Schwarzenbek. Schwarzenbek. Weil die Erde aus den Klärschlammbeeten nicht mehr auf die Felder aufgebracht werden darf, steigen ab 2020 die Abwasserpreise.
Rund 12 000 Tonnen Klärschlammerde warten in der Bölkau auf Abnehmer. Das Problem: Niemand will sie haben. Vor zwölf Jahren hatte der städtische Eigenbetrieb Abwasser auf die Klärschlammvererdung der Firma Eko-Plant gesetzt, um aus flüssigem Klärschlamm ein kompostähnliches Substrat zu erzeugen. In insgesamt sechs Beeten sorgen Sonne, Wind und Schilfpflanzen, die dem Schlamm das Wasser entziehen, für eine Volumenreduktion von mehr als 90 Prozent.
Sonne und Wind machen Schlamm zu Erde
Im Beet 3, das von 2006 bis 2015 beschickt wurde und nach einer Ruhepause im vergangenen Jahr geräumt wurde, wurden so aus 39 301 Kubikmeter Schlamm „nur“ 2079 Tonnen Erde. „Bei einer maschinellen Entwässerung über eine Zentrifuge wären es am Ende mehr als 3000 Tonnen gewesen“, sagt Martin Peitzmeier, Leiter des Verwertungsmanagements bei Eko-Plant.
Zu viel Kupfer aus den W asserleitungen
Das Problem ist jedoch: Das Substrat hat seit der Novellierung der Klärschlammverordnung im vergangenen Jahr einen zu hohen Kupfergehalt. Ursache dafür sind die Wasserleitungen aus Kupfer in den Wohnhäusern. Deshalb darf das Substrat nicht – wie geplant – als Dünger auf Feldern ausgebracht werden, sondern muss verbrannt werden. Doch auch ohne Kupfer würde die Klärschlammerde kaum noch einen Abnehmer in der Landwirtschaft finden, so Peitzmeier: Das liege an der ebenfalls novellierten Düngemittelverordnung, die den Landwirten strenge Auflagen in Hinblick auf Düngezeiträume und Mengen macht. „2017 war ein Wendejahr“, so der Experte.
Erde wird jetzt „thermisch verwertet“
Die derzeit einzige Lösung für die Schwarzenbeker Klärschlammerde ist seither die Vernichtung in einer Müllverbrennungsanlage. Weil die Anlage in Stapelfeld jedoch nicht 2000 Tonnen auf ein Mal verbrennen kann, wird das Substrat nach und nach per Lkw angeliefert. 2017 wurde für die Zwischenlagerung extra eine Halle in Witzhave gemietet (Kosten: 22 000 Euro). Im diesem Jahr wird kein Beet geräumt, weil es keine Lagermöglichkeit gibt, sondern erst wieder in 2019. Dann soll eine 5000 Quadratmeter große Lagerfläche gegenüber der Beetanlage in der Bölkau fertiggestellt sein. Eine Abdeckung oder Halle sei dafür nicht erforderlich, so Peitzmeier: „Das Substrat riecht nicht, zudem sorgen Wind und Sonne für eine weitere Abtrocknung.“ Der Experte geht von einer weiteren Reduktion um 20 bis 30 Prozent aus.
100 000 Euro Mehrkosten für Abwasserbetrieb
Obwohl die Menge der Klärschlammerde stetig minimiert wird, steigen durch die Verbrennung die Kosten: 2017 waren 239 000 Euro für die Entsorgung von Beet 3 geplant, die tatsächlichen Kosten beliefen sich jedoch auf 281 569 Euro. Für Beet 2, das aktuell nicht mehr mit frischem Klärschlamm beschickt wird, rechnet der städtische Eigenbetrieb sogar mit Entsorgungskosten von 314 000 Euro – bei einer Menge von „nur“ 1800 Tonnen. „Wir haben für diese beiden Beete rund 100 000 Euro zu wenig zurückgestellt“, sagt Corinna Romahn, kaufmännische Leiterin des Abwasserbetriebs.
Abwasserpreise bleiben bis 2019 stabil
Bis einschließlich 2019, die Abwasserpreise werden für jeweils drei Jahre kalkuliert, bleiben die Preise dennoch stabil bei derzeit 2,38 Euro pro Kubikmeter. Danach wird es teurer, auch weil spätestens ab dem Jahr 2032 Anlagen von der Größe des Schwarzenbeker Klärwerks ihren Schlamm in einer sogenannten Monoverbrennungsanlage, in Stapelfeld ist so ein Neubau geplant, entsorgen müssen und der im Schlamm enthaltene Phosphor zuvor durch ein Recyclingverfahren zurückgewonnen werden muss.