Schwarzenbek. Juso-Kreisvorstand Calvin Fromm kritisiert SPD-Kandidatenkür und fehlenden Willen zur Erneuerung
Er ist aktuell Kreisvorsitzender der Jungsozialisten (Jusos), war auch schon kommissarisch Vorsitzender des SPD-Ortsvereins in Schwarzenbek: Dabei ist Jura-Student Calvin Fromm gerade einmal 21 Jahre jung. Bei der Kommunalwahl am 6. Mai ist für Fromm der Einzug in die Stadtverordnetenversammlung so gut wie sicher: Er kandidiert als Direktkandidat im Wahlkreis Mühlenkamp I und steht auf Platz drei der SPD-Liste. Auch für die Kreistagswahl ist Fromm als Direktkandidat nominiert – allerdings ist er dort nicht über einen Listenplatz abgesichert.
Als am vergangenen Wochenende der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert (28) beim SPD-Bundesparteitag in Bonn für ein Nein zur Wiederauflage der Großen Koalition warb, probte auch Fromm beim Kreisparteitag den Aufstand: „Dem Listenvorschlag des SPD-Kreisvorstandes mangelte es leider am Mut zur Erneuerung der Partei“, kritisierte der 21-Jährige den Vorstand um die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer ( wir berichteten). Weil es für sie nur hintere Listenpätze gab, verzichteten Fromm, Lucas Siemers (21) aus Wentorf, Matthis Hack (21) aus Ratzeburg und Immo Braune (27) aus Lauenburg für die Kreistagswahl gänzlich auf eine Absicherung über die Liste.
Ein Schritt, der auf das Unverständnis vieler Parteitagsteilnehmer stieß. Bei der Aufstellung der Liste gelte es, die Frauenquote von mindestens 40 Prozent wie auch eine ausgewogene Durchmischung von Erfahrung, bisherigen Aufgaben, politischen Leistungen, neuen Akteuren, den Orten sowie aller Altersgruppen zu gewährleisten, erklärte Scheer. Mit David Welsch auf Platz 5, Fabian Harbrecht auf 9 und Anika Habersaat auf 12 sieht Scheer die Jusos gut vertreten. Als Jusos gelten innerhalb der SPD alle, die das 36. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Fromm widerspricht: „Unter den Top 10 befindet sich de facto niemand, der mit einem Alter von unter 30 Jahren in die Wahlperiode starten wird.“ Zum Ende der Wahlperiode – im Jahr 2023 – wird Welsch, der ebenso wie Harbrecht bereits Kreistagsabgeordneter ist, 35 Jahre alt sein, Harbrecht sogar 40. Und Habersaat, die von 2008 bis 2013 im Stormarner Kreistag saß, 37 Jahre, rechnet Fromm vor. „Sie alle fühlen sich über die Einordnung in die Riege der jungen Menschen sicherlich geschmeichelt. Gleichwohl haben der Kreisvorstand der Jusos und alle vier jungen Kandidaten ein anderes Verständnis von der Erneuerung der SPD.“ Eine breit aufgestellte Volkspartei habe auch die Bevölkerungsgruppe der unter 30-Jährigen zu repräsentieren, die immerhin rund 30 Prozent der Bevölkerung ausmachten.
Wie viele junge Kandidaten die übrigen Parteien zur Kommunalwahl aufstellen, steht derweil noch nicht fest: Die CDU wird ihre Kreistagskandidaten erst am 6. Februar bekannt geben, die Grünen küren ihre am 10. Februar.
Fromm distanziert sich auch von der aktuellen Juso-Kampagne, die zum Eintritt in die SPD auffordert, um eine Große Koalition beim Mitgliederentscheid doch noch zu verhindern: „Wir freuen uns über alle SPD-Mitglieder, die unsere Werte teilen, distanzieren uns aber von kurzfristigen Mitgliedschaften zum Verhindern der Großen Koalition. Der demokratische Diskurs innerhalb der SPD sollte mit Argumenten geführt werden.“