Schwarzenbek. Schwarzenbek. Die Camerata Laranjeiros spielt am 4. November in Bergedorf und am 5. November in Schwarzenbek.
„Viele von uns sind nur über Sozialprojekte dazugekommen, aber hier kann man zeigen, dass Menschen, die von ihrer Herkunft her völlig unterschiedlich sind, voneinander lernen und sich ergänzen können“, beschreibt Ensemble-Mitglied Igor die Idee, die hinter der 2013 gegründeten Camerata Laranjeira steckt. Angesiedelt an der Deutschen Schule im brasilianischen Rio de Janeiro spielen auch Jugendliche und junge Erwachsene aus den Favelas, den Armenvierteln der Metropole, im Orchester mit.
Nach dem Abitur in die weite Welt
Acht der insgesamt 30 jungen Musiker sind derzeit in Deutschland, denn Karolin Rosalie Broosch, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Tiago Cosmo die Camerata leitet, kommt aus Schwarzenbek. Im Jahr 2000 hat sie ihr Abitur am Bergedorfer Luisen-Gymnasium gemacht, danach Musik in Dresden und Oslo studiert. Das Luisen-Gymnasium am Reinbeker Weg 76 (4. November, 17 Uhr) und das Schwarzenbeker Gymnasium Europaschule an der Buschkoppel 7 (5. November, 10.30 Uhr) sind dann auch die letzten beiden Konzertstationen vor der Rückreise nach Brasilien. Der Eintritt zu beiden Konzerten ist frei.
DreiwöchigeTour durch Deutschland
In Rio de Janeiro und seinem Umland hat die Camerata Laranjeiras schon weit mehr als 300 Konzerte gegeben. Ziel des Projektes ist es, Musik auf klassischen Instrumenten für alle zugänglich zu machen. Mithilfe der Deutschen Schule in Rio, dem Kultus- und Bildungsministerium in Bayern und der Firma Braun wurden alle Flugkosten übernommen. Durch eine Crowdfunding- Kampagne im Internet und weitere Spenden konnten alle weiteren Kosten für Transport und Verpflegung innerhalb Deutschlands gedeckt werden. Während ihres dreiwöchigen Aufenthalts werden sie an Austauschprogrammen mit Schulen in Regensburg und Hamburg teilnehmen, einen Benefizabend in Travemünde (2. November) veranstalten und ein Begegnungskonzert für Flüchtlinge in Berlin (31. Oktober) spielen.
Das Deutsche Symphonie- Orchester in Berlin spendet den Musikern Konzertkarten für die Philharmonie, und in Regensburg (27. Oktober) gaben Mitglieder der Münchener Symphoniker den jungen Brasilianern Unterricht.
Wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens
„Mittlerweile ist die Camerata Laranjeiras ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in Rio de Janeiro“, sagt Broosch. Ihren ersten großen Auftritt hatte die Gruppe bei einem Presseempfang der „Zeit“ in Rio während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014. Sogar bei den Olympischen Spielen 2016 spielten einige ihrer Musiker bei der Abschlusszeremonie mit.
Straßenkonzerte begeistern Kinder
Wichtiger sind Broosch jedoch die regelmäßigen Straßenkonzerte, um Kultur für alle erreichbar zu machen. „Insgesamt haben mehr als 100 Jugendliche schon in der Camerata gespielt oder an unseren kostenfreien Workshops teilgenommen“, freut sich die Musikerin: „Viele Kinder wollen ein Streichinstrument lernen, nachdem sie unser Orchester auf der Straße gehört haben.“
Über Dresden und Oslo nach Rio de Janeiro
Bereits als Siebenjährige nahm Karolin Broosch (35) am Instrumentalunterricht der Kreismusikschule teil. Nach ihrem Abitur studierte die Schwarzenbekerin zunächst in Hamburg, Dresden und Oslo Violine und Instrumentalpädagogik. 2007 reiste sie erstmals zu Konzerten nach Brasilien. „Ich habe mich zunächst in die musikalische Arbeit in den Favelas verliebt und später dann in den Geigenlehrer Tiago Cosmo“, sagt Broosch, die als Musikerin und Musiklehrerin arbeitet. Beide leben seit 2012 in Rio und haben eine Tochter. Gemeinsam mit der norwegischen Cellistin Kaja Fjellberg- Pettersen gründeten sie 2013 die Camerata Laranjeiras, benannt nach dem Stadtteil, in dem beide leben.