Schwarzenbek. Schwarzenbek. Um mehrere Jugendgruppen kann sich die Jugendpflege nicht adäquat kümmern. Stadtjugendpfleger fordert einen „Streetworker light“.
Drogendelikte, Gewalt, Graffiti-Schmierereien und Diebstähle: In den Jahren 2007 und 2008 hatten Polizei, Stadtjugendpflege und Streetworker massiv mit einer Welle von Jugendgewalt zu kämpfen. Ausgangspunkt war eine kleine Gruppe von vier bis fünf Extremstraftätern, denen sich bis zu 80 Jugendliche anschlossen. „Es war ein harter Kampf, diese Strukturen aufzubrechen. Einige Jahre hatten wir Ruhe, aber wir nehmen wieder ein ,Grundrauschen’ in der Jugendszene wahr. Es könnte zu ähnlichen Zuständen wie damals kommen, wenn wir nicht frühzeitig reagieren“, mahnte Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens während der jüngsten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses.
Besetzungssperre für den Streetworker
Wie diese Reaktion aussehen könnte, ist für ihn klar: Er hätte gern einen zusätzlichen Mitarbeiter für die sogenannte aufsuchende Jugendarbeit – also eine Art „Streetworker light“. Eine entsprechende Stelle war bereits 2016 in den Stellenplan der Stadt aufgenommen worden, allerdings haben die Politiker diese Position mit einer Besetzungssperre belegt. Am Dienstag berät der Haupt- und Planungsausschuss (18 Uhr, Festsaal im Rathaus) darüber, ob diese Besetzungssperre aufgehoben wird. Aber auch in diesem Fall würde es mehrere Monate dauern, einen geeigneten Bewerber zu finden, ist sich Lütjens sicher.
Rasantes Wachstum bringt Probleme
Die Probleme in der Stadt sind vielschichtig, und sie nehmen durch das rasante Wachstum und mangelnde Freizeitmöglichkeiten zu. Von den rund 16 500 Einwohnern sind etwa 4500 Kinder und Jugendliche. Zu ihnen gehören auch vier bis fünf Jugendliche mit sogenanntem problematischen Hintergrund, die von Amts wegen in Schwarzenbek in einer Einrichtung untergebracht sind. Von ihnen gehen auch Straftaten aus. Des Weiteren betreut Straßensozialarbeiter Markus Prochnow knapp 40 Jugendliche, die als „harte Jungs und Mädchen“ gelten. Sie haben Schulden, treten gelegentlich mit Vandalismus-Straftaten oder auch Drogendelikten in Erscheinung.
Jugendlichen fehlen Treffpunkte
Weitere Gruppen von Jugendlichen treffen sich an unterschiedlichen Orten der Stadt. Sie wollen sich keinen Vereinen anschließen oder den Jugendtreff nutzen, weil es dort Regeln gibt. „Sie fallen mal durch Lärm auf, oder sie zerschlagen eine Flasche oder werfen einen Pizzakarton in einen Vorgarten. Das ist eigentlich für Jugendliche normal, aber es stört Anwohner“, beschreibt Lütjens die Gemengelage. Einige Jugendliche hatten sich zunächst auf dem Spielplatz Sesamstraße getroffen. Nach Anwohnerbeschwerden wurden dort die Hecken gekürzt, damit der Platz besser einsehbar ist, und die Fußballtore entfernt. Die Jugendlichen wichen aus an den Grover Weg, wo sich aber Neubürger der Siedlung Heuweg von ihnen belästigt fühlten, und in den Stadtteil Nordost, wo es hinter dem „Holzhaus“ an der Cesenaticostraße ebenfalls einen Spielplatz gibt.
Polizei sieht noch keinen Handlungsbedarf
Das „Holzhaus“ selbst war bis vor einigen Jahren eine Außenstelle der Stadtjugendpflege, wurde dann aber aus Personalmangel geschlossen. Auch der Ritter-Wulf-Platz ist wegen des freien WLAN ein beliebter Treffpunkt. Allen Orten gemeinsam ist: Es gibt dort keine betreuten Freizeitangebote. „Wenn wir diesen Jugendlichen nichts bieten, könnten sie auf dumme Ideen kommen. Im schlimmsten Fall bilden sie mit unseren harten Jungs und den Jugendlichen aus problematischen Verhältnissen eine große Gruppe, aus der heraus wieder Straftaten begangen werden, wie damals 2007“, warnt Lütjens. Auch die Polizei hat die Situation im Blick, sieht aber noch keinen Handlungsbedarf – zumindest nicht polizeilich. „Wir haben einen Jugendsachbearbeiter, der die Entwicklung beobachtet“, sagt Ernst Jenner, Leiter des Polizeireviers.
Aufsuchende Jugendarbeit mit dem Kleinbus
Nach den Vorstellungen von Lütjens soll ein neuer Mitarbeiter mit dem Bus des Jugendtreffs „Korona“ unterwegs sein und die Jugendlichen ansprechen. „Er könnte Spiele, Bälle, Grill, Laptops und andere Dinge dabei haben und ihnen eine sinnvolle Freizeit ermöglichen. So bekommen wir sie vielleicht auch in den Jugendtreff, wo wir gezielt auf sie einwirken können“, erläutert Lütjens sein Konzept.