Mölln . 23. November 1992 Drei Menschen sterben und neun werden verletzt, als zwei Neonazis Feuer legen
Es ist ein kleiner Fußweg direkt neben dem Haus an der Mühlenstraße 9, der nach Bahide Arslan benannt ist. Vor 25 Jahren, am Abend des 23. November 1992, starb die damals 51-jährige Frau in den Flammen, die zwei Neonazis gelegt hatten – und mit ihr ihre Enkelinnen Yeliz Arslan (10) und Ayse Yilmaz (14). Neun weitere ebenfalls türkischstämmige Menschen wurden bei einem zweiten Brand verletzt, den ebenfalls die damals 19 und 25 Jahre alten Täter gelegt hatten.
Reicht die Benennung des kleinen Fußwegs und des ehemaligen Brandhauses aus, um an die Tat zu erinnern? „Nein“, sagt Ibrahim Arslan. Der heute 32-Jährige überlebte den Anschlag nur, weil ihn seine Großmutter Bahide in feuchte Tücher gewickelt in die Küche legte, die von den Flammen unversehrt blieb. Ibrahim Arslan forderte gestern mehr: Straßen sollten nach den Opfern benannt werden. Und während in der Moschee und der Kirche sich unter anderem Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD) und der türkische Botschafter Ali Kemal Aydin zur offiziellen Gedenkfeier der Stadt trafen, gab es vor dem Brandhaus eine von Ibrahim Arslan und einem Freundeskreis aus Angehörigen und Mitgliedern der Antifa organisierte Mahnwache, die kritisieren, dass außer der jährlichen Gedenkfeier zu wenig gegen alltäglichen Rassismus unternommen werde.
„Wir sind unterschiedlich“, sagt Faruk Arslan (53) über seinen Sohn. Er könne verstehen, dass die Politiker in Mölln nicht mehrere Straßen nach den Anschlagsopfern benennen wollen: Das sei schließlich nicht das, was die Stadt ausmache. „Mölln ist meine Heimat. Ich kann das nicht wegen der Tat zweier einzelner Menschen wegwischen.“ Lob gab es aber dennoch für die Arbeit seines Sohnes, der in Schulen von den Brandanschlägen berichtet. „Wir alle gemeinsam müssen mehr tun“, regte Arslan Projekte gegen Rechtsextremismus, aber auch gegen Salafismus an.
„Die entsetzlichen Brandanschläge in meiner Heimatstadt Mölln haben unsere Stadt verändert und mich persönlich politisch sehr geprägt“, erinnert sich der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz (Grüne) an das Jahr 1992. Axel Michaelis, damals der erste Vorsitzende des Vereins „Miteinander Leben“, der sich nach dem Anschlag gründete, war dieses Erlebnis prägend für sein weiteres Leben: Er wurde Streetworker in Mölln und ist heute Schulsozialarbeiter. Und auch Innenstaatssekretär Torsten Geerdts (CDU) erinnert sich noch gut an das Jahr 1992 – wegen der Möllner Brandanschläge, aber auch wegen der rechtsextremen DVU, die in den Landtag einzogen war: „Weil die demokratischen Parteien damals zusammenhielten, sind sie wieder aus unserem Parlament verschwunden.“