füllner war draußen. Im Jahr 2003 wurde er wieder in den Kreistag gewählt und ist seither Vorsitzender dieses Gremiums.