Schwarzenbek. Liedertafel Ernst Zimprich ist seit 55 Jahren aktiv dabei – Frauen durften erst 1972 mitsingen
Andächtig hatte Ernst Zimprich in den 1950er-Jahren beim Volkstrauertag der Schwarzenbeker Liedertafel von 1834 e.V. zugehört. Während der Gedenkstunde am Ehrenmal an der Gülzower Straße sangen die Männer das Lied „Der gute Kamerad“. Zu den Sängern gehörte auch sein Vater Ernst, der die Liedertafel nach dem Zweiten Weltkrieg mit wiederaufbaute. Die Zeilen, die Ludwig Uhland 1809 schrieb und der Gesang der Männer gingen dem Jungen zu Herzen: „Eine Kugel kam geflogen, Gilt’s mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen, Er liegt mir vor den Füßen, Als wär’s ein Stück von mir“.
Das wollte der junge Ernst Zimprich später auch einmal können: Publikum mit Gesang berühren. Als er 21 Jahre alt war, trat er ebenfalls in die Liedertafel ein. Volljährigkeit war damals eine Grundvoraussetzung für die Aufnahme in den Chor.
Der junge Schwarzenbeker ging gemeinsam mit seinem Vater zu den Proben und Auftritten, bis der Vater Anfang der 1970er-Jahre aufhörte zu singen. Doch Ernst Zimprich hatte dann eine neue Begleitung zu den Chorveranstaltungen: seine Frau Sieglinde. Die Liedertafel hatte aus Mangel an Nachwuchs ab 1972 auch Damen aufgenommen – allerdings erst einmal probeweise, um zu sehen wie es mit den Stimmen und überhaupt so zueinander passte.
Es passte und seitdem singen beide Geschlechter gemeinsam in der Liedertafel – mittlerweile haben die Damen sogar die Oberhand. Von den 42 aktiven Mitgliedern sind nur noch acht Männer.
„Musikalisch hat sich unglaublich viel verändert“, sagt Ernst Zimprich. Am Anfang sang er viele Chorwerke, beispielsweise aus der Oper „Der Freischütz“ und viele Volkslieder. Heute stehen Songs aus Musicals, Schlager, Oldies und aktuelle Balladen auf dem Programm.
„Ernst Zimprich ist seit 55 Jahren aktiver Sänger, er war bei fast allen Proben und Auftritten dabei. Außerdem war er zehn Jahre lang unser Schatzmeister und ein Jahrzehnt lang unser erster Vorsitzender. Er ist ein wichtiger Tenor, der immer die Töne trifft“, würdigte Jasmin Schmidt, Vorsitzende der Schwarzenbeker Liedertafel, den Sänger. Dann wurde es feierlich. Für sein jahrzehntelanges Wirken ehrten die Mitglieder in der Jahresversammlung am Donnerstagabend in Schröders Hotel Ernst Zimprich mit einer Urkunde und ernannten ihn zum Ehrenmitglied.
Jasmin Schmidt zeichnete noch mehr Jubilare aus: Andreas Heidorn singt seit zehn Jahren in der Liedertafel. Für 15-jähriges Singen wurde Angelika Behle geehrt, Conny Bente ist 20 Jahre lang dabei und Lydia Bieneck 25 Jahre.
In diesem Jahr dürfen sich die Schwarzenbeker unter anderem auf den Festakt zum 175. Chorjubiläum im Festsaal des Rathauses am 9. Juni und auf das Sommerkonzert am 24. Juni in „Schröders Hotel“ freuen. Zurzeit hat die Liedertafel 42 Sängerinnen und Sänger und insgesamt 75 Mitglieder.