Schwarzenbek. Schwarzenbek. Seit vier Jahren gibt es das Mutter-Kind-Haus. Jetzt entstehen weitere acht Appartements – auch für Väter.

„Das ist für mich ein Novum“, freute sich Karl-Arnim Samsz, Bauingenieur aus Aumühle, über das Mitbringsel von Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig: Neben einer Ausgabe der Lauenburgischen Landeszeitung, seinen Bauzeichnungen und Geldmünzen wurde gestern auch eine Stadtfahne im Grundstein des neuen Mutter/Vater-Kind-Hauses an der Hamburger Straße 9 eingemauert.

Freikirche investiert eine Million Euro

Der von Samsz mit einem Fahrstuhl barrierefrei geplante Neubau auf dem Gelände hinter dem Gemeindehaus der Freien Evangelischen Gemeinde bietet auf einer Grundfläche von 252 Quadratmetern Platz für insgesamt acht Appartements. Rund eine Million Euro investiert die Stiftung Freie Evangelische Gemeinden Norddeutschlands in das Prohekt. In die Summe fließen neben den Kauf des 800 Quadratmeter großen Grundstücks auch der Abriss der alten Zahnarztvilla und die Kosten des Neubaus ein.

Einrichtung startete vor vier Jahren

Bereits 2012 zogen die ersten jungen Frauen in das erste Mutter-Kind-Haus ein, offiziell eingeweiht wurde es am 11. Mai 2013 – damals wie heute die einzige derartige Einrichtung im Kreisgebiet. Acht Jahre hatte Einrichtungsleiterin Britta Manzke nach möglichen Partnern für ihr Vorhaben gesucht und letztlich in der Freien Evangelischen Gemeinde gefunden. Den Anstoß hatte eine Begegnung mit lernbehinderten jungen Frauen gegeben, denen bei einer Schwangerschaft Abtreibung und Sterilisation empfohlen worden waren. Manzke und ihr Team bieten ihnen einen geschützten Raum, um ihren Alltag zu bewältigen und sich in der neuen Lebenssituation zurechtzufinden – und künftig auch Vätern: „Wir hatten in den vergangenen vier Jahren zwei Anfragen von Vätern“, berichtet Manzke. Im Altbau war die Aufnahme jedoch nicht möglich, weil diese sich ihr Appartement mit einer Frau hätten teilen müssen.

„Gemeinde hat Türen und Herzen geöffnet“

„Das war vor vier Jahren ein sehr mutiger Schritt. Die Gemeinde hat ihre Türen und Herzen geöffnet“, erklärte der Stiftungsvorsitzende Reinhard Spincke. Ein Schritt, der sich auf zweierlei Weise gelohnt habe: „Andere Gemeinde wurden ermutigt, Dinge anzugehen, und auch die Schwarzenbeker Gemeinde wird jetzt ganz anders wahrgenommen.“ Auch von den Gläubigen: Zählte sie vor vier Jahren noch 22 Mitglieder, sind es jetzt 39.

Das ist die Freie Evangelische Gemeinde

Die Stiftung Freie evangelische Gemeinde in Norddeutschland (FeGN) ist eine evangelische Freikirche mit angeschlossenem Diakoniewerk. Zu ihr gehören 42 Gemeinden in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und dem nördlichen Niedersachsen sowie die Elim-Diakonie in Hamburg. Seit 1896 ist sie als Stiftung organisiert. Ihre Ursprünge hat sie in der Choleraepidemie, die 1892 in Hamburg ausbrach und 8600 Todesopfer forderte. Aus der Versorgung der Kranken durch christliche Laien entstand die Diakoniearbeit, und zu den Evangelisationsveranstaltungen kamen damals Tausende. Heute hat die Freikirche etwa 3200 erwachsene Mitglieder. Zur Elim-Diakonie gehören vier Senioreneinrichtungen.